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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Überblick über die aktuelle Praxis in Europa zur diagnostischen Biopsie bei kleinen Nierentumoren

RENAL CANCER London – Die Biopsie von Nierentumoren kann bei der Risikostratifizierung von Nierentumoren mit Auswirkungen auf das Management helfen, wird aber unterschiedlich eingesetzt. Das Ziel der vorliegenden Studie einer internationalen Autorengruppe um Hannah Warren von der Division of Surgery and Interventional Sciences des University College London, Vereinigtes Königreich, war es, über aktuelle Praxismuster, Erfahrungen und Wahrnehmungen der Nierentumorbiopsie sowie über Forschungslücken im Zusammenhang mit kleinen Nierentumoren (small renal masses, SRM) zu berichten. Zwei webbasierte Umfragen, eine für Angehörige der Gesundheitsberufe (Health Care Practitioners, HCPs) und eine für Patienten, wurden im Januar 2023 über die European Association of Urology Young Academic Urologists Renal Cancer Working Group und die European Society of Residents in Urology verteilt. Auf die HCP-Umfrage gingen 210 Antworten ein (Antwortquote 51%), auf die Patientenumfrage 54 Antworten (Antwortquote 59%). Eine Minderheit der HCPs bietet eine Nierentumorbiopsie bei mehr als 50% der Patienten an (14%), während 48% dies bei weniger als 10% der Fälle tun. Die meisten HCP gaben an, dass eine Nierentumorbiopsie Managemententscheidungen beeinflusst (61,5%) oder manchmal beeinflusst (37,1%). Die HCP identifizierten Situationen, in denen sie die Biopsie nicht bevorzugen würden, wie z. B. zystische Tumoren und schwierige anatomische Lokalisationen. Die Autoren berichten im März 2024 im Fachjournal EUROPEAN UROLOGY OPEN SCIENCE, dass die Verfügbarkeit von Biopsiemöglichkeiten (67%) und Bedenken hinsichtlich einer Verzögerung der Behandlung (43%) Hindernisse für die Bereitstellung von Nierentumorbiopsien darstellten. (cw)

Autoren: Warren H, Rautio A, Marandino L, Pyrgidis N, Tzelves L, Roussel E, Muselaers S, Erdem S, Palumbo C, Amparore D, Wu Z, Ciccarese C, Diana P, Borregales L, Pavan N, Pecoraro A, Caliò A, Klatte T, Carbonara U, Marchioni M, Bertolo R, Campi R, Tran MGB. Korrespondenz: Hannah Warren, Urology Department, Royal Free Hospital, Pond Street, London, UK. E-Mail: hannahwarren@doctors.org.uk Studie: Diagnostic Biopsy for Small Renal Tumours: A Survey of Current European Practice. Quelle: Eur Urol Open Sci. 2024 Mar 2;62:54-60. doi: 10.1016/j.euros.2024.02.002. PMID: 38585205; PMCID: PMC10998268. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666168324002520

KOMMENTAR Die Durchführung von Nierentumorbiopsien für SRMs ist in Europa gering, obwohl sowohl HCPs als auch Patienten angaben, dass die Ergebnisse der Biopsien das Krankheitsmanagement beeinflussen können. Die Diagnose, Risikostratifizierung und das Management von SRMs werden zunehmend differenzierter (aktive Überwachung, Ablationstechniken, Chirurgie), so dass die Bedeutung der Nierentumorbiopsie zunimmt. In diesem Zusammenhang Ist die Nierentumorbiopsie bei Patienten mit Begleiterkrankungen, Einzelniere, chronischer Nierenerkrankung oder multiplen Tumoren zu bevorzugen, während sie bei zystischen Tumoren, SRMs an schwierigen Lokalisationen (z.B. anterior) oder bei Patienten, die Antikoagulanzien einnehmen, weniger geeignet erscheint. Diese Tendenzen stimmen mit den aktuellen Leitlinien und der berichteten Praxis überein.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital