
Die Rolle der Optometrie in der Gesundheitsversorgung sehbehinderter älterer Menschen in der Schweiz
MISCELLANEOUS Olten – Sehbehinderungen sind bei älteren Menschen ab 70 Jahren weit verbreitet und nehmen mit dem Alter zu. Der Beruf des Optometristen kann eine wichtige Rolle in einem patientenorientierten Gesundheitssystem spielen, das medizinische und psychosoziale Aspekte berücksichtigt und eng mit Beratungsdiensten für Sehbehinderte zusammenarbeitet. Alexander Seifert und Daniela S. Nosch von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Standort Olten, untersuchten den aktuellen Stand der Zusammenarbeit zwischen Optometrie und Beratungsdiensten für Sehbehinderte, indem sie auf Basis der PROVIAGE-Studie die Überweisungspraxis von Optometristen an Beratungsdienste für Sehbehinderte für die ältere sehbehinderte Bevölkerung analysierten. Im Jahr 2022 wurde in der ganzen Schweiz eine nationale telefonische Befragung von Personen ab 70 Jahren sowie eine Online-Umfrage unter Fachleuten aus den Bereichen Augenheilkunde, Optometrie und Sehbehindertenberatung durchgeführt.
Die Antworten von 154 Personen mit Sehbehinderung und 272 Fachleuten (123 Augenärzte, 126 Optometristen und 23 Mitarbeiter von Beratungsdiensten für Sehbehindertenrehabilitation) wurden ausgewertet. 33,1% der Befragten mit altersbedingter Sehbehinderung gaben an, den Beratungsdienst für Sehbehinderte zu kennen. Von diesen gaben jedoch nur 11,7% an, in den letzten fünf Jahren eine solche Einrichtung besucht zu haben. 68% der Befragten besuchten den Augenarzt, aber nur 1,3% gingen wegen Sehproblemen zum Optometristen. Von den Augenärzten gaben 95,9% an, Patienten an Beratungsdienste für Sehbehinderte überwiesen zu haben, während dies nur bei 58,8% der Optometristen der Fall war.
In der November-Ausgabe 2024 des Fachjournals FRONTIERS IN HEALTH SERVICES fassen die Autoren zusammen, dass die Ergebnisse ihrer Untersuchung den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Überweisungspraktiken, den Bedürfnissen der Patienten und den potenziellen Hindernissen für die Überweisung älterer Menschen in der Schweiz aufzeigen. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen im Versorgungsnetzwerk würde die augenmedizinische Versorgung der alternden Bevölkerung verbessern, ohne dass zusätzliche Infrastruktur erforderlich wäre. (bs)
Autoren: Seifert A, Nosch DS. Korrespondenz: Daniela S. Nosch, Institute of Optometry, University of Applied Sciences and Arts Northwestern Switzerland (FHNW), Olten, Switzerland. E-Mail: daniela.nosch@fhnw.ch Studie: The role of optometry in healthcare for visually impaired older adult populations: a Swiss case study. Quelle: Front Health Serv. 2024 Nov 25;4:1378236. doi: 10.3389/frhs.2024.1378236. PMID: 39654554; PMCID: PMC11625777. Web: https://www.frontiersin.org/journals/health-services/articles/10.3389/frhs.2024.1378236/full