Sakrale Neuromodulation mit dem InterStim™-System bei intraktablen Störungen der unteren Harnwege (SOUNDS)
NEUROUROLOGY Paris – Daten aus der täglichen Praxis, die den Einsatz der sakralen Neuromodulation (SNM) bei Funktionsstörungen des unteren Harntrakts unterstützen, sind von anhaltendem Interesse, insbesondere, da die meisten Berichte nur von einem Zentrum oder mit nur kleinen Kohorten und kurzen Nachbeobachtungszeiten stammen. In dieser prospektiven, multizentrischen (n=25) französischen Beobachtungsstudie habe die Forscher um Emmanuel Chartier-Kastler einerseits die Wirksamkeit, aber auch die Lebensqualität (QoL) und die Sicherheit der SNM mittels InterStim™ nach einem Jahr analysiert. Die Patienten erhielten eine SNM zur Behandlung der überaktiven Blase (OAB) und der nicht-obstruktiven Blasenentleerungsstörung. Insgesamt wurden 320 Patienten eingeschlossen; 247 erhielten ein permanentes Implantat („de novo“) oder Ersatz eines bestehenden Systems; 204 Patienten schlossen das zweite Follow-up im Mittel nach 10,0 +/- 3,8 Monaten ab. Die Miktionsfrequenz und die Anzahl der Leckagen/Tag bei Patienten mit Dranginkontinenz (UI) waren nach 10 Monaten sowohl bei de novo Patienten als auch bei Ersatzpatienten gegenüber dem Ausgangswert reduziert:
-Entleerungen/Tag de novo: 12,7 vs 8,6; p < 0,001;
-Entleerungen/Tag „Ersatzpatienten“: 11,5 vs 7,9; p < 0,001
-Leckagen/Tag UI de novo: 4,3 vs. 1,1; p < 0,001
-Leckagen/Tag UI „Ersatzpatienten“: 5,4 vs. 1,0; p < 0,001
In der November-Ausgabe des Fachmagazins EUROPEAN UROLOGY FOCUS berichtet die Arbeitsgruppe der Universität Sorbonne, die am Academic Hospital Pitié-Salpétrière in Paris, Frankreich sitzt, dass auch die Beschwerden durch die OAB oder Beschwerden der Blasenentleerungsstörung, der Urinary Symptom Profile Score und der Ditrovie-Fragebogen-Score signifikant verbessert wurden. Revisionen nach der Implantation traten bei 20% der Patienten auf. Bei 9% wurde die SNM dauerhaft explantiert, nach einer mittleren Expositionszeit von 24,3 Monaten. (cw/um)
Autoren: Chartier-Kastler E, Le Normand L, Ruffion A, Dargent F, Braguet R, Saussine C, Tanneau Y, Graziana JP, Ragni E, Rabut B, Rousseau T, Biardeau X, Gamé X, Pierrevelcin J, Brassart E, Fourmarier M, Stoica G, Berrogain N, Yaghi N, Pecoux F, Capon G, Ferchaud J, Peyrat L, Bryckaert PE, Karsenty G, Melotti A, Abouihia A, Keller DUJ, Cornu JN. Korrespondenz: Emmanuel Chartier-Kastler, Department of Urology, Sorbonne University, Hôpitaux Universitaires Pitié-Salpétrière, 83 Boulevard de l’Hôpital, 75651 Paris, France. Studie: Sacral Neuromodulation with the InterStim™ System for Intractable Lower Urinary Tract Dysfunctions (SOUNDS): Results of Clinical Effectiveness, Quality of Life, Patient-Reported Outcomes and Safety in a French Multicenter Observational Study, Quelle: Eur Urol Focus. 2021 Nov;7(6):1430-1437. doi: 10.1016/j.euf.2020.06.026. Epub 2020 Sep 7. PMID: 32907782. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(20)30212-1/fulltext
Kommentar
Diese beachtenswerte multizentrische Studie aus Frankreich, die unter dem Banner der SOUNDS-Initiative läuft (Sacral neuromOdUlation with InterStim™ therapy for intractable lower uriNary tract DySfunctions) bestätigte erneut die klinische Wirksamkeit, Sicherheit und positive Wirkung von SNM auf die Lebensqualität und auch bei den validierten Fragebögen bei der Behandlung von OAB-Patienten. Korrekte Patientenselektion und ausgeschöpfte first-line Therapien sind jedoch massgeblich, um die Indikation für diese Therapieform zu stellen. (cw)
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital