Asymptomatische Hämaturie: Wie genau sind Ultraschall, Computertomographie, Zystoskopie und Zytologie bei Harnwegsmalignomen?
Hematuria Zürich – Fankhauser et al. aus der urologischen Abteilung des Universitätsspital Zürich, hat in dieser Studie,die diagnostische Zuverlässigkeit der Zystoskopie/Zytologie (ZZ), des Nieren-Ultraschalls (US) und der Computertomographie (CT) bei Patienten mit Hämaturie untersucht. Hierfür wurde eine retrospektive Analyse von Patienten durchgeführt, die sich wegen Hämaturie einer ZZ, US und CT zwischen 2011 und 2017 unterzogen haben. Alter, Geschlecht, BMI, Raucherstatus und Ergebnisse weiterer diagnostischer Interventionen einschließlich transurethrale Resektion der Blase (TURB), Ureterorenoskopie (URS), Nierenbiopsie und Bildgebung wurden aus den Krankenakten entnommen. Schliesslich wurde eine logistische Regression zur Identifizierung von Risikofaktoren für Malignome des unteren oder oberen Harntraktes durchgeführt. Die Unterscheidungsgenauigkeit von ZZ, US, CT wurde anhand von 2 × 2 Tabellen bewertet. Von 847 Patienten stellten sich 432 (51%) mit nicht sichtbarer Hämaturie (NVH) und 415 (49%) mit sichtbarer Hämaturie (VH). Von allen Patienten mit NVH hatten sieben (1,6%) ein Blasenkarzinom (BCA), drei (< 1%) ein Nierenzellkarzinom (RCC) und kein einziger Patient hatte ein Urothelkarzinom des oberen Trakts (UTUC). Von den Patienten mit VH hatten 62 (14,9%) ein BCA, 7 (1,6%) ein RCC und 4 (< 1%) einen UTUC. Das Studienfazit der Arbeitsgruppe, das im Original in der Januar-Ausgabe derFachzeitschrift WORLD JOURNAL OF UROLOGY erschienen ist, zeitgt, dass in der multivariablen Analyse VH, höheres Alter, Rauchen und niedriger BMI assoziiert waren mit einem erhöhten Risiko für Malignome. Die Spezifität/der negative prädiktive Wert von US für den Nachweis von RCC oder UTUC bei Patienten mit NVH und VH betrug 96%/100% bzw. 95%/99%. (cw/um)
Autoren: Christian Daniel Fankhauser, Sharon Waisbrod, Cindy Fierz, Anton S. Becker, Benedikt Kranzbühler, Daniel Eberli, Tullio Sulser, Hugh Mostafid & Thomas Hermanns, Korrespondenz: 1 Department of Urology, University Hospital Zurich, University of Zurich, Frauenklinikstrasse 10, 8091, Zurich, Switzerland. christian.fankhauser@usz.ch., 2 Department of Urology, University Hospital Zurich, University of Zurich, Frauenklinikstrasse 10, 8091, Zurich, Switzerland.,
3 Institute of Diagnostic and Interventional Radiology, University Hospital Zurich, University of Zurich, Zurich, Switzerland., 4 Department of Urology, Royal Surrey County Hospital, Egerton Road, Guildford, Surrey, UK., # Contributed equally., Studie: Diagnostic accuracy of ultrasonography, computed tomography, cystoscopy and cytology to detect urinary tract malignancies in patients with asymptomatic hematuria, Quelle:
World J Urol. 2021 Jan;39(1):97-103.doi: 10.1007/s00345-020-03171-6. Epub 2020 Apr 2., Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s00345-020-03171-6
Kommentar
Basierend auf dieser Analyse sollte aufgrund der geringen Inzidenz von Malignomen des unteren oder oberen Harntraktes bei NVH die Notwendigkeit einer weiterführenden Diagnostik (ZZ, CT) streng hinterfragt werden. Im Gegensatz dazu besteht bei Patienten mit VH ein erhebliches Risiko für BCA, und eine Zystoskopie und Bildgebung des oberen Trakts erscheint gerechtfertigt. Natürlich ist die Abwägung sehr individuell zu treffen und sollte sich ebenso zu einem grossen Teil auf die übrigen Risikofaktoren stützen (Alter, Rauchen, BMI).(cw)
Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Martini Klinik Hamburg