Risiko von Schlaganfall, Myokardinfarkt und Tod nach Netzhautarterienverschluss
MEDICAL RETINA Paolo Alto – Patienten mit retinalen Arterienverschlüssen (RAOs) wird empfohlen, wird zwar empfohlen, sich umgehend einer diagnostischen Abklärung ihres Schlaganfallrisikos zu unterziehen, das tatsächliche Risiko für Folgeereignisse wie Tod und vaskuläre Komplikationen nach einem RAO ist jedoch unbekannt. In der vorliegenden retrospektiven Kohortenstudie hat das Team um Karen M. Wai aus dem Byers Eye Institute der Stanford University School of Medicine in Palo Alto, USA, aggregierte elektronische Gesundheitsdaten aus TriNetX, einem Netzwerk mit Daten von über 111 Millionen Patienten, zwischen dem 1. Januar 2003 und dem 14. April 2023 verwendet. Ziel war es, die kurz- und langfristige Inzidenz von Schlaganfall, Myokardinfarkt (MI) und Tod bei RAO-Patienten im Vergleich zur Kontrollkohorte zu bestimmen. RAO-Patienten und eine Kontrollgruppe von Katarakt-Patienten wurden identifiziert und hinsichtlich Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und Komorbiditäten wie Hypertonie, Diabetes, Hyperlipidämie und Raucherstatus gematcht. Patienten mit Schlaganfall oder Herzinfarkt innerhalb von zwei Jahren vor der Diagnose von RAO oder Katarakt wurden ausgeschlossen. Die Hauptzielparameter waren die Raten von Tod, Schlaganfall und Myokardinfarkt zwei Wochen, 30 Tage, ein Jahr, fünf Jahre und zehn Jahre nach der RAO im Vergleich zu den entsprechenden Kontrollen. Die RAO-Kohorte umfasste insgesamt 34.874 Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens einem Jahr. Das Durchschnittsalter dieser Gruppe zum Zeitpunkt der RAO-Diagnose betrug 66 Jahre, mit einer Standardabweichung von 15,2 Jahren. Die Mortalitätsrate nach der Diagnose eines RAO war nach zwei Wochen höher als nach einer Kataraktoperation (0,14% vs. 0,06%, relatives Risiko [RR] 2,45). Das relative Risiko blieb erhöht, nahm aber im Verlauf ab: nach 30 Tagen betrug es 2,10, nach einem Jahr 1,78, nach fünf Jahren 1,28 und nach zehn Jahren betrug das RR 1,05. Das Schlaganfallrisiko nach RAO war nach zwei Wochen mit 1,72% vs. 0,08% deutlich erhöht, RR 21,43. Auch hier zeigte sich eine Abnahme des erhöhten relativen Risikos über die Zeit: RR 14,18 nach 30 Tagen, RR 5,20 nach einem Jahr, RR 2,24 nach fünf Jahren und 1,59 nach zehn Jahren. Auch das Risiko für einen Myokardinfarkt war zwei Wochen nach RAO erhöht: 0,16% vs. 0,06%, was einem relativen Risiko von 3,00 entspricht. Nach 30 Tagen sank das RR auf 2,61, nach einem Jahr auf 1,72, nach fünf Jahren auf 1,21 und nach zehn Jahren auf 1,12. Die Studie, veröffentlicht in der Oktober-Ausgabe 2023 des Fachmagazins JAMA OPHTHALMOLOGY, zeigte ein erhöhtes Risiko für Tod, Schlaganfall und Myokardinfarkt bei Patienten mit RAO sowohl kurz- als auch langfristig nach RAO im Vergleich zu einer entsprechenden Kontrollgruppe mit diagnostizierter Katarakt. Nach Ansicht der Autoren legen diese Ergebnisse nahe, dass eine multidisziplinäre Bewertung und langfristige systemische Nachsorge von Patienten mit RAO erforderlich ist. (bs)
Autoren: Wai KM, Knapp A, Ludwig CA, Koo E, Parikh R, Rahimy E, Mruthyunjaya P. Korrespondenz: Karen M. Wai, MD, Byers Eye Institute, Horngren Family Vitreoretinal Center, Department of Ophthalmology, Stanford University School of Medicine, Palo Alto, California. Studie: Risk of Stroke, Myocardial Infarction, and Death After Retinal Artery Occlusion. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2023 Oct 26:e234716. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2023.4716. Epub ahead of print. PMID: 37883068; PMCID: PMC10603578. Web: https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2810736