Konservative Therapie bei hochgradigem Nierentrauma
TRAUMA Jakarta – Dieser systematische Literaturrecherche identifizierte Studien, die sich mit hochgradigen Nierenverletzungen bei Erwachsenen und Kindern befassten. Johannes Cansius Prihadi, Antoninus Hengky und Stevan Kristian Lionardi von der Atma Jaya Catholic University of Indonesia in Jakarta, Indonesien, konzentrierten sich auf den Vergleich von konservativen und symptomatischen Behandlungsmaßnahmen wie Beobachtung, Ruhe, Transfusionen und Angioembolisation mit chirurgischen Behandlungsmaßnahmen. Die Suchstrategien umfassten spezifische medizinische Schlüsselwörter und Schlüsselwörter im Zusammenhang mit konservativer Behandlung, Nierenverletzung, Mortalität und Nierenerhalt. Zur Schätzung der Nephrektomie- und Mortalitätsraten wurden randomisierte und Fixed-Effects-Metaanalysen durchgeführt. Insgesamt wurden 36 bzw. 29 Studien in die qualitative bzw. quantitative Synthese eingeschlossen. Keine der in die Analyse eingeschlossenen Studien war eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT), sondern alle waren retrospektive oder prospektive Kohortenstudien. Von den eingeschlossenen Studien schlossen zehn sowohl Erwachsene als auch Kinder ein, während sich 15 Studien ausschließlich auf Kinder und neun Studien ausschließlich auf Erwachsene konzentrierten. In den verbleibenden zwei Studien wurde die Zielpopulation und das Alter nicht angegeben. Hinsichtlich der Art der untersuchten Verletzungen konzentrierten sich 25 Studien auf stumpfe Traumata, eine Studie untersuchte penetrierende Traumata, und die restlichen zehn Studien untersuchten beide Arten von Verletzungen. Die meisten der in die Analyse einbezogenen Studien befassten sich hauptsächlich mit Nierenverletzungen niedrigen Schweregrades, und die Gesamtzahl der Teilnehmer aller Schweregrade betrug 2.624. Die Erfolgsrate der konservativen Behandlung bei Nierenverletzungen hohen Schweregrades in jeder der ausgewählten Studien lag zwischen 56,3% und 100%, während die Erfolgsrate der operativen Behandlung zwischen 50% und 100% lag. Die Gesamterfolgsrate der konservativen Behandlung betrug 86,3%, während die Erfolgsrate der operativen Behandlung 96,1% betrug. Die aggregierten Daten zeigten eine kumulative Risikodifferenz von 0,52 (95% Konfidenzintervall [KI] 0,38 – 0,66; p < 0,001), was darauf hindeutet, dass die Wahrscheinlichkeit einer Nephrektomie bei einer operativen Behandlung höher ist als bei einer konservativen Therapie. Wie die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation im April 2024 beim BJU INTERNATIONAL mitteilen, zeigte die konservative Behandlung eine geringere Risikodifferenz in Bezug auf die Mortalität von 0,09 (95% KI 0,05 – 0,13; p < 0,001). (cw)
Autoren: Prihadi JC, Hengky A, Lionardi SK. Korrespondenz: Antoninus Hengky, Center of Health Research, Atma Jaya Catholic University of Indonesia, Jakarta, Indonesia. E-Mail: antoninushengky@gmail.com Studie: Conservative management in high-grade renal trauma: a systematic review and meta-analysis. Quelle: BJU Int. 2024 Apr 2. doi: 10.1111/bju.16343. Epub ahead of print. PMID: 38566265. Web: https://bjui-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bju.16343
KOMMENTAR Die vorliegende Analyse zeigt, dass hämodynamisch stabile Patienten nicht immer eine chirurgische Intervention benötigen, da sich schwere Nierenverletzungen unter nicht-operativen Methoden spontan erholen können. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wahl einer konservativen Behandlung bei hochgradigen Nierenverletzungen (insbesondere bei hämodynamisch stabilen Patienten) im Vergleich zur operativen Behandlung mit einem geringeren Mortalitätsrisiko und einer geringeren Wahrscheinlichkeit einer Nephrektomie verbunden ist. Diese Ergebnisse liefern belastbare Beweise dafür, dass die konservative Behandlung als eine effektive Behandlungsoption für hochgradige Nierenverletzungen in Betracht gezogen werden sollte.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital