Jenseits von Antimuskarinika: Überblick über pharmakologische und interventionelle Optionen zur Behandlung der überaktiven Blase bei Männern
FUNCTIONAL UROLOGY Rome – Mit Beta-3-Agnoisten, Botolinum-Toxin-A (BTX-A) und Nervenstimulation stehen in der Therapie der überaktiven Blase (OAB) der Frau gut untersuchte Alternativen zu einer Therapie mit Antimuskarinergika zur Verfügung. Im Gegensatz sind entsprechende Daten für männliche Patienten nur spärlich vorhanden. Entsprechend lag das Ziel der hier präsentierten systematischen Review, welche in der Januar-Ausgabe der Fachzeitschrift EUROPEAN UROLOGY erschienen ist, darin, die Evidenz für Therapiealternativen der OAB in Männern zu evaluieren. Dafür führten die Autoren aus dem Ospedale Sant’Andrea der Sapienza University of Rome, Italien, eine Literatursuche in verschiedenen Literaturverzeichnissen durch. Beachtet wurden zwischen Januar 2000 und Oktober 2020 publizierte Artikel. Die Literatursuche umfasste die folgenden Keywords: «male/man», «LUTS», «overactive bladder», «storage symptoms», «Urgency», «Nocturnia», «incontinence», «beta-3-agonsit», «PDE-5 inhibitors», «botolinum toxin», «scacral nerve stimulation/neurostimulation», «percutaneous/transcutaneous nere stimulation», «PTENS», «combinatin therapy». Die Studie wurde unter Berücksichtigung der PRISMA Empfehlungen durchgeführt. Schlussendlich konnte das Team um Cosimo De Nunzio 24 Studien extrahiert werden. Bei der am meisten untersuchten pharmakologischen Therapiealternative zu Antimuskarinergika bei der männlichen OAB handelt es sich um Mirabegron. Eine gepoolte Analyse von fünf RCT mit total 1187 Patienten konnte eine Überlegenheit von Mirabegron 50mg gegenüber Placebo im Bezug auf die Miktionsfrequenz aufzeigen (-0.37, p<0.05). Evidenz besteht weiter für die Kombinatin vor Mirabegron und Tamsulosin. In der Auswertung von drei RCT mit total 1317 Patienten konnte eine Reduktion der Anzahl von Miktionen (-0.27 p<0.05), Anzahl von Drangepisoden (-0.50, p<0.05), eine Verbesserung des OAB Symptom Scores (-0.66, p<0.05) sowie eine Zunahme des mittleren Miktionsvolumens (+10.76ml, p<0.05) aufgezeigt werden. Keine ausreichende Evidenz konnten die Autoren für eine Therapie mit einem PDE-5 Inhibitor finden, entsprechend empfehlen sie die entsprechende Therapie als experimentell zu beachten. Die Intravesikale Injektion von BTX-A scheint nach Vorliegen erster Daten als Drittlinientherapie effektiv zu sein, allerdings mit einer höheren postinterventionellen Selbstkatheterismusrate (5-42%) gegenüber Frauen. Daten zur Nervenstimulation bei Männern sind noch zu wenig vorhanden, um darüber eine Aussage ableiten zu können.(fa/um)
Autoren: Cosimo De Nunzio 1 , Benjamin Brucker 2 , Thomas Bschleipfer 3 , Jean-Nicolas Cornu 4 , Marcus J Drake 5 , Ferdinando Fusco 6 , Stavros Gravas 7 , Matthias Oelke 8 , Benoit Peyronnet 9 , Manuela Tutolo 10 , Gommert van Koeveringe 11 , Stephan Madersbacher 12, Korrespondenz: 1 Urology Unit, Ospedale Sant’Andrea, Sapienza University of Rome, Rome, Italy. Electronic address: cosimodenunzio@virgilio.it., 2 New York University Langone Health, New York, NY, USA., 3 Clinic for Urology, Andrology and Pediatric Urology, Clinics of Nordoberpfalz AG, Weiden, Germany., 4 Urology Department, Charles Nicolle University Hospital, University of Rouen F-76000, Rouen, France., 5 Translational Health Sciences, Bristol Medical School, University of Bristol, Bristol, UK; Bristol Urological Institute, North Bristol NHS Trust, Bristol, UK., 6 Urology Unit, University of Campania L. Vanvitelli, Naples, Ital y., 7 Department of Urology, Faculty of Medicine, School of Health Sciences, University of Thessaly, Larissa, Greece., 8 Department of Urology, Pediatric Urology & Urological Oncology, St. Antonius Hospital, Gronau, Germany., 9 Department of Urology, University of Rennes, Rennes, France., 10 Division of Oncology, Unit of Urology, Urological Research Institute, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy., 11 Department of Urology, Maastricht University Medical Center, Maastricht, The Netherlands., 12 Department of Urology, Clinic Favoriten and Sigmund Freud Private University, Vienna, Austria., Studie:Beyond Antimuscarinics: A Review of Pharmacological and Interventional Options for Overactive Bladder Management in Men, Quelle: Eur Urol. 2021 Apr;79(4):492-504.
doi: 10.1016/j.eururo.2020.12.032. Epub 2021 Jan 2. , Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0302283820310186?via%3Dihub
Kommentar
Im urologsischen Praxisalltag sind die Symptome der überaktiven Blase häufig anzutreffen. Den Autoren um Casimo De Nunzio gelingt eine schöne Zusammenfassung der aktuellen Therapiealternativen zu Antimuskarinegika, deren Rolle im Hinblick auf die Nebenwirkungen und einer zunehmend älter werdenden Bevölkerungen in Zukunft möglicherweise an Wichtigkeit verlieren wird. Über die Wirkung von Nervenstimulatin und PDE-5 Inhibitoren konnte aufgrund der dünnen Datenlage noch keine abschliessende Aussage getroffen werden, weitere wissenschaftliche Untersuchungen sind vonnöten. (fa)
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital