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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Review und Metaanalyse zur Beckendrainage und zum Zeitpunkt der Entfernung des urethralen Katheters nach RARP

PROSTATE CANCER Wien – Die vorliegende Studie eines internationalen Forscherteams um Takafumi Yanagisawa von der Urologischen Abteilung des Comprehensive Cancer Center der Medizinischen Universität Wien, Österreich, untersuchte den klinischen Wert der routinemässigen Anlage einer Drainage und der frühzeitigen Entfernung des transurethralen Dauerkatheters bei Patienten, die sich einer roboterassistierten radikalen Prostatektomie (RARP) unterzogen haben. Da die perioperative Behandlung, wie z.B. die Notwendigkeit einer Drainage oder der optimale Zeitpunkt der Katheterentfernung, in verschiedenen Kliniken weiterhin sehr unterschiedlich gehandhabt wird, war es das Ziel, diese Variabilität zu quantifizieren. Die Autoren führten eine systematische Literaturrecherche inklusive einer Metaanalyse durch und identifizierten acht Studien mit insgesamt 5.112 Patienten für die Analyse bezüglich Drainage und sechs Studien mit 2.598 Patienten für die Katheteranalyse. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Komplikationen zwischen Patienten mit und ohne Drainage gefunden. Der Verzicht auf eine Drainage führte zu einer Reduktion des postoperativen Ileus. Symptomatische Lymphozelen oder andere Komplikationen wurden durch die Drainage nicht verhindert. Die frühe Entfernung des Katheters führte zu einem erhöhten Risiko für Harnverhaltung. Darüber hinaus berichten die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation beim BJU INTERNATIONAL im April 2023, dass es keine Unterschiede in Bezug auf Anastomosenleckagen und frühe Kontinenzraten zwischen Patienten mit und ohne frühzeitiger Katheterentfernung gab. (cw)

Autoren: Yanagisawa T, Kawada T, Mostafaei H, Sari Motlagh R, Quhal F, Laukhtina E, Rajwa P, von Deimling M, Bianchi A, Pallauf M, Pradere B, Karakiewicz PI, Miki J, Kimura T, Shariat SF. Korrespondenz: Shahrokh F. Shariat, Department of Urology, Comprehensive Cancer Center, Medical University of Vienna, Wahringer Gurtel 43 18-20, 1090 Vienna, Austria. E-Mail: shahrokh.shariat@meduniwien.ac.at Studie: Role of pelvic drain and timing of urethral catheter removal following RARP: a systematic review and meta-analysis. Quelle: BJU Int. 2023 Apr 4. doi: 10.1111/bju.16022. Epub ahead of print. PMID: 37014288. Web: https://bjui-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bju.16022

KOMMENTAR Die Studie ist interessant, weil sie einen Beitrag zur Standardisierung der postoperativen Verfahren bei RARP leistet und im Sinne des Enhanced Recovery After Surgery (ERAS) möglicherweise überholte Standards in Frage stellt. In diesem Zusammenhang legen die Analysen nahe, dass bei der RARP wahrscheinlich auf routinemässige Drainagen verzichtet werden kann. Die frühe Entfernung des Katheters scheint hinsichtlich der kurzfristigen funktionellen Ergebnisse ebenso sicher zu sein, aber das Risiko eines Harnverhaltes (mit potenziellen komplikativen Sequelae) ist zu diskutieren und bleibt daher sicherlich ein sehr individuelles Thema.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital