Radikale Prostatektomie bei lokalisiertem Prostatakarzinom: 20-jährige onkologische Ergebnisse
PROSTATE CANCER Hamburg – Abgesehen von der beachtenswerten prospektiv randomisierten Langzeitstudie von Bill Axelson et al. wird über die Langzeitergebnisse (>15 Jahre) von Patienten mit Prostatakarzinom (PCa), die mit radikaler Prostatektomie (RP) behandelt wurden, aus europäischen Kohorten zu wenig berichtet. In dieser retrospektiven Datenauswertung der Martini-Klinik in Hamburg berichtet das Team über 22.843 RP-Patienten, die zwischen 1992 und 2017 behandelt wurden. Das Ziel war, soweit möglich, 20-Jahres Nachbeobachtungsdaten zu liefern. Das biochemische rezidivfreie Überleben (BCR), das metastasenfreie Überleben (MFS) und das krebsspezifische Überleben (CSS) wurden nach den Risikokategorien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN), den pT- und pN-Stadien, den RP-Gleason-Grad-Gruppen (GGG) und dem chirurgischen Absetzungsrand (R0/R1) stratifiziert. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 68 Monate. Die günstigsten 20-Jahres-Überlebensraten wurden bei NCCN-Patienten mit niedrigem Risiko (78.7% BCR-frei, 96.8% MFS, 90.1% CSS) und pT2, GGG 1 bis 2, R0 (83.1% BCR-frei, 96.7% MFS, 92.6% CSS) erzielt. Die 20-Jahres-Nachbeobachtungszeit wurde bei Patienten mit aggressiven PCa-Merkmalen nicht durchgängig erreicht. Bei den NCCN-Patienten mit sehr hohem Risiko lag das 15-jährige BCR-freie Überleben beispielsweise bei 30.5%, während das 20-jährige MFS und CSS bei diesen Patienten erreicht wurde (64.1 % bzw. 60.8%). Das niedrigste 10-Jahres-BCR-freie Überleben (35,6%), so das Team in der Juni-Ausgabe des Fachjournals UROLOGIC ONCOLOGY, wurde bei pT3b, GGG 4 bis 5, R0 beobachtet. Das niedrigste 10-Jahres-MFS (49.5%) wurde bei pT2, GGG 4 bis 5, R1 festgestellt. Die niedrigste 10-Jahres-CSS (69,8%) wurde bei Patienten mit pT3b, GGG 4 bis 5, R1 festgestellt. In separaten pN1-Analysen wurde das niedrigste 10-Jahres-BCR-freie Überleben (14.5%), MFS (56.9%) und CSS (71.9%) bei Patienten mit 3dreioder mehr positiven Lymphknoten festgestellt. (cw/um)
Autoren: Christoph Würnschimmel 1, Mike Wenzel 2, Nuowei Wang 3, Zhe Tian 4, Pierre I Karakiewicz 4, Markus Graefen 3, Hartwig Huland 3, Derya Tilki 5, Korrespondenz: 1 Martini-Klinik Prostate Cancer Center, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany; Division of Urology, Cancer Prognostics and Health Outcomes Unit, University of Montréal Health Center, Montréal, Canada. Electronic address: c.wuernschimmel@gmail.com. 2 Division of Urology, Cancer Prognostics and Health Outcomes Unit, University of Montréal Health Center, Montréal, Canada; Department of Urology, University Hospital Frankfurt, Frankfurt am Main, Germany. 3 Martini-Klinik Prostate Cancer Center, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany. 4 Division of Urology, Cancer Prognostics and Health Outcomes Unit, University of Montréal Health Center, Montréal, Canada. 5 Martini-Klinik Prostate Cancer Center, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany; Department of Urology, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany.Studie: Radical prostatectomy for localized prostate cancer: 20-year oncological outcomes from a German high-volume center, Quelle: Urol Oncol. 2021 Jun 3;S1078-1439(21)00188-5.doi: 10.1016/j.urolonc.2021.04.031. Online ahead of print. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1078143921001885?via%3Dihub
Kommentar
Diese Langzeitnachbeobachtung von fast 23,000 Patienten über die letzten 20 Jahre zeigt deutlich, dass die RP auch im sehr langen Verlauf für die allermeisten Patienten ein gutes krebsspezifisches Überleben ermöglicht. Da die vorliegenden Daten jedoch einerseits aus verschiedenen Epochen (mit teils unterschiedlichen Operationsansätzen, unterschiedlichen Indikationen und unterschiedlichen diagnostischen Ansätzen) und darüber hinaus nur aus einer einzelnen high-volume Institution bestehen, sollten die Daten eher als ein authentischer Bericht betrachtet werden. Darüber hinaus sollten mit diesen Daten keine Vergleiche zu anderen, gleichwertigen Ansätzen, wie der Radiatio hergestellt werden. (cw)
Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Martini Klinik Hamburg