Therapie kleiner Nierenturmore bei älteren, komorbiden Patienten
UPPER URINARY TRACT Turin – In dieser italienischen multizentrischen prospektiven Studie (26 Institute, „RECORD 2 project“) hat Paolo Gontero et al. klinische Daten von 4.325 Patienten zusammengetragen, die zwischen 2013 und 2016 eine Nierenteilresektion aufgrund eines Nierentumors erhielten. Die Forscher aus der Division of Urology des Department of Surgical Sciences am San Giovanni Battista Hospital der University of Studies of Torino in Turin Italien, hat in der hier vorliegenden Subgruppenanalyse Daten von Patienten mit einer kurzen Lebenserwartung (≥95% Wahrscheinlichkeit für Tod innerhalb von 10 Jahren) und ausgeprägten Komorbiditäten (nach Charlson Comorbidity Index und ASA Score) analysiert (n=559). In 58,4% der Fälle lag der ASA score bei ≥3. Die meisten Patienten hatten einen T1a und T1b Tumor (74,5% und 22,4%). Der mediane PADUA-Score lag bei 7 (6-8). Ein akutes Nierenversagen trat postoperativ in 27,3% der Fälle auf. In Subgruppenanalysen zeigte sich, dass der ASA Score, PADUA Score, Abklemmen des Nierenstiels, und die Resektionstechnik (Enukleation versus Standard-Nierenteilresektion) den größten Einfluss auf das Auftreten eines akuten Nierenversagens hatte. Von allen Vorerkrankungen haben kardiovaskuläre Vorerkrankungen den größten Einfluss auf das Auftreten eines langfristigen Nierenschadens. Das Fazit der Studie aus der Januar-Ausgabe des Fachmagazins UROLOGIC ONCOLOGY zeigt, dass insgesamt im Vergleich mit einer jungen Population mit weniger Vorerkrankungen ein bedeutend höheres Komplikationsaufkommen (20,6% vs 9,9%; p <0,0001) herrscht; insgesamt war die Durchführung einer Nierenteilresektion in einem high-volume Zentrum und die Durchführung der roboter-assistierte Variante mit einem geringeren Komplikationsaufkommen vergesellschaftet.(cw/um)
Autoren: Gontero P, Mari A, Marra G, Nazzani S, Allasia M, Antonelli A, Barale M, Brunocilla E, Capitanio U, Di Maida F, Gallioli A, Longo N, Montorsi F, Porpiglia F, Porreca A, Rocco B, Simeone C, Schiavina R, Tellini R, Terrone C, Villari D, Ficarra V, Carini M, Minervini A. Korrespondenz: Andrea Minervini M.D., Ph.D., Department of Urology, University of Florence, Unit of Oncologic Minimally-Invasive Urology and Andrology, Careggi Hospital, Florence, Italy. E-Mail: andreamine@libero.it Studie: Is partial nephrectomy safe and effective in the setting of frail comorbid patients affected by renal cell carcinoma? Insights from the RECORD 2 multicentre prospective study. Quelle: Urol Oncol. 2021 Jan;39(1):78.e17-78.e26. doi: 10.1016/j.urolonc.2020.09.022. Epub 2020 Oct 27. PMID: 33127300. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1078143920304336
Kommentar
Die Behandlung kleiner Nierentumore ist insbesondere bei älteren, komorbiden Patienten sehr umstritten, insbesondere da sich häufig ein nur sehr langsames Fortschreiten der Tumore zeigt. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass auch bei selektionierten, älteren und komorbiden Patienten die Nierenteilresektion durchaus eine elegante Therapiemethode darstellt. Die Indikation sollte jedoch sorgfältig abgewogen werden, und wenn die Chirurgie stattfindet, sollte aufgrund der vorliegenden Daten nach Möglichkeit eine nierenschonende Enukleation mit möglichst kurzer Ischämie oder gar ohne Ischämie erwogen werden. Zudem ist, basierend auf vorliegenden Daten, sicherlich die Komplikationsrate in Spezialzentren niedriger und bisweilen scheint auch die roboter-assistierte Variante geringere Komplikationsraten zu haben.(cw)
Autor: : Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital