Präoperative Retinometer-Sehschärfe sagt postoperative BCVA nach DMEK voraus

CORNEA Leipzig – An der Augenklinik der Universität Leipzig, Deutschland, analysierte Caroline S. Wald zusammen mit Kollegen aus Deutschland und der Schweiz den präoperativen prädiktiven Wert der Retinometer-Sehschärfe (VA) in Augen nach Descemet-Membran-endothelialer Keratoplastik (DMEK). Eingeschlossen wurden Patienten, die sich zwischen August 2011 und Juli 2020 einer DMEK unterzogen. Der präoperative Interferenzvisus wurde mit einem HEINE LAMBDA 100® Retinometer bestimmt. Abhängig vom Vorliegen oder Fehlen begleitender Augenerkrankungen wurde die Fähigkeit des Retinometers zur präoperativen Vorhersage der bestkorrigierten Sehschärfe (BCVA) sechs Monate nach der Operation überprüft. Angewandt wurden Korrelations- und Kontingenzanalysen, einfache und multiple lineare Regression sowie Analysen der Grenzwertoptimierungskurve (receiver operating characteristic curve, ROC). Die präoperative Rückstreuung der Hornhaut wurde mit der Vorhersagegenauigkeit des Retinometers korreliert. Insgesamt wurden 198 Augen in die Analyse eingeschlossen. Es gab eine signifikante Korrelation zwischen der Retinometer-Sehschärfe und der postoperativen BCVA (r = 0,647; p < 0,001). Unabhängig vom Vorliegen oder Fehlen einer begleitenden Augenerkrankung und des Operationsverfahrens (DMEK oder Dreifach-DMEK) war die Retinometer-Sehschärfe der signifikanteste Prädiktor für die postoperative BCVA (p < 0,001). Die ROC-Analyse zeigte eine zuverlässige diagnostische Leistung des Retinometers (AUC = 0,829; p < 0,001). Eine Retinometer-Sehschärfe ≥ 0,5 sagte in 91% der Fälle eine postoperative BCVA ≥ 0,5 genau voraus. Es ergab sich kein Zusammenhang zwischen Hornhaut-Rückstreuung und Vorhersagegenauigkeit (p = 0,566). In der elektronischen Vorabpublikation im Februar 2022 bei GRAEFE’S ARCHIVE FOR CLINICAL AND EXPERIMENTAL OPHTHALMOLOGY schreiben die Autoren somit, dass die Retinometer-Sehschärfe zur präoperativen Vorhersage der postoperativen BCVA bei DMEK- und Triple-DMEK-Patienten verwendet werden kann, unabhängig von erhöhten Rückstreuungswerten und dem Vorhandensein oder Fehlen einer begleitenden Augenerkrankung. Durch die Verwendung dieses einfachen, aber effektiven Instruments könne die Indikation für eine DMEK erleichtert und das postoperative Ergebnis präoperativ realistisch vorhergesagt werden. (bs)

Autoren: Wald CS, Unterlauft JD, Rehak M, Girbardt C. Korrespondenz: Christian Girbardt, Department of Ophthalmology, University of Leipzig Medical Center, Liebigstrasse 10-14, 04103, Leipzig, Germany. E-Mail: christian.girbardt@medizin.uni-leipzig.de Studie: Retinometer predicts visual outcome in Descemet membrane endothelial keratoplasty. Quelle: Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2022 Feb 26. doi: 10.1007/s00417-022-05605-w. Epub ahead of print. PMID: 35218379. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s00417-022-05605-w