Prädiktionsfaktoren und Ergebnisse bei Patienten mit PSMA-Radioguided Salvage Lymphadenektomie bei lymphonodalem Rezidiv
PROSTATE CANCER Hamburg – In dieser prospektiven Kohortenstudie von Sophie Knipper et al. aus dem Prostatakrebszentrum Martini-Klinik auf dem Campus des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Deutschland, wurden die gesammelten Daten von Patienten, die eine PSMA-Radioguided Salvage Lymphadenektomie (PSMA-RGS) bei lymphonodalem Rezidiv nach radikaler Prostatektomie erhielten, retrospektiv ausgewertet. Der Untersuchungszeitraum umfasste PSMA-RGS zwischen 2014 und 2020. Einerseits werden in dieser elektronischen Vorabpublikation im Juni 2022 beim Fachjournal EUROPEAN UROLOGY onkologische Ergebnisse berichtet, andererseits auch präoperative Faktoren identifiziert, die mit verbesserten Outcomes assoziiert sind. Alle Patienten präsentierten sich mit einem biochemischen Rezidiv bei limitiert lymphonodaler Metastasierung und wurden entweder in Hamburg oder München mittels PSMA-RGS operiert. Insgesamt wurden 364 Patienten operiert. In 94% der Fälle konnte metastatisches Gewebe im Rahmen der Operation entfernt werden. Innerhalb von 2 bis 16 Wochen nach der PSMA-RGP erreichten 165 der 364 Patienten einen PSA-Wert von <0,2 ng/ml. Innerhalb von 3 Monaten nach der Operation lag die Rate von Clavien-Dindo III-IV Komplikationen bei 6,6%. Nach zwei Jahren lag die Rate der biochemische Rezidivfreiheit bei 32% und die Rate der Therapiefreiheit bei 58%. Die multivariablen Analysen zeigten, dass ein höheres präoperatives PSA (HR 1,07), eine höhere Anzahl an PSMA-PET-CT Läsionen (HR 1,23; entspricht im weitesten Sinne der Anzahl PSMA-positiver Lymphknoten) und verschiedene Lokalisationen (pelvin und retroperitoneal; HR 1,9), sowie die rein retroperitoneale Lokalisation (HR 2,04) unabhängige Prädiktoren für ein schlechteres Abschneiden in der biochemischen Rezidivfreiheit waren. (cw)
Autoren: Knipper S, Mehdi Irai M, Simon R, Koehler D, Rauscher I, Eiber M, van Leeuwen FWB, van Leeuwen P, de Barros H, van der Poel H, Budäus L, Steuber T, Graefen M, Tennstedt P, Heck MM, Horn T, Maurer T. Korrespondenz: Sophie Knipper, Martini-Klinik Prostate Cancer Center, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Martinistraße 52, 20246 Hamburg, Germany. E-Mail: a.knipper@uke.de Studie: Cohort Study of Oligorecurrent Prostate Cancer Patients: Oncological Outcomes of Patients Treated with Salvage Lymph Node Dissection via Prostate-specific Membrane Antigen-radioguided Surgery. Quelle: Eur Urol. 2022 Jun 16:S0302-2838(22)02408-3. doi: 10.1016/j.eururo.2022.05.031. Epub ahead of print. PMID: 35718637. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0302283822024083
KOMMENTAR Die PSMA-RGS ist ein hochexperimenteller Therapieansatz, der nur in eigens dafür spezialisierten Zentren angeboten werden sollte. Von den bekanntesten Zentren sind Hamburg und München weltweit am erwähnenswerten, und hier ist auch dieses prospektive Register entstanden. Die daraus abgeleiteten Daten zeigen, dass die sorgfältige Patientenauswahl bei der PSMA-RGS an oberster Stelle stehen sollte. Nur wenige Patienten scheinen von der PSMA-RGS in ausreichendem Masse zu profitieren. Es scheint jedoch andererseits auch Patienten zu geben, die nach einer PSMA-RGS ein komplettes biochemisches Ansprechen zeigen und somit möglicherweise sehr von dieser Therapie profitiert haben. Natürlich fehlt eine Vergleichsgruppe und der Parameter des biochemischen Ansprechens ist unzureichend, um hieraus ableiten zu können, ob diese Patienten auch langfristig profitieren (metastasenfreies Überleben, krebsspezifisches Überleben?). Hier wird die Forschungsgruppe in Zukunft sicherlich noch weitere Langzeitdaten liefern.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital