Effekte der externen neuromuskulären Elektrostimulation bei Frauen mit Dranginkontinenz
FUNCTIONAL UROLOGY Rize – Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen der externen neuromuskulären Elektrostimulation (NMES) auf Harndrangsymptome, die Kraft der Beckenbodenmuskulatur (PFMS), die Lebensqualität (QoL), die sexuelle Funktion, die Wahrnehmung einer subjektiven Verbesserung (PSI) und die Zufriedenheit bei Dranginkontinenz (UUI). Tugba Birben Kurt, Bulent Yilmaz und Seyda Toprak Celenay von der Medizinischen Fakultät der Recep Tayyip Erdogan University in Rize, Türkei, setzten ein randomisiertes und sham-kontrolliertes Studiendesign um. Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit der Diagnose UUI wurden zufällig der NMES-Gruppe (externe NMES + Lebensstilberatung, n = 15) und der Sham-Gruppe (Sham-NMES + Lebensstilberatung, n = 15) zugeteilt. Beide Gruppen führten die Anwendung für 30 Minuten an drei Tagen pro Woche über einen Zeitraum von acht Wochen durch. Das INNOVO®-Gerät (Atlantic Therapeutics, Galway, Irland; eine Art «Pants»), bestehend aus zwei tragbaren Ärmeln und acht externen Elektroden, wurde für die Anwendung der NMES eingesetzt. Das Verfahren wurde in einer rückenunterstützten Sitzposition mit einer spezifischen Wellenform und festgelegten Parametern durchgeführt (10 Hz Frequenz, 250 μs Impulsbreite, 0,5 s Rampenzeit für Auf- und Abstieg, 5 s Kontraktions- und 0 s Entspannungsphasen). In der Sham-Gruppe wurden die Elektroden wie in der NMES-Gruppe angeschlossen und das Licht und der Ton des Geräts eingeschaltet, aber der Strom wurde nicht erhöht. Harnsymptome wurden mit dem International Incontinence Consultation Questionnaire-Short Form (ICIQ-SF) und einem dreitägigen Blasentagebuch erfasst. PFMS wurde mit der Modified Oxford Scale (MOS), QoL mit dem King’s Health Questionnaire (KHQ) und die sexuelle Funktion mit dem Pelvic Organ Prolapse/Urinary Incontinence Sexual Function Questionnaire (PISQ-12) erfasst. PSI und Zufriedenheit wurden ebenfalls erhoben. Es zeigte sich eine stärkere Abnahme der ICIQ-SF-Werte, der durchschnittlichen Anzahl nächtlicher Toilettengänge und Inkontinenzepisoden sowie aller KHQ-Punkte (ausser zwischenmenschliche Beziehungen) und eine stärkere Zunahme des maximalen Miktionsvolumens, der MOS-Werte und der PISQ-12-Werte (emotional, physisch, insgesamt) in der NMES-Gruppe im Vergleich zur Sham-Gruppe (p < 0,05). In der Juli-Ausgabe 2024 des WORLD JOURNAL OF UROLOGY berichten die Autoren, dass die Wahrnehmung einer subjektiven Verbesserung und die Zufriedenheit in der NMES-Gruppe höher waren als in der Sham-Gruppe (p < 0,05). (cw)
Autoren: Kurt TB, Yilmaz B, Celenay ST. Korrespondenz: Tugba Birben Kurt, Department of Neurological Physiotherapy Rehabilitation, Guneysu Vocational School of Physical Therapy and Rehabilitation, Recep Tayyip Erdogan University, Rize, Turkey. E-Mail: tugba.birben@erdogan.edu.tr Studie: Effects of external neuromuscular electrical stimulation in women with urgency urinary incontinence: a randomized sham-controlled study. Quelle: World J Urol. 2024 Jul 21;42(1):423. doi: 10.1007/s00345-024-05126-7. PMID: 39033475; PMCID: PMC11271381. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s00345-024-05126-7
KOMMENTAR Die externe NMES erwies sich als effektive und ergänzende Methode zur Reduktion von Harnwegssymptomen und zur Verbesserung der PFMS, der Lebensqualität, der sexuellen Funktion, der subjektiven Verbesserung und der Zufriedenheit bei Frauen mit UUI. Es handelt sich jedoch um eine sehr kleine Kohorte, die in einer viel grösseren prospektiven Studie erweitert werden muss.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital