Rasse/Ethnizität bestimmt die Lebenserwartung bei chirurgisch behandelten T1aN0M0-Nierenzellkarzinom-Patienten
Rasse/Ethnizität bestimmt die Lebenserwartung bei chirurgisch behandelten T1aN0M0-Nierenzellkarzinom-Patienten
RENAL CELL CARCINOMA Hamburg / Luzern – In dieser Auswertung der Surveillance, Epidemiology and End Results (SEER) Datenbank aus den Vereinigten Staaten hat das Team um Christoph Würnschimmel aus Hamburg, Deutschland und dem Luzerner Kantonsspital, in Luzern, Daten von pT1a Nierenzellkarzinom-Patienten ausgewertet, die chirurgisch behandelt wurden (entweder per Nierenteilresektion oder per Nephrektomie). Dabei wurden Kohorten von den Jahren 2004-2006 (n=6528) sowie von den Jahren 2009-2011 (n=9779) untersucht. Schliesslich wurde die Gesamtmortalität nach 10 Jahren in der Kohorte aus 2004-2006 sowie nach 5 Jahren in der Kohorte 2009-2011 untersucht. Die Gesamtmortalität wurde untersucht im Hinblick auf Geschlecht sowie Rasse/Ethnizität („Caucasian“, „African-American“, „Hispanic-Latino“ und „Asian“). Schliesslich wurde die beobachtete Gesamtmortalität der jeweiligen Rassen/Ethnizitäten mit der vorhergesagten Lebenserwartung aus den Sterbetafeln der jeweiligen Jahre verglichen. Hier zeigte sich, dass für Caucasian, Hispanic-Latino und Asian die Sterbetafeln jeweils die tatsächliche Mortalität relativ gut abgebildet haben, sowohl in den „historischen“ (2004-2006) Kohorten, als auch in den aktuelleren Kohorten (2009-2011). Im Gegensatz dazu überschätzte sich die Vorhersage der Sterbetafeln für „African-American“ meistens, und zu einem grösseren Teil bei Frauen. Die Autoren stellen in ihrer Studie, die im Original in der Februar-Ausgabe des Fachmagazins EUROPEAN UROLOGY FOCUS erschienen ist, dass die Abweichung der Lebenserwartung für weibliche African-Americans dabei nach 10 Jahren bei bis zu 11.1% lag. In einer multivariablen Analyse zur krebsspezifischen Mortalität (CSM), als auch zur Mortalität nach „Other Causes“ (OCM) zeigte sich der signifikante Nachteil ebenso besonders bei dieser Gruppe (Hazard Ratio 1.8 für CSM und 1.6 für OCM, p≤0.03). (cw/um)
Autoren: Christoph Würnschimmel 1 , Claudia Collà Ruvolo 2 , Luigi Nocera 3 , Mike Wenzel 4 , Zhe Tian 5 , Fred Saad 5 , Alberto Briganti 6 , Shahrokh F Shariat 7 , Vincenzo Mirone 8 , Felix K H Chun 9 , Derya Tilki 10 , Markus Graefen 10 , Pierre I Karakiewicz 5, Korrespondenz: Martini-Klinik Prostate Cancer Center, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany; Cancer Prognostics and Health Outcomes Unit, Division of Urology, University of Montréal Health Center, Montréal, Québec, Canada. Electronic address: c.wuernschimmel@gmail.com., 2 Cancer Prognostics and Health Outcomes Unit, Division of Urology, University of Montréal Health Center, Montréal, Québec, Canada; Department of Neurosciences, Reproductive Sciences and Odontostomatology, University of Naples Federico II, Naples, Italy., 3 Department of Urology and Division of Experimental Oncology, URI, Urological Research Institute, IRCSS San Raffaele Scientific Institute, Milan, Italy; Department of Urology, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Germany., 4 Cancer Prognostics and Health Outcomes Unit, Division of Urology, University of Montréal Health Center, Montréal, Québec, Canada; Department of Urology, University Hospital Frankfurt, Frankfurt am Main, Germany., 5 Cancer Prognostics and Health Outcomes Unit, Division of Urology, University of Montréal Health Center, Montréal, Québec, Canada., 6 Department of Urology and Division of Experimental Oncology, URI, Urological Research Institute, IRCSS San Raffaele Scientific Institute, Milan, Italy., 7 Department of Urology, Comprehensive Cancer Center, Medical University of Vienna, Vienna, Austria; Departments of Urology, Weill Cornell Medical College, New York, NY, USA; Department of Urology, University of Texas Southwestern, Dallas, TX, USA; Department of Urology, Second Faculty of Medicine, Charles University, Prague, Czech Republic; Institute for Urology and Reproductive Health, I.M. Sechenov First Moscow State Medical University, Moscow, Russia; Division of Urology, Department of Special Surgery, Jordan University Hospital, The University of Jordan, Amman, Jordan., 8 Department of Neurosciences, Reproductive Sciences and Odontostomatology, University of Naples Federico II, Naples, Italy., 9 Department of Urology, University Hospital Frankfurt, Frankfurt am Main, Germany., 10 Martini-Klinik Prostate Cancer Center, University Hospital Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany.., Studie:Race/Ethnicity Determines Life Expectancy in Surgically Treated T1aN0M0 Renal Cell Carcinoma Patients, Quelle: 2021 Feb 18;S2405-4569(21)00047-X.doi: 10.1016/j.euf.2021.02.004. Online ahead of print., Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(21)00047-X/fulltext
Kommentar
Diese SEER Analyse zeigt sehr eindrücklich die Diskrepanz in der Lebenserwartung verschiedener Rasse/Ethnizitäten in den Vereinigten Staaten. Was bereits bei anderen Tumorerkrankungen, und auch ganz generell im Gesundheitswesen in den Vereinigten Staaten gezeigt wurde, sind Minoritäten meistens benachteiligt. Die Besonderheit dieser Analyse ist der Vergleich der tatsächlichen Gesamtmortalität mit der Vorhersage der Lebenserwartung aus den bekannten und weitverbreiteten „Social Security Administration-Life Tables“. Am Beispiel eines Karzinoms mit relativ guter Prognose (pT1a Nierenzellkarzinom) wurde der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen den Rassen/Ethnizitäten erneut bestätigt, der sich wahrscheinlich aus Nachteilen sowohl im Krebsspezifischen Überleben als auch im allgemeinen Überleben zusammensetzt. Dies zeigt einmal mehr den offensichtlichen Nachteil in der Gesundheitsversorgung, den Minoritäten in den Vereinigten Staaten erleiden, sowohl auch die Notwendigkeit, diese Sterbetafeln nach Rasse/Ethnizität zu gliedern. (cw)
Autor: : Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Martini Klinik Hamburg