Keine signifikante Kataraktprogression nach periphere Laser-Iridotomie bei Verdacht auf primäres Engwinkelglaukom
CATARACT / GLAUCOMA Palo Alto – Bei Augen mit Verdacht auf primäres Engwinkelglaukom (primary angle-closure suspect, PACS) kommt die prophylaktische periphere Laser-Iridotomie (LPI) zur Anwendung, um akute Engwinkelattacken zu verhindern. Dabei ist jedoch eine beschleunigte Kataraktogenese ein potenzielles Risiko des Verfahrens, was zu einer verminderten Sehschärfe führen kann. Ziel der Studie von Dolly Shuo-Teh Chang aus dem Byers Eye Institute der Stanford University in Palo Alto im Bundesstaat Kalifornien, Vereinigte Staaten, sowie weiterer nationaler und internationaler Kollegen insbesondere aus China war es, die langfristigen Auswirkungen der LPI auf die Kataraktbildung bei chinesischen Patienten mit PACS zu bewerten. In der Zhongshan Angle Closure Prevention Studie wurde bei teilnahmeberechtigten Patienten mit bilateralem PACS eine LPI an einem zufällig ausgewählten Auge durchgeführt, während das andere Auge unbehandelt blieb. Die Einstufung der Katarakt wurde unter Verwendung des Lens Opacity Classification System III vorgenommen und Progression war als eine Erhöhung des Grades um mindestens zwei Einheiten in jeder Kategorie oder Kataraktoperation definiert. Insgesamt wurde bei 889 Teilnehmern eine LPI an nur einem Auge durchgeführt (Durchschnittsalter 59 Jahre, 83% weiblich). Nach 72 Monaten hatten die behandelten Augen etwas höhere durchschnittliche Kernwerte (p < 0,001). Es ergaben sich jedoch keine Unterschiede zwischen den Augen für eine vordefinierte Kataraktprogression (kumulative Wahrscheinlichkeit nach 72 Monaten: 21,2% bei LPI gegenüber 19,4% bei der Kontrolle; p = 0,401) oder Kataraktoperation (1% für beide). LPI-behandelte Augen hatten ein 10% höheres Progressionsrisiko über 6 Jahre (HR = 1,10), dieses war jedoch statistisch nicht signifikant. Die Sehschärfe nach 72 Monaten war bei behandelten und unbehandelten Augen ähnlich (p = 0,43). Die Autoren kommen in der elektronischen Vorabpublikation im Mai 2022 beim BRITISH JOURNAL OF OPHTHALMOLOGY zu der Schlussfolgerung, dass die prophylaktisches Neodym:YAG-LPI keine signifikante Kataraktprogression verursachte, obwohl die Linsen bei den laserbehandelten Augen im Durchschnitt als etwas opaker eingestuft wurden. Ihre Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass die LPI-Behandlung von asymptomatischen Engwinkeln das Risiko der Entwicklung einer klinisch bedeutsamen Kataraktverschlechterung im Laufe der Zeit nicht erhöht. (bs)
Autoren: Chang DS, Jiang Y, Kim JA, Huang S, Munoz B, Aung T, He M, Foster PJ, Friedman D. Korrespondenz: Dr Mingguang He, State Key Laboratory of Ophthalmology, Zhongshan Ophthalmic Center, Sun Yat-sen University, Guangzhou 510060, China. E-Mail: mingguang_he@yahoo.com Studie: Cataract progression after Nd:YAG laser iridotomy in primary angle-closure suspect eyes. Quelle: Br J Ophthalmol. 2022 May 2:bjophthalmol-2021-320929. doi: 10.1136/bjophthalmol-2021-320929. Epub ahead of print. PMID: 35501120. Web: https://bjo.bmj.com/content/early/2022/05/02/bjophthalmol-2021-320929