Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Metaanalyse: Einfluss von präoperativen Alphablockern auf die Ureterorenoskopie

UROLITHIASIS Montréal – In dieser Arbeit aus Kanada und den Vereinigten Staaten legen die Autoren um Naeem Bhojani von der Division of Urology am Centre Hospitalier de l’Université de Montréal in Québec eine systematische Übersicht und Metaanalyse randomisierter Studien zur (primären) Ureteroskopie (URS) mit oder ohne präoperative Alphablocker-Therapie vor. Ausgewertet wurden die Parameter Notwendigkeit einer Ureterdilatation, Misserfolg bei der Erreichung des Steins, Operationsdauer, Reststeinrate, Spitalaufenthalt und Komplikationen. Die Reststeinrate wurde mit und ohne Berücksichtigung von spontanem Steinabgang, medikamentöser Non-Compliance oder unerwünschten Ereignissen, die zum Therapieabbruch führten, berichtet. Die Daten wurden mittels Random-Effects-Metaanalyse und Meta-Regression analysiert. In den 15 randomisierten Studien mit 1.653 Patienten erwies sich die URS als wirksam und sicher mit einer Steinfreiheitsrate von 81,2% und seltenen (2,3%) schwerwiegenden Komplikationen. Die präoperative Alphablocker-Therapie bestand aus Tamsulosin (11 Studien) oder Silodosin (vier Studien), die 1 bis 56 Tage (median 7 Tage) vor der URS verabreicht wurden. Die Kontrollgruppen erhielten Placebo (sieben Studien) oder keine zusätzliche präoperative Behandlung (acht Studien). Die präoperative Gabe von Alphablockern reduzierte die Notwendigkeit einer Ureterdilatation (Risikoverhältnis [RR] 0,48; 95% Konfidenzintervall [KI] 0,30 bis 0,75; p = 0,002), die Rate an Zugangsversagen (RR = 0,36; 95% KI 0,23 bis 0,57; p < 0,001), die Operationsdauer (mittlere Differenz [MD] -6 Minuten; 95% KI -8 bis -3; p < 0,001), das Risiko eines Reststeins in der primären (RR = 0,44; 95% KI 0,33 bis 0,66; p < 0,001) und adjustierten Analyse (RR = 0,52; 95% KI 0,40 bis 0,68; p < 0,001), die Dauer des Spitalaufenthalts (MD -0,3 Tage; 95% KI -0,4 bis -0,1; p < 0,001) und die Komplikationsrate (RR = 0,46; 95% KI 0,35 bis 0,59; p < 0,001). Wie die Autoren im April 2024 im BJUI COMPASS berichten, erhöhten Alphablocker das Risiko für ejakulatorische Dysfunktion und waren weniger wirksam bei Nieren- und oberen Harnleitersteinen. (cw)

Autoren: Bhojani N, Chew BH, Bhattacharyya S, Krambeck AE, Ghani KR, Miller LE. Korrespondenz: Larry E. Miller, PhD, PStat, Department of Biostatistics, Miller Scientific, 3101 Browns Mill Road, Ste. 6, #311, Johnson City, TN 37604, USA. E-Mail: larry@millerscientific.com Studie: Effect of preoperative alpha-blockers on ureteroscopy outcomes: A meta-analysis of randomised trials. Quelle: BJUI Compass. 2024. doi.org/10.1002/bco2.358 Web: https://bjui-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bco2.358

KOMMENTAR Der Wirkmechanismus der Wirksamkeit der präoperativen Alphablocker-Therapie beruht wahrscheinlich auf einer Relaxation der glatten Muskulatur des distalen Ureters und einer Dilatation des distalen Ureterlumens, was die retrograde Intubation und den Zugang zum Stein erleichtert. Der Befund, dass Alphablocker bei distalen Uretersteinen wirksamer sind, wird durch die höhere Konzentration von Alpharezeptoren im distalen Ureter unterstützt. Während die URS eine wirksame und sichere Behandlung von Steinleiden darstellt, ist die präoperative Therapie mit Alphablockern gut verträglich und kann die Patientenergebnisse weiter verbessern. Insgesamt ist es aus Sicht der Autoren jedoch diskussionswürdig, ob nicht eine primäre Ureterschienung (DJ) bei Harnleitersteinen gefolgt von einer sekundären Ureterorenoskopie oder «nur» eine Alphablocker-Therapie gefolgt von einer primären Ureterorenoskopie das sicherere Vorgehen wäre.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital