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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Prävention von Harnwegsinfektionen nach Zystoskopie und Urodynamik bei Frauen

LOWER URINARY TRACT Toronto – Harnwegsinfektionen (HWI) sind die häufigste Komplikation nach Zystoskopie und Urodynamik. Die Schätzungen der Inzidenz postinterventioneller Harnwegsinfekte variieren in der Literatur erheblich, wobei Werte von bis zu 20% nach Zystoskopie und bis zu 28% nach Urodynamik angegeben werden. In den aktuellen Empfehlungen wird keine Antibiotikaprophylaxe für beide Interventionen empfohlen, wobei die wissenschaftliche Basis für diese Empfehlung als eher schwach zu bewerten ist. Das Ziel der nachfolgend vorgestellten Studie von Anouk Benseler et al. von der University of Toronto, Ontario, Kanada, war es, die Inzidenz von HWI nach Zystoskopie oder Urodynamik bei Frauen zu reduzieren. Dazu wurden bekannte, modifizierbare Risikofaktoren periinterventionell optimiert. In einer ersten Untersuchung wurden 212 Frauen rekrutiert, Risikofaktoren für periinterventionelle HWI identifiziert und die Inzidenz von HWI erhoben. In einer zweiten Rekrutierungsrunde wurden 210 Frauen in die Studie eingeschlossen und prophylaktische Massnahmen durchgeführt. Einerseits wurden routinemässig Urinkulturen vor der Intervention angelegt, andererseits wurde auf die Gabe einer empirischen Antibiotikaprophylaxe, die in der ersten Kohorte ca. 2/3 der Patientinnen erhalten hatten, bei fehlenden Risikofaktoren verzichtet. Die Autoren berichten in der April-Ausgabe 2024 des Fachjournals NEUROUROLOGY AND URODYNAMICS, dass die getroffenen Massnahmen zu keiner Veränderung in der Inzidenz von früh auftretenden Harnwegsinfekten führten (9,0% vs. 9,2%; p = 0,680), jedoch wurden signifikant weniger antibiotikabedingte unerwünschte Ereignisse berichtet (8,5% vs. 1,5%; p = 0,001). Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Gesamtinzidenz von HWI zwischen den beiden Gruppen (7,8% vs. 5,6%; p = 0,649). (fa)

Autoren: Benseler A, Tomlinson G, Lovatsis D, Alarab M, McDermott CD. Korrespondenz: Colleen D. McDermott, MSc, MD, Mt Sinai Hospital, Suite 8-815, 700 University Ave, Toronto ON M5G 1Z5, Canada. E-Mail: colleen.mcdermott@utoronto.ca Studie: Optimizing practices to prevent urinary tract infection after cystoscopy and urodynamics in women: A quality improvement study. Quelle: Neurourol Urodyn. 2024 Apr;43(4):883-892. doi: 10.1002/nau.25447. Epub 2024 Mar 19. PMID: 38501377. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/nau.25447

KOMMENTAR Den Autoren gelang es nicht, die HWI-Rate durch die getroffenen Massnahmen zu senken. Die Rate an HWI war jedoch deutlich niedriger als in der Literatur berichtet. Auf eine empirische Antibiotikaprophylaxe sollte verzichtet werden, wenn keine prädisponierenden Faktoren vorliegen.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital