Androgendeprivationstherapie ist mit häufigerem Auftreten einer Demenz assoziiert
PROSTATE CANCER San Francisco – In dieser Studie von Peter E. Lonergan aus dem Department of Urology am Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center der University of California in San Francisco, Vereinigte Staaten, und weiterer Kollegen aus den USA und Irland wurde die nationale US-amerikanische Prostatakarzinom-Datenbank „CaPSURE“ (Cancer of the Prostate Strategic Urologic Research Endeavor) hinsichtlich des Auftretens einer Demenz unter Androgendeprivation (ADT) bei Männern ≥ 50 Jahren untersucht. Unter 13.570 Männern (sowohl mit ADT als auch ohne) wurde bei 317 (2,3%) eine Demenz nach einem Median von 7 Jahren diagnostiziert (Interquartile Range 3 bis 12). Es erfolgte ein 1:1 Propensity-Score-Matching zwischen ADT- und Nicht-ADT-Patienten (n = 4.253 pro Gruppe). Die kumulative ADT-Durchführung war signifikant assoziiert mit dem Auftreten einer Demenz (Hazard Ratio 1,59; 95% Konfidenzintervall 1,03 bis 2,44; p = 0,04). Dieser Effekt war unabhängig von der primären Therapiemethode, wie die Autoren in der April-Ausgabe 2022 des JOURNAL OF UROLOGY darstellen. (cw)
Autoren: Lonergan PE, Washington SL 3rd, Cowan JE, Zhao S, Broering JM, Cooperberg MR, Carroll PR. Korrespondenz: Peter E. Lonergan, Department of Urology, 550 16th St., San Francisco, California 94143, USA. E-Mail: Peter.Lonergan@tcd.ie Studie: Androgen Deprivation Therapy and the Risk of Dementia after Treatment for Prostate Cancer. Quelle: J Urol. 2022 Apr;207(4):832-840. doi: 10.1097/JU.0000000000002335. Epub 2021 Dec 2. PMID: 34854749. Web: https://www.auajournals.org/doi/10.1097/JU.0000000000002335
KOMMENTAR Die Besonderheit dieser Studie, im Vergleich zu anderen, die versuchten einen Zusammenhang zwischen der ADT-Durchführung und dem Auftreten einer Demenz herzustellen, liegt darin, dass hier eine Propensity-Score-Analyse durchgeführt wurde, die für Patienten- und klinische Charakteristika adjustierte. Selbstverständlich kann auch ein solches Matching nicht für alle möglichen assoziierten Nebenerkrankungen einer Demenz adjustieren (insbesondere, da diese Variablen auch nicht in der CaPSURE Datenbank abgebildet werden), aber dennoch scheint es aktuell die beste Annäherung an diese Thematik zu sein. Entsprechend scheint es notwendig, dass Patienten nicht nur über die bereits bekannten und etablierten Nebenwirkungen einer ADT aufgeklärt werden sollten, sondern auch über den wahrscheinlichen Zusammenhang mit dem Auftreten einer Demenz. Darüberhinaus scheint es sinnvoll, Patienten vor ADT eine neuropsychologische Standortbestimmung zukommen zu lassen.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital