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Fachverlag und Nachrichtenagentur

(MiGUTS)-Studie: Nephrektomie nach hochgradigem Nierentrauma steht mit einer höheren Sterblichkeit in Verbindung

KIDNEY Salt Lake City – Eine Verletzung der Niere nach einem abdominellen Trauma kann in ca. 1% aller traumabedingten Spitaleinweisungen festgestellt werden. Somit stellt sie die häufigste traumabedingte Verletzung des Genital- und Harntraktes dar. In hämodynamisch stabilen Patienten wird häufig ein konservativer Therapieansatz gewählt. Als Korrelat neuerer Guidelineempfehlungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse geht die Anzahl traumabedinger Nephrektomien kontinuierlich zurück. Gemäss Daten der amerikanischen National Trauma Bank wurden in den Jahren 1994-2003 20% der Patienten mit einer traumatischen high-grade Nierenverletzung (HGRT) (definiert als AAST Grad III-V) nephrektomiert, zwischen 2007-2016 betrug dieser Anteil noch 7.5%. Während diese Zahlen eine Zunahme der konservativen Therapie in den letzten Dekaden demonstrieren ist wenig über den Zusammenhang der traumabedingten Nephrektomie und der Mortalität im post-trauma Setting bekannt. Um diesen bisher nur wenig beachteten Zusammenhang zu klären untersuchten die Autoren der chirurgischen Abteilung an der University of Utah in Salt Lake City, USA, in der Studie, welche in der August-Ausgabe der Fachzeitschrift UROLOGY erschienen ist, die Daten von 21 Level-1 Trauma Zentren, welche im Zeitraum 2013-2018 erfasst wurden. Insgesamt identifizierte das Team um Mitchell Heiner, 1181 Patienten, wobei 38% davon laparotomiert wurden, bei 20% wurde eine chirurgische Intervention zur Blutstillung des Nierentraumas durchgeführt, 11% bzw. 128 Patienten wurden nephrektomiert. Das mittlere Alter betrug 31 Jahre, 75% der Patienten waren männlich und in 78% war ein stumpfes Trauma ursächlich. Die Schwere der Nierenverletzung präsentierte sich dabei wie folgt: Grad III 55%, Grad IV 34%, Grad V 11%. Die Mortalitätsrate betrug 8%, mit einem statistisch signifikanten Unterschied zu Ungunsten der Nephrektomiegruppe (21.1% vs. 9.3%, p<0.001). Die Nephrektomierate war dreimal höher wenn die Gruppe der Verstorbenen mit jener der Überlebenden verglichen wurde (29.1% v. 9.3%, p<0.001). Nach Korrektur für Alter, Traumamechanismus, Injury Severity Score (ISS), Schock und GCS blieb das Risiko nach Nephrektomie zu sterben immer noch doppelt so gross im Vergleich zur Gruppe mit konservativer Therapie (RR 2.12). Der Ausschluss aus der Analyse aller Patienten mit einem Initialen GCS kleiner 8 sowie jenen, welche innerhalb 24h nach Eintritt verstarben führte zu keiner grösseren Änderung des relativen Risikos. Patienten welche verstarben waren generell älter, hatten einen höheren ISS, mehr Begleitverletzungen, höhergradige Nierenverletzungen und wurden häufiger laparotomiert. Als mögliche Ursache postulieren die Autoren eine akute Niereninsuffizienz nach Nephrektomie. Die akute Niereninsuffizienz ist bei intensivpflegepfichtigen Patienten nach Trauma mit einer 2.7-3.4 fach erhöhten Mortalitätsrate vergesellschaftet und einem erhöhten Risiko für ein Multiorganversagen. (fa/um)

