Große epidemiologische Studie zu Flüssigkeitsaufnahme und Ernährung bei Nephrolithiasis
STONE TREATMENT Oxford – In dieser britischen Studie hat die „UK Biobank“, eine große epidemiologische, populationsbasierte prospektive Kohortenstudie hinsichtlich der Assoziation zwischen Flüssigkeitsaufnahme/Diätfaktoren und dem Auftreten eines Nierensteines untersucht. Patienten geben hierbei im Rahmen eines Self-assessments ihre Daten in das Food-Frequency Questionnaire ein. Insgesamt konnte Thomas J Littlejohns et al., Daten von 439.072 Teilnehmern der UK Biobank untersuchen, von denen 2.057 aufgrund eines Nierensteines hospitalisiert waren. Die Autoren verwendeten Cox-Regressionsmodelle um zu folgenden Ergebnissen zu gelangen: Für jedes zusätzliche Getränk (200 ml, Tee, Kaffee oder Alkohol) pro Tag verringerte sich das Risiko, einen Nierenstein zu entwickeln um 13% (Hazard Ratio [HR] = 0,87; 95% Konfidenzintervall [KI] 0,85-0,89) – dies galt jedoch nicht für Wasseraufnahme. Ähnliches zeigte sich für 100g Früchte pro Tag (HR 0,88; 95% KI 0,83-0,93) und für 10g faser-reiche Nahrung (HR 0,82; 95% KI 0,77-0,87). Fleisch und Salzaufnahme hingegen erhöhte das Risiko (HR pro 50 g Fleischerhöhung pro Woche = 1,17; 95% KI 1,05-1,29; HR für „always adding salt“ 1,33; 95% KI 1,12-1,58). Gemüse, Fisch und Käseaufnahme haben keinen Zusammenhang mit der Entwicklung eines Nierensteins gezeigt, so das Fazit in der Juli-Ausgabe 2020 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGYFOCUS.(cw/um)
Autoren: Littlejohns TJ, Neal NL, Bradbury KE, Heers H, Allen NE, Turney BW. Korrespondenz: Clinical Trial Service Unit and Epidemiological Studies Unit, Nuffield Department of Population Health, University of Oxford, Oxford OX3 7LF, UK. E-Mail: Thomas.littlejohns@ndph.ox.ac.uk Studie: Fluid Intake and Dietary Factors and the Risk of Incident Kidney Stones in UK Biobank: A Population-based Prospective Cohort Study. Quelle: Eur Urol Focus. 2020 Jul 15;6(4):752-761. doi: 10.1016/j.euf.2019.05.002. Epub 2019 May 10. PMID: 31085062. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(19)30137-3/fulltext
Kommentar
Die vorliegende Studie greift eine Thematik auf, die mitunter sehr populärwissenschaftlich auch in der Medizin behandelt wird – was kann man tatsächlich tun, um das Auftreten eines Nierensteines zu reduzieren? Obwohl es viele Meta-Analysen gibt, waren die meisten untersuchten Studien bislang aufgrund zu kleiner Patientenzahlen oder zu restriktiver Patientenbefragung in Ihrer Aussagekraft eingeschränkt. Diese Studie ist nun die größte ihrer Art, die diese Fragestellung mit einer sehr groß angelegten Patientenkohorte im „Self-Assessment-Modus“ untersucht – interessant und gleichzeitig fragwürdig ist, dass hoher Flüssigkeitskonsum protektiv wirkt, dies aber nur für Kaffee, Tee und Alkohol gezeigt werden konnte, wohingegen pure Wasseraufnahme keinen Zusammenhang damit hatte. Dennoch ist die Studie hochinteressant, da insbesondere auch die Wichtigkeit von Fruchtkonsum und ballast (faser-)reicher Nahrung hervorgehoben wird. Gleichzeitig ist das aber auch wohl der größte Nachteil dieser Studie – man kann davon ausgehen, dass jene, die diese Gewohnheiten angeben, auch sonst einen sehr gesunden Lebensstil führen und mögliche andere, nicht erfasste Faktoren einen Einfluss auf die Entstehung von Nierensteinen gehabt haben könnten.(cw)
Autor: : Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital