AREDS2-Report Nr. 27: Kataraktoperation erhöht nicht das Risiko für eine späte AMD
CATARACT Bethesda – Im Rahmen der Age-Related Eye Disease Study 2 (AREDS2) wurde ein weiterer, der inzwischen 27. Bericht veröffentlicht. Innerhalb dieser randomisierten, kontrollierten klinischen Studie zum Einfluss oral eingenommener Nahrungsergänzungsmittel auf den Verlauf der fortgeschrittenen altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) führten Sanjeeb Bhandari et al. aus dem Clinical Trials Branch der Division of Epidemiology and Clinical Applications am National Eye Institute / National Institutes of Health in Bethesda im Bundesstaat Maryland, Vereinigte Staaten, eine prospektive Kohortenstudie zur Bewertung des Risikos der Entwicklung einer späten altersbedingten Makuladegeneration (AMD) nach Kataraktoperation durch. Eingeschlossen wurden AREDS2-Teilnehmer im Alter von 50 bis 85 Jahren mit bilateralen grossen Drusen oder einseitiger später AMD. Augen ohne Kataraktoperation und ohne späte AMD zu Studienbeginn wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und hinsichtlich einer neu auftretenden späten AMD verglichen: Erstens Augen, die eine Kataraktoperation nach der Untersuchung zum Ausgangszeitpunkt und vor Anzeichen einer späten AMD erhielten, und zweitens Augen, die phak blieben bis zum Studienabschluss. Von den operierten Augen wurden nur solche eingeschlossen, bei denen mindestens zwei Jahren Nachsorge nach der Kataraktoperation dokumentiert war. Für die statistische Auswertung wurden Cox-Regressionsmodelle, Matched-Pair-Analysen und logistische Regressionsmodelle herangezogen, die für Alter, Geschlecht, Nikotinkonsum, Bildung, Studienbehandlungsgruppe und AMD-Schweregrad angepasst wurden. Der Hauptergebnisparameter späte AMD wurde definiert als das Vorhandensein von geografischer Atrophie oder neovaskulärer AMD, die auf jährlichen stereoskopischen Fundusfotos nachgewiesen oder in medizinischen Aufzeichnungen dokumentiert waren, einschliesslich intravitrealer Injektionen von Medikamenten gegen vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor. Insgesamt erhielten 1.767 geeignete Augen (1.195 Teilnehmer) eine Kataraktoperation; 1.981 Augen (1.524 Teilnehmer) entwickelten eine späte AMD während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 9 Jahren. Das Cox-Regressionsmodell zeigte kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer späten AMD nach einer Kataraktoperation: Hazard Ratio 0,96; 95% Konfidenzintervall (KI) 0,81 – 1,13 (p = 0,60) für das rechte Auge und Hazard Ratio 1,05; 95% KI, 0,89 – 1,25 (p = 0,56) für das linke Auge. In den gematchten Paaren wurde bei 408 Augen, die eine Kataraktoperation erhielten, und bei 429 phaken Kontrollen eine späte AMD identifiziert: Odds Ratio (OR) 0,92; 95% KI 0,77 – 1,10; p = 0,34). Im logistischen Regressionsmodell war das Risiko einer späten AMD nach Kataraktoperation statistisch nicht signifikant (Risikoverhältnis 0,92; 95 % KI 0,56 – 1,49; p = 0,73). Die Autoren fassen in der elektronischen Vorabpublikation im November 2021 beim Fachjournal OPHTHALMOLOGY zusammen, dass eine Kataraktoperationen bei AREDS2-Teilnehmern mit einer Nachbeobachtungszeit von bis zu 10 Jahren das Risiko, eine späte AMD zu entwickeln, nicht erhöhte. Diese Studie liefere somit Daten für die Beratung von AMD-Patienten, die von einer Kataraktoperation profitieren könnten. (bs)
Autor: Bhandari S, Vitale S, Agrón E, Clemons TE, Chew EY, Age-Related Eye Disease Study 2 Research Group. Korrespondenz: Emily Y. Chew, MD, Clinical Trials Branch, Division of Epidemiology and Clinical Applications, National Eye Institute/National Institutes of Health, BG 10-CRC RM 3-2531, 10 Center Drive-MSC1204, Bethesda, MD 20892-1204, USA. E-Mail: echew@nei.nih.gov Studie: Cataract Surgery and the Risk of Developing Late Age-Related Macular Degeneration: The Age-Related Eye Disease Study 2 Report Number 27. Quelle: Ophthalmology. 2021 Nov 16:S0161-6420(21)00901-5. doi: 10.1016/j.ophtha.2021.11.014. Epub ahead of print. PMID: 34793832. Web: https://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(21)00901-5/fulltext