Hinweise auf den sexuellen Übertragungsweg von Affenpocken
EPIDEMIOLOGY Pereira – Alfonso J. Rodriguez-Morales und Gustavo Lopardo aus der Grupo de Investigación Biomedicina an der Faculty of Medicine der Fundacion Universitaria Autonoma de las Americas in Pereira, Kolumbien interessierten sich für den Übertragungsweg von Affenpocken. Sie entstehen durch ein zoonotisches DNA-Virus, erstmals identifiziert 1958 in asiatischen Affen. 1970 wurde es erstmals in einem Menschen nachgewiesen. Bisher galt das Virus endemisch in West- und Zentralafrikanischen Ländern. Zu einem erstmaligen Ausbruch ausserhalb Afrikas kam es 2003 in den USA, eingeschleppt über importiere Nagetiere. Seit 2018 wurden sporadische Fälle aus dem Vereinigten Königreich, Singapur und den USA vermeldet, ebenfalls eingeschleppt über Nagetiere. Ab Frühling 2022 kam es erstmals zu einem grösseren Ausbruch ausserhalb von Afrika, mit 2.677 gemeldeten Fällen bis Ende Juni 2022. Die Übertragung betrifft dabei häufig Männer, welche gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr praktizieren (MSM). Dadurch bedingt und bedingt durch berichtete Co-Infektionen mit sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD) wie Syphilis wurde der Verdacht laut, dass die Übertragung im aktuellen Ausbruch sexuell verlaufen könnte. Zudem konnte das Virus in der Samenflüssigkeit nachgewiesen werden und oftmals werden genitale oder rektale Läsionen berichtet, so dass die aktuell verfügbaren Daten den Verdacht einer sexuellen Übertragung stützen. Wie die Autoren in der Juni-Ausgabe 2022 des Fachjournals PATHOGENS darstellen, konnten als Risikofaktoren durch Auswertung präliminärer Daten ein junges Patientenalter, MSM, sexuelles Risikoverhalten, HIV-Infektion und STD-Erkrankungen in der Vorgeschichte identifiziert werden, was als weiteres Argument für die Theorie der sexuellen Übertragung angeführt werden kann. (fa)
Autoren: Rodriguez-Morales AJ, Lopardo G. Korrespondenz: Alfonso J. Rodriguez-Morales, Grupo de Investigación Biomedicina, Faculty of Medicine, Fundacion Universitaria Autonoma de las Americas, Pereira 660003, Colombia. E-Mail: arodriguezmo@cientifica.edu.pe Studie: Monkeypox: Another Sexually Transmitted Infection? Quelle: Pathogens. 2022 Jun 21;11(7):713. doi: 10.3390/pathogens11070713. PMID: 35889960; PMCID: PMC9318491. Web: https://www.mdpi.com/2076-0817/11/7/713
KOMMENTAR Eine sexuelle Übertragung der Affenpocken scheint durchaus denkbar. Zudem existieren Fallberichte, welche über singuläre, ulzerierende, penile Läsionen bei Affenpockeninfektion berichten, so dass nebst den bekannten Genitalulzera bildenden Erkrankungen in Zukunft bei Vorliegen von Genitalulzera auch an eine Affenpockeninfektion gedacht werden sollte. Anzumerken ist, dass es sich hinsichtlich der sexuellen Übertragung vorerst erst um eine Hypothese handelt, welche mittels weiterer Untersuchungen bestätigt werden muss.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital