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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Ergebnisse eines deutschen Referenzzentrums zur intraarteriellen Chemotherapie beim Retinoblastom

TUMOR Essen – Das Autorenteam um Tobias Kiefer aus der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Essen, Deutschland, einem nationalen Referenzzentrum, publiziert die Ergebnisse der intraarteriellen Chemotherapie (IAC) beim Retinoblastom. Ein angemessenes Therapieregime des Retinoblastoms erfordert interdisziplinäre und individuelle Entscheidungen bezüglich des therapeutischen Vorgehens. Dabei hat sich die intraarterielle Chemotherapie (IAC) mit supraselektiver interventioneller Gabe eines Chemotherapeutikums über die A. ophthalmica zunehmend in den internationalen Therapiezentren etabliert. Die veröffentlichten Ergebnisse fallen zwischen den verschiedenen Zentren allerdings zum Teil recht unterschiedlich aus. Insbesondere die Bedeutung von Nebenwirkungen, die die Sehkraft beeinträchtigen, und von Langzeitfolgen nach IAC, wie Metastasen oder Zweitmalignome, bleibt derzeit noch unklar. In die vorliegende retrospektive Analyse des Klinikums in Essen wurden alle Kinder mit Retinoblastom eingeschlossen, bei denen zwischen April 2010 und April 2020 mindestens eine IAC als Primär- oder Rezidivtherapie indiziert war. Die minimale Nachbeobachtungszeit betrug 6 Monate. Insgesamt wurden 137 Augen von 127 Kindern mit der Indikation zur IAC betrachtet. Bei 37 Augen war die IAC technisch nicht durchführbar und 12 Augen wurden aufgrund eines zu kurzen Follow-ups ausgeschlossen. Somit konnten 88 Augen von 79 Kindern mit mindestens einer erfolgreichen IAC ausgewertet werden. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 38 Monate. Insgesamt wurden 195 IACs durchgeführt, bei 30 Augen (34,1%) als Primärtherapie und bei den übrigen 58 Augen (65,9%) als Sekundärtherapie. Ein primäres Ansprechen auf die Therapie zeigte sich bei 75 Augen (85,2%) mit einem Anteil an Rezidivfreiheit von 61,3%. Der Anteil des Augenerhalts lag mit insgesamt 28 enukleierten Augen bei 68,1%. Okuläre Komplikationen wurden bei 36 Augen (40,9%) beobachtet. Dabei zeigten 19 Augen (21,6%) schwere, die Sehkraft bedrohende und 11 Augen (12,5%) geringe, nicht die Sehkraft bedrohende toxische Reaktionen. Während der Nachbeobachtung entwickelte ein Kind ein Zweitmalignom, ein Kind eine Metastase und ein Kind verstarb durch ein trilaterales Retinoblastom. Die Autoren fassen in der Online-Publikation im August 2021 bei der Fachzeitschrift KLINISCHE MONATSBLÄTTER FÜR AUGENHEILKUNDE zusammen, dass die intraarterielle Chemotherapie ein potentes Therapieverfahren zur Behandlung des Retinoblastoms darstellt, selbst in fortgeschrittenen und umfänglich vorbehandelten Fällen. Allerdings sollten okuläre Komplikationen in die Überlegungen mit einbezogen werden, insbesondere wenn das einzig sehende Auge therapiert wird. Langzeitdaten hinsichtlich sekundärer Malignität und Metastasierung sollten in prospektiven Studien weiter untersucht werden. (bs)

Autoren: Kiefer T, Schlüter S, Bechrakis NE, Bornfeld N, Göricke S, Ketteler P, Ting S, Geismar D, Biewald E. Korrespondenz: Tobias Kiefer, Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Essen, Deutschland. Studie: Intraarterial Chemotherapy for Retinoblastoma – Initial Experiences of a German Reference Centre. Quelle: Klin Monbl Augenheilkd. 2021 Jul;238(7):788-796. English, German. doi: 10.1055/a-1508-6194. Epub 2021 Aug 10. PMID: 34376009. Web: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1508-6194