Autoren: S Mitchell Heiner 1, Sorena Keihani 2, Benjamin J McCormick 1, Elisa Fang 3, Judith C Hagedorn 4, Bryan Voelzke 5, Alexander P Nocera 6, J Patrick Selph 6, Chirag S Arya 7, Rachel L Sensenig 7, Michael E Rezaee 8, Rachel A Moses 8, Christopher M Dodgion 9, Margaret M Higgins 10, Shubham Gupta 11, Kaushik Mukherjee 12, Sarah Majercik 13, Brian P Smith 14, Katie Glavin 15, Joshua A Broghammer 15, Ian Schwartz 16, Sean P Elliott 16, Benjamin N Breyer 17, Clara M Castillejo Becerra 18, Nima Baradaran 18, Erik DeSoucy 19, Scott Zakaluzny 19, Bradley A Erickson 20, Brandi D Miller 21, Richard A Santucci 22, Reza Askari 23, Matthew M Carrick 24, Frank N Burks 25, Scott Norwood 26, Raminder Nirula 1, Jeremy B Myers 1, in conjunction with the Trauma and Urologic Reconstruction Network of Surgeons, Korrespondenz: 1 Department of Surgery, University of Utah, Salt Lake City, UT. 2 Department of Surgery, University of Utah, Salt Lake City, UT. Electronic address: sorena.keihani@hsc.utah.edu. 3 New York University Medical School, New York, NY. 4 Department of Urology, University of Washington, Seattle, WA. 5 Spokane Urology, Spokane, WA. 6 Department of Urology, University of Alabama at Birmingham, Birmingham, AL. 7 Division of Trauma, Department of Surgery, Cooper University Hospital, Camden, NJ. 8 Department of Surgery, Section of Urology, Dartmouth Hitchcock Medical Center, Lebanon, NH. 9 Department of Surgery, Medical College of Wisconsin, Milwaukee, WI. 10 Department of Urology, University of Kentucky, Lexington, KY. 11 Department of Urology, Case Western Reserve University, Cleveland, OH. 12 Division of Acute Care Surgery, Loma Linda University Medical Center, Loma Linda, CA. 13 Division of Trauma and Surgical Critical Care, Intermountain Medical Center, Murray, UT. 14 Division of Trauma and Surgical Critical Care, Hospital of the University of Pennsylvania, Philadelphia, PA. 15 University of Kansas Medical Center, Kansas City, KS. 16 Department of Urology, Hennepin County Medical Center, University of Minnesota, Minneapolis, MN. 17 Department of Urology, University of California, San Francisco, CA. 18 Department of Urology, The Ohio State University Wexner Medical Center, Columbus, OH. 19 Division of Trauma, Acute Care Surgery, and Surgical Critical Care, Department of Surgery, University of California Davis Medical Center, Sacramento, CA. 20 Department of Urology, University of Iowa, Iowa City, IA. 21 Department of Urology, Detroit Medical Center, Detroit, MI. 22 The Crane Center for Transgender Surgery, Austin, TX. 23 Division of Trauma, Department of Surgery, Brigham and Women’s Hospital, Boston, MA. 24 Medical City Plano, Plano, TX. 25 Department of Urology, Oakland University William Beaumont School of Medicine, Royal Oak, MI. 26 Department of Surgery, UT Health Tyler, Tyler, TX., Studie: Nephrectomy After High-Grade Renal Trauma is Associated With Higher Mortality: Results From the Multi-Institutional Genitourinary Trauma Study (MiGUTS), Quelle: Urology. 2021 Aug 24;S0090-4295(21)00777-9.doi: 10.1016/j.urology.2021.07.033. Online ahead of print.

Kommentar

Wichtig ist festzuhalten, dass es sich hierbei um den Nachweis einer Assoziation zwischen traumatisch bedingter Nephrektomie und Mortalität handelt und nicht um einen kausalen Zusammenhang. Die Studie stärkt die aktuelle Lehrmeinung. Vor einer traumabedingten Nephrektomie empfiehlt es sich entsprechend kurz- sowie langfristige Folgen der Therapieoptionen gegeneinander abzuwägen. (fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Lucerner Kantonspital