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Fachverlag und Nachrichtenagentur

PSA-Testempfehlung der EAU 2021: Teil einer risikoangepassten Früherkennungsstrategie für Prostatakrebs

PROSTATE CANCER Leuven – Empfehlungen in den Vereinigten Staaten, die sich 2012 gegen PSA-Tests im Rahmen des Prostatakarzinom-Screenings ausgesprochen haben, führten dazu, dass seither die Rate an fortgeschrittenen Fällen zugenommen hat und die prostatakrebs-spezifische Mortalität sich erhöhte. Diese Empfehlung wurde seither teilweise revidiert, dennoch ist die Frage des Nutzens eines PSA-Screenings noch nicht vollständig geklärt und zukünftige Empfehlungen sollten insbesondere auch fortschrittlichere Nomogramme, die auch die Ergebnisse von multiparametrischen Magnetresonanztomographien bewerten, miteinbeziehen. Die europäische Gesellschaft für Urologie (EAU) hat daher im Jahr 2021 neue Empfehlungen für den Einsatz von PSA-Tests als Teil einer risikoangepassten Strategie zur Früherkennung von Prostatakrebs definiert, welche zuletzt unter der Führung von Hendrik van Poppel in der Dezember-Ausgabe 2021 der Fachzeitschrift EUROPEAN UROLOGY veröffentlicht wurden. Das Forscherteam führte hierzu ein umfangreiches Literaturscreening durch und kombinierte Ergebnisse mit den Empfehlungen der aktuellen EAU Guidelines (2021) sowie mit eigenen Experten-Erfahrungen. In dieser Veröffentlichung aus der urologischen Abteilung des Universitäts-Hospitals in Leuven, Belgien, wurde eine risikoangepasste Strategie zur Früherkennung von Prostatakrebs präsentiert, die sich auf PSA-Tests, Risikorechner/Nomogramme und multiparametrische Magnetresonanztomographie stützt, um so zwischen signifikantem und nicht signifikantem Prostatakrebs zu unterscheiden. Dieser Ansatz soll weitgehend die Überdiagnose/Überbehandlung verhindern. Gleichzeitig soll die Zahl der Diagnosen im fortgeschrittenen Stadium reduziert werden, wodurch die prostatakrebs-spezifische Mortalität verringert werden sollte. Die Empfehlungen dieser Publikation sind in der Abbildung dargestellt (um/cw):

[Figure 1 + Legende]

Autoren: Van Poppel H, Roobol MJ, Chapple CR, Catto JWF, N’Dow J, Sønksen J, Stenzl A, Wirth M. Korrespondenz: Hendrik Van Poppel, Department of Urology, University Hospitals Leuven, Herestraat 49, 3000 Leuven, Belgium. E-Mail: hendrik.vanpoppel@kuleuven.be Studie: Prostate-specific Antigen Testing as Part of a Risk-Adapted Early Detection Strategy for Prostate Cancer: European Association of Urology Position and Recommendations for 2021. Quelle: Eur Urol. 2021 Dec;80(6):703-711. doi: 10.1016/j.eururo.2021.07.024. Epub 2021 Aug 15. PMID: 34407909. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283821019278

Kommentar

Die Autoren schlussfolgern, dass einerseits ein grosser Aufklärungsbedarf (pro und kontra PSA-Screening) bei betroffenen Männern, andererseits aber auch bei behandelnden UrologInnen, AllgemeinmedizinerInnen, RadiologInnen und schlussendlich auch bei politischen Entscheidungsträgen vorliegt, um ein für die Zukunft adäquates System zu etablieren. Insbesondere die Europäische Kommission ist hierbei am Zug, Screening-Empfehlungen zur Diskussion in den Europäischen Rat aufzunehmen. Schlussendlich ist die „Goldene Mitte“ mittels risikoadaptiertem Ansatz des PSA-Screenings für die Zukunft wahrscheinlich der entscheidende Faktor, die bislang vorherrschenden ungünstigen Trends hinsichtlich Über- als auch Unter-Diagnostik und -Therapie umzukehren. (cw)

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital