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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Hämatospermie nur sehr selten Hinweis auf ein urologisches Karzinom

ANDROLOGY San Francisco – Hämatospermie ist für die betroffenen Patienten ein häufig beunruhigendes Symptom und kann subjektiv sehr belastend sein. Durchgeführte Abklärungen bleiben oft ohne pathologischen Befund. In der nachfolgend präsentierten Studie, welche in der Juli-Ausgabe 2022 im Journal ANDROLOGY publiziert wurde, untersuchten die Autoren den Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Hämatospermie und der Diagnose eines urologischen Malignoms. Nizar Hakam et al. aus dem Department of Urology der University of California San Francisco, USA, identifizierten mithilfe von Versicherungsdaten Männer im Alter zwischen 18 bis 64 Jahren, bei welchen es im Zeitraum zwischen 2010 und 2018 zum Auftreten einer Hämatospermie ohne Hämaturie bei Vorliegen eines normwertigen PSA-Wertes kam (definiert als benigne Hämatospermie). Patienten mit einem vor Auftreten der Hämatospermie diagnostiziertem urogenitalen Malignom wurden von der Studie ausgeschlossen. Im Anschluss wurde untersucht, bei wie vielen Patienten ein urogenitaler Tumor nachgewiesen werden konnte. Die durchschnittliche Inzidenzrate der Hämatospermie betrug 56,6 Fälle auf 100.000 Männer im Jahr 2010, mit einem Anstieg auf 73,6 Fälle pro 100.000 Männer im Jahr 2018. Insgesamt trat bei 56.157 Patienten des Studienkollektives eine Hämatospermie auf, wobei sich 57,5% zumindest einer diagnostischen Untersuchung unterzogen. Im häufigsten Fall einer Urinanalyse (51,7%), beziehungsweise einer PSA-Kontrolle (11,9%). Bei 47 Patienten konnte ein urogenitaler Tumor diagnostiziert werden, wobei sich die Zusammensetzung wie folgt präsentierte: 28 Fälle Prostatakrebs (0,05%), neun Fälle Hodenkrebs (0,016%), sechs Fälle mit einem Prostatakarzinom in situ (0,01%) und vier Fälle Blasenkrebs (0,007%). Nach Alter stratifiziert konnte in der Gruppe der unter 40-Jährigen, welche 15.106 Patienten umfasste, nur ein Malignom (0,01%) diagnostiziert werden (Hodenkrebs). Dem gegenüber stehen 46 Krebsdiagnosen (0,11%) in der Gruppe der über 40-Jährigen, welche 40.611 Patienten umfasste. Das Durchschnittsalter bei Krebsdiagnose betrug 56 Jahre. Basierend auf den Ergebnissen der Studie mit einem sehr geringen Risiko für ein urogenitales Malignom, schlagen die Autoren vor, nach Ausschluss einer Hämaturie mittels Urinanalyse, Patienten, insbesondere solche unter 40 Jahren, konservativ zu behandeln und über die Gutartigkeit der Symptomatik aufzuklären. (fa)

Autoren: Hakam N, Lui J, Shaw NM, Nabavizadeh B, Smith JF, Eisenberg ML, Breyer BN. Korrespondenz: Benjamin N. Breyer, Departments of Urology and Epidemiology and Biostatistics, University of California, 1001 Potrero Suite 3A, San Francisco, CA 94110, USA. E-Mail: Benjamin.Breyer@ucsf.edu Studie: Hematospermia is rarely associated with urologic malignancy: Analysis of United States claims data. Quelle: Andrology. 2022 Jul;10(5):919-925. doi: 10.1111/andr.13189. Epub 2022 May 5. PMID: 35483126. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/andr.13189

KOMMENTAR Die Ergebnisse der Studien stehen im Einklang mit früheren Untersuchungen, welche nur selten eine urogenitales Malignom als Ursache einer Hämatospermie nachweisen konnten. Auch wenn die Inzidenz der Hämatospermie generell gering ist, kann die Studie als Argumentationsgrundlage in der individuellen Patientenberatung beigezogen werden.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital