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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Aussichten auf eine personalisierte, risikobasierte Active-Surveillance-Strategie

PROSTATE CANCER Cambridge – Aktive Überwachung (Active Surveillance, AS) ist eine wichtige Management-Option für Männer mit Prostatakrebs im Frühstadium. Viele Leitlinien empfehlen jedoch eine identische AS-Nachsorge für alle, ohne die unterschiedlichen Krankheitsverläufe zu berücksichtigen. In einer früheren Studie schlugen die Autoren um Vineetha Thankapannair vom Department of Urology des Cambridge University Hospitals NHS Foundation Trust, Vereinigtes Königreich, eine pragmatische, dreistufige STRATified CANcer Surveillance (STRATCANS)-Nachsorgestrategie auf der Grundlage unterschiedlicher Progressionsrisiken aus klinisch-pathologischen und bildgebenden Merkmalen vor (Gnanapragasam VJ, Barrett T, Thankapannair V, et al. Using prognosis to guide inclusion criteria, define standardised endpoints and stratify follow-up in active surveillance for prostate cancer. BJU Int 2019;124:758–67.) Das Ziel dieser aktuellen Analyse war es, erste Ergebnisse aus der Implementierung des STRATCANS-Protokolls in ihrem Zentrum zu berichten. Dazu wurden Männer in ein prospektives, stratifiziertes Nachsorgeprogramm aufgenommen und in drei Gruppen mit unterschiedlicher Intensität der Nachsorge eingeteilt, basierend auf dem National Institute for Health and Care Excellence (NICE): Cambridge Prognostic Group (CPG) 1 oder 2, PSA-Density-Wert und der Likert-Skala des MRT-Befundes bei Aufnahme(https://www.cancerresearchuk.org/about-cancer/prostate-cancer/stages/cambridge-prognostic-group-cpg). Die Studie untersuchte die Progression zu CPG 3, jede pathologische Progression, den Abbruch der AS und die Entscheidung der Patienten für eine Behandlung. Insgesamt wurden die Daten von 156 Männern (mittleres Alter 67,3 Jahre) analysiert, die sich in verschiedenen Stadien der Erkrankung befanden. Der Medianzeitraum für die AS betrug vier Jahre und für die STRATCANS-Nachsorge 1,5 Jahre. Von den 156 Patienten verblieben 135 (86,5 %) in der AS oder wechselten in die Beobachtungsphase, während 6 (3,8 %) die AS aus eigenem Wunsch beendeten. Die Studie ergab, dass die Progressionsraten zu CPG 3 und jegliche Progression mit steigender Intensität der STRATCANS-Nachsorge zunahmen (STRATCANS 1: weniger strenge Nachsorge, STRATCANS 2: strengere Nachsorge, STRATCANS 3: strengste Nachsorge, siehe Tabelle 1). Durch die Erhöhung der STRATCANS-Stufen (1, 2 und 3) betrugen die Progressionsraten zu CPG 3 und allen Progressionsereignisse 0% bzw. 4,6%, 3,4% bzw. 8,6% und 7,4% bzw. 22,2% (p = 0,019). Die Autoren stellen in der Märzausgabe 2023 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY OPEN SCIENCE dar, dass die STRATCANS-Nachsorge im Vergleich zu den aktuellen Empfehlungen der NICE-Leitlinien (erste 12 Monate der AS) eine potenzielle Reduktion von 22% bei festen Nachsorgeterminen und 42% bei MRT-Untersuchungen bedeuten würde. (cw)

[Tab. 1]

Autoren: Thankapannair V, Keates A, Barrett T, Gnanapragasam VJ. Korrespondenz: Vincent J. Gnanapragasam, Division of Urology, Department of Surgery, University of Cambridge, Cambridge, UK. E-Mail: vjg29@cam.ac.uk Studie: Prospective Implementation and Early Outcomes of a Risk-stratified Prostate Cancer Active Surveillance Follow-up Protocol. Quelle: Eur Urol Open Sci. 2023 Jan 24;49:15-22. doi: 10.1016/j.euros.2022.12.013. PMID: 36874604; PMCID: PMC9975013. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666168323000071

KOMMENTAR Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine einfache risikobasierte AS-Strategie möglich ist, und unterstützen die stratifizierte Intensität der Nachsorge. Die Implementierung von STRATCANS könnte die Nachsorge für Männer mit geringem Progressionsrisiko reduzieren und gleichzeitig Ressourcen für diejenigen freisetzen, die eine intensivere Nachsorge benötigen. Die Studie ist jedoch durch die kurze Nachbeobachtungszeit, die relativ kleine Kohorte und ihrer Einzelzentrumsstruktur limitiert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vorgestellte Methode eine praktische Möglichkeit bietet, die Nachsorge von Männern mit aktiv überwachtem Prostatakrebs zu personalisieren. Zum aktuellen Zeitpunkt stellt dieser Weg jedoch nur einen Vorschlag dar, der durch ausreichende Ergebnisse aus der Nachbeobachtung ergänzt werden sollte.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital