Tumor-DNA als Biomarker aus dem Blut beim Uvealen Melanom
TUMOR Rotterdam – Das Uveale Melanom (UM) neigt in hohem Masse zur Metastasierung. Die Prognose ist mit spezifischen Genmutationen und Kopienzahlvariationen (copy number variations; CNVs) assoziiert. Aufgrund der augenschonenden Strahlentherapie steht jedoch meist nur begrenzt primäres Tumorgewebe für die molekulare Charakterisierung zur Verfügung. Ziel der Studie des Teams um Daniel P. de Bruyn vom Erasmus MC in Rotterdam, Niederlande, war es, den Anstieg der zirkulierenden Tumor-DNA (ctDNA) bei UM zu evaluieren dessen Nutzen für die Klassifikation von Patienten mit UM zu prüfen. In einer Pilotstudie wurden die ctDNA-Spiegel im Blut von Patienten mit UM (n = 18) zu verschiedenen Zeitpunkten bestimmt. Dazu gehörten der Zeitpunkt der Diagnose (n = 13), Zeitpunkte während der Behandlung mit fraktionierter stereotaktischer Strahlentherapie (fSRT) (n = 6) und der Zeitpunkt des Nachweises von Metastasen (n = 13). Mittels shallow Wohle Genome Sequencing (sWGS) in Kombination mit In-silico-Grössenselektion wurden prognostisch relevante CNVs bei Patienten mit UM (n = 26) aus peripherem Blut identifiziert, das zum Zeitpunkt der Diagnose (n = 9), während der fSRT (n = 5), während der Nachsorge nach der Therapie (n = 4), bei Metastasennachweis (n = 6) und der Metastasennachsorge (n = 4) entnommen wurde. Bei insgesamt 34 Patienten wurde zu verschiedenen Zeitpunkten Blut auf ctDNA untersucht (n = 18) und/oder eine CNV-Analyse durchgeführt (n = 26). Zum Zeitpunkt der Diagnose hatten 5 von 13 Patienten (38%) nachweisbare ctDNA (Median = 0 Kopien/ml). Bei Nachweis einer metastasierten Erkrankung war ctDNA bei 10 von 13 Patienten (77%) nachweisbar und zeigte erhöhte ctDNA-Spiegel (Median = 24 Kopien/ml; p < 0,01). Von den sechs Patienten, die während der fSRT untersucht wurden, hatten drei (50%) Patienten zu Beginn der Studie nachweisbare ctDNA und bei drei Patienten (50%) konnte keine ctDNA nachgewiesen werden. Während der fSRT-Behandlung blieben die ctDNA-Spiegel unverändert (p > 0,05). Die ctDNA-Fraktionen waren bei lokalisierten Erkrankungen nicht nachweisbar bis gering, und sWGS konnte den Chromosom-3-Status aus Blutproben nicht identifizieren. Bei 7 von 10 (70%) Patienten mit Metastasen entsprach der Nachweis eines Chromosom-3-Verlustes jedoch der Klasse mit hohem Metastasierungsrisiko. In der Februar-Ausgabe 2024 des Fachjournals INVESTIGATIVE OPHTHALMOLOGY & VISUAL SCIENCE kommen die Autoren zu dem Schluss, dass der beobachtete Anstieg der ctDNA-Werte bei Patienten mit metastasierendem UM auf einen möglichen Nutzen für die CNV-Profilierung hinweist. Die Ergebnisse zeigen das Potenzial der Verwendung von ctDNA für den Nachweis von Metastasen und die Aufnahme von Patienten in Therapiestudien beim metastasierten Uvealen Melanom. (bs)
Autoren: de Bruyn DP, van Poppelen NM, Brands T, van den Boom SC, Eikenboom E, Wagner A, van Veghel-Plandsoen MM, Geeven G, Beverloo B, van Rij CM, Verdijk RM, Naus NC, Bagger MM, Kiilgaard JF, de Klein A, Brosens E, Kiliç E. Korrespondenz: Emine Kiliç, Department of Ophthalmology, Erasmus MC, Dr. Molewaterplein 40, Rotterdam 3015 GD, The Netherlands. E-Mail: e.kilic@erasmucmc.nl Studie: Evaluation of Circulating Tumor DNA as a Liquid Biomarker in Uveal Melanoma. Quelle: Invest Ophthalmol Vis Sci. 2024 Feb 1;65(2):11. doi: 10.1167/iovs.65.2.11. PMID: 38319670; PMCID: PMC10854420. Web: https://iovs.arvojournals.org/article.aspx?articleid=2793353