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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Die Masse des Psoasmuskels kann postoperative Ergebnis bei radikaler Zystektomie und Rekonstruktion der Harnableitung vorhersagen

BLADDER CANCER Wien – Die Zystektomie ist mit einer im Vergleich zu anderen urologischen Eingriffen hohen Morbidität und Mortalität vergesellschaftet. Nebst der Invasivität der Massnahme spielt dabei häufig der präoperative Patientenzustand eine massgebende Rolle. In der nachfolgend vorgestellten Studie untersuchten die Autoren um J. Stangl-Kremser von der medizinischen Universität Wien in Österreich inwiefern die Muskelmasse des M.Psoas als Korrelat für den präoperativen Allgemeinzustand den postoperativen Verlauf nach radikaler Zystektomie vorhersagen kann. Konkret verglichen sie hierbei die Total Psoas Area (TPA) auf Höhe L4 mit dem postoperativen Outcome. Die Studie untersuchte retrospektiv die Daten von zwischen 2007 und 2014 zystektomierten Blasenkrebspatienten. Die TPA wurde dabei in CT-Bildern bestimmt und für die individuelle Körpergrösse normalisiert. Als Sarkopenie legten die Autoren dabei als Grenzwert ≤7.4cm2/m2 für Männer und ≤5.2cm2/m2 für Frauen fest. Als Outcome fungierten Readmissionsraten nach 30 – und 90 Tagen, Komplikationen und Überleben. Insgesamt wurden die Daten von 441 Patienten untersucht, das mittlere Alter betrug 68 Jahre, die mittlere Follow-up Zeit 1.2 Jahre. 143 der 441 Patienten beziehungsweise 32.4% erfüllten die Definition der Sarkopenie. Die 30-Tages Readmissionsrate betrug 13.8%, die Komplikationsrate 44.7%. Für 90-Tage betrugen die entsprechenden Werte 23,9% und 53.1%. Die Einjahresmortalitätsrate wird durch von den Autoren mit 11.6% angegeben. In der durchgeführten multivariabel Regressionsanalyse zeigte sich eine Assoziation zwischen erhöhter TPA und verminderter Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Komplikationen innerhalb der ersten 30 Tage postoperativ (OR 0.95, 95% CI 0.92-0.99, p=0.02). Hinsichtlich Gesamtüberleben konnte die Forschergruppe, wie in der August-Ausgabe der Fachzeitschrift UROLOGY, dargelegt, nach Adjustierung an weitere Patientenfaktoren keinen statistisch signifikanten Zusammenhang mit der TPA aufzeigen (p=0.05). (fa/um)

Autoren: Judith Stangl-Kremser 1, Hamed Ahmadi 2, Brian Derstine 3, Stewart C Wang 3, Michael J Englesbe 3, Stephanie Daignault-Newton 4, Anna S Chernin 5, Jeffrey S Montgomery 6, Ganesh S Palapattu 1, Cheryl T Lee 7, Korrespondenz: 1 Department of Urology, Medical University of Vienna, Vienna, Austria; Department of Urology, Michigan Medicine, Ann Arbor, MI. 2 Department of Urology, University of Southern California, Los Angeles, CA. 3 Department of Surgery, Michigan Medicine, Ann Arbor, MI. 4 Department of Urology, Michigan Medicine, Ann Arbor, MI; Department of Biostatistics, Michigan Medicine, Ann Arbor, MI. 5 Department of Biostatistics, Michigan Medicine, Ann Arbor, MI. 6 Department of Urology, Michigan Medicine, Ann Arbor, MI. 7 Department of Urology, Michigan Medicine, Ann Arbor, MI; Department of Urology, The Ohio State University, Columbus, OH. Electronic address: Cheryl.Lee@osumc.edu., Studie: Psoas Muscle Mass can Predict Postsurgical Outcomes in Patients Who Undergo Radical Cystectomy and Urinary Diversion Reconstruction, Quelle: Urology. 2021 Aug 24;S0090-4295(21)00792-5.doi: 10.1016/j.urology.2021.08.013. Online ahead of print., Web: https://www.goldjournal.net/article/S0090-4295(21)00792-5/fulltext

Kommentar

Der Studie aus Wien gelingt es mit der TPA ein in der Klinik relativ einfach zu bestimmendes Korrelat für die Gebrechlichkeit und dessen Zusammenhang mit der Komplikationsrate nach Zystektomie zu identifizieren. In Zukunft könnten dadurch besonders gefährdete Patienten präoperativ identifiziert und frühzeitig die Prärehabilitation begonnen werden. (fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Lucerner Kantonspital