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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Konjunktivitis als Vorhersageparameter für den klinischen Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion COVID-19

Mailand – Symptome und Befunde einer Konjunktivitis können ein hilfreicher Hinweis auf den zu erwartenden klinischen Verlauf einer COVID-19 sein. Dabei stellt die Konjunktivitis eine gute Stellvertreter- oder Proxy-Variable für den zu erwartenden klinischen Phänotyp der Coronavirus-19-Erkrankung dar. Zu diesem Ergebnis kam ein Team um Martina Ranzenigo vom IRCCS San Raffaele Scientific Institute, Abteilung Infectious Diseases, in Mailand, Italien. Es war bereits bekannt, dass das Schwere Akute Respiratorische Syndrom Coronavirus Typ 2 (SARS-CoV-2) Anzeichen und Symptome einer Konjunktivitis hervorrufen kann. Dabei lagen jedoch nur begrenzte Informationen über ihre Auswirkungen auf den Phänotyp der COVID-19 vor. Die Autoren vermuteten, dass die Quantifizierung okulärer Befunde/Symptome eine schnelle, nicht-invasive Proxy-Variable für die Vorhersage des klinischen Phänotyps liefern könnte. Darüber hinaus wird die Existenz und das Wesen der konjunktivalen Virusausscheidung immer noch diskutiert, was relevante Auswirkungen auf die Bekämpfung der Krankheitsausbreitung hat. Zu diesen Fragestellungen legte die Gruppe die vorliegende Studie auf, um Anzeichen und Symptome einer Konjunktivitis und deren Korrelation mit klinischen Parametern und der konjunktivalen Virusausscheidung bei Patienten mit COVID-19 zu untersuchen. Insgesamt wurden dreiundfünfzig Patienten ausgewertet, die zwischen dem 25. Februar und 16. September 2020 im Krankenhaus San Raffaele in Mailand, Lombardei, Italien, mit einer bestätigten Diagnose von SARS-CoV-2 stationär aufgenommen wurden. Das Vorliegen einer interstitiellen Pneumonie wurde mittels Computertomographie bestätigt. Augensymptome, Anosmie/Ageusie, klinische und Laborparameter und die Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) auf das SARS-CoV-2 aus Nasopharynx- und Konjunktivalabstrichen wurden analysiert. Von den 53 Patienten zeigten 46 zum Zeitpunkt der konjunktivalen Untersuchung einen positiven Nasen-Rachen-Abstrich auf eine SARS-CoV-2-Infektion. Alle Konjunktivalabstriche waren negativ. Bei 37% der Patienten traten Konjunktivitis-Symptome auf. Bei 28% der Patienten wurden ärztlich diagnostizierte Augensymptome festgestellt. Patienten mit okulären Symptomen oder Befunden waren tendenziell älter, 76,8 Jahre gegenüber 57,2 Jahre (p = 0,062), und hatten einen längeren Krankenhausaufenthalt, 38 Tage versus 14 Tage (p = 0,005.) Die Plasmaspiegel von Interleukin-6 waren bei Patienten mit konjuktivalen Befunden oder Symptomen höher als bei Patienten ohne diese, 43,5 pg/ml gegenüber 8 pg/ml (p = 0,02). Die Erythrozytenverteilungsbreite war ebenfalls signifikant höher, 15 versus 13,2 (p = 0,001). Die Autoren halten in der September-Ausgabe 2021 des JOURNAL OF OPHTHALMIC INFLAMMATION AND INFECTION fest, dass über ein Drittel der Patienten okuläre Befunde oder Symptome aufwies. Diese hatten eine höhere Prävalenz bei Patienten mit einer schwereren Infektion. An der Bindehaut wurde keine Virusausscheidung festgestellt. Somit würden diese Ergebnisse nahelegen, dass die schnelle Erkennung von Anzeichen oder Symptomen einer Konjunktivitis hilfreich für die Vorhersage des klinischen Erscheinungsbildes einer COVID-19 sein könne. (bs)

Autoren: Ranzenigo M, Bruzzesi E, Galli L, Castagna A, Ferrari G. Korrespondenz: Giulio Ferrari, Cornea and Ocular Surface Disease Unit, Eye Repair Lab, IRCCS San Raffaele Scientific Institute, Via Olgettina, 60, 20132, Milan, Italy. E-Mail: ferrari.giulio@hsr.it Studie: Symptoms and signs of conjunctivitis as predictors of disease course in COVID-19 syndrome. Quelle: J Ophthalmic Inflamm Infect. 2021 Sep 22;11(1):35. doi: 10.1186/s12348-021-00264-0. PMID: 34553288; PMCID: PMC8457539. Web: https://joii-journal.springeropen.com/articles/10.1186/s12348-021-00264-0