Intraoperative PSMA-PET-Bildgebung zur Beurteilung von Gewebsproben während der radikalen Prostatektomie
PROSTATE CANCER Essen – Die Vermeidung positiver Schnittränder (R1) bei der radikalen Prostatektomie (RP) ist von besonderem Interesse, da ungünstige R1 (> 3 mm und/oder multifokal) ein höheres onkologisches Risiko für die Entwicklung von Metastasen darstellen und möglicherweise eine zusätzliche postoperative Strahlentherapie erforderlich machen. In ihrer Pionierarbeit haben Schlomm et al. (https://doi.org/10.1016/j.eururo.2012.04.057) beschrieben, dass die intraoperative Schnellschnittuntersuchung (IFS) das Potenzial hat, die Nervenschonung während der RP signifikant zu erhöhen und R1 zu reduzieren. Das Hauptziel dieser vorliegenden Machbarkeitsstudie von Christopher Darr aus der Urologischen Abteilung des Universitätsklinikums Essen, Deutschland, und weiterer Kollegen war es, zu untersuchen, ob PSMA-gesteuerte PET-Radiopharmazeutika in Kombination mit einem neuartigen intraoperativen „Specimen-PET/CT-Scanner“ verwendet werden können, um ein ausreichendes Signal von Prostatakarzinom-Läsionen innerhalb von entfernten Prostata- und Lymphknotenproben zu detektieren, und ob die Bildgebungsergebnisse auch für die intraoperative Schnittrandbeurteilung verwendet werden können. Zu diesem Zweck unterzogen sich Patienten mit histologisch gesichertem Hochrisiko-Prostatakarzinom zunächst einer PSMA PET/CT, gefolgt von RP und anschliessender ex-vivo Specimen-PET/CT-Bildgebung (AURA10; XEOS Medical, Gent, Belgien). Zehn Patienten nahmen teil. Sechs Patienten erhielten 68Ga-PSMA-11 und vier Patienten 18F-PSMA-1007. Die Radioaktivität des resezierten Gewebes wurde erneut mithilfe des Specimen-PET/CT-Geräts gemessen, das für die intraoperative Beurteilung der Schnittränder entwickelt wurde. Alle Indexläsionen der Staging-Magnetresonanztomographie konnten visualisiert werden. Insgesamt korrelierte das Specimen-PET/CT gut mit dem konventionellen PET/CT hinsichtlich der Detektion verdächtiger Tracer-Foci (Pearson-Koeffizient 0,935). Darüber hinaus zeigte das Specimen-PET/CT alle auf dem konventionellen PET/CT nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen (n = 3) sowie drei zuvor nicht erkannte Lymphknotenmetastasen. Darüber hinaus zeigt sich, dass alle positiven oder knappen (< 1 mm) Schnittränder in Übereinstimmung mit der Histopathologie sichtbar gemacht werden konnten. Laut Angabe der Autoren in der Juni-Ausgabe 2023 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY OPEN SCIENCE werden im Rahmen zukünftiger Studien weiterhin ex-vivo Specimen-PET/CT prospektiv mit einer Schnellschnittanalyse zur Detektion von R1 und zur Bewertung des biochemisch rezidivfreien Überlebens verglichen werden. (cw)
Autoren: Darr C, Costa PF, Kahl T, Moraitis A, Engel J, Al-Nader M, Reis H, Köllermann J, Kesch C, Krafft U, Maurer T, Köhler D, Klutmann S, Falkenbach F, Kleesiek J, Fendler WP, Hadaschik BA, Herrmann K. Korrespondenz: Christopher Darr, Department of Urology, University Hospital Essen, Hufelandstr. 55, 45147 Essen, Germany. E-Mail: christopher.darr@uk-essen.de Studie: Intraoperative Molecular Positron Emission Tomography Imaging for Intraoperative Assessment of Radical Prostatectomy Specimens. Quelle: Eur Urol Open Sci. 2023 Jun 15;54:28-32. doi: 10.1016/j.euros.2023.05.017. PMID: 37361199; PMCID: PMC10285557. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666168323002586
KOMMENTAR Als kleine „sneak-preview“ in die mögliche Zukunft der intraoperativen Schnellschnittdiagnostik mittels ex-vivo PSMA-PET-Scanner ist dieser Artikel sehr interessant. Natürlich ist diese Studie eine reine Machbarkeitsstudie und man sollte noch nicht von einem Trend in diese Richtung sprechen. Momentan bleibt es grossen Zentren wie Essen oder Hamburg vorbehalten, diese neuartige Technologie adäquat zu testen. Je nach Entwicklung könnte diese Technologie jedoch in den nächsten Jahren zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz zur konventionellen Schnellschnittdiagnostik werden, da der ex-vivo-Scanner eine sehr schnelle intraoperative Beurteilung des Schnittrandes ohne die Mithilfe der Pathologie erlauben könnte.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital