COVID19-Pandemie: Verzögerte radikale Prostatektomie ist nicht mit einem nachteiligen onkologischen Ergenbnissen assoziiert
PROSTATE CANCER Detroit Basierend auf den aktuellen Einschränkungen durch die COVID-19 Pandemie auf das Gesundheitssystem hat die Forschungsgruppe um Kevin B Ginsburg aus dem Department of Urology der Wayne State University in Detroit, USA, die „National Cancer Database“ retrospektiv für die Jahre 2010-2016 analysiert, um den Einfluss von verzögerter Chirurgie beim Prostatakarzinom zu analysieren. Hierzu wurde eine Unterscheidung von „radikale Prostatektomie innerhalb von 3 Monaten nach Diagnosestellung“ versus „radikale Prostatektomie 3-12 Monate nach Diagnosestellung“ vorgenommen. „In dieser Studie wurden nur intermediate und high risk Prostatakarzinome untersucht. Unter 128,062 Männern zeigte sich nach Adjustierung für die jeweiligen Risikokategorien keine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine besonders nachteilige Histopathologie, Upgrading oder positive Lymphknoten im finalen Präparat nach radikaler Prostatektomie, auch nicht für Patienten mit besonders aggressiver Histologie (Gleason Gruppe 4 oder 5)“, so die Forscher in der Oktober-Ausgabe des Fachmagazins THE JOURNAL OF UROLOGY. (cw/um)
Autoren: Kevin B Ginsburg 1, Gannon L Curtis 1, Ryan E Timar 2, Arvin K George 3, Michael L Cher 4, Korrespondenz: 1 Department of Urology, Wayne State University, Detroit, Michigan.,2 Wayne State University, School of Medicine, Detroit, Michigan., 3 Department of Urology, University of Michigan, Ann Arbor, Michigan., 4 Wayne State University, Detroit, Michigan., Studie: Delayed Radical Prostatectomy is Not Associated with Adverse Oncologic Outcomes: Implications for Men Experiencing Surgical Delay Due to the COVID-19 Pandemic, Quelle: J Urol. 2020 Oct;204(4):720-725.doi:10.1097/JU.0000000000001089. Epub 2020 May 1., Web: https://www.auajournals.org/doi/10.1097/JU.0000000000001089
Kommentar
Wie bereits in früheren Studien gezeigt (Van den Bergh et al, Eur Urol, Volume 64, Issue 2, August 2013), kann eine gewisse Verzögerung der Therapie im Rahmen der radikalen Prostatektomie durchaus in Erwägung gezogen werden, sofern wichtige Gründe dafür sprechen. Insbesondere zur Evaluation möglicher Komorbiditäten, zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes oder, wie eben im Rahmen der COVID-19 Pandemie, zur Entlastung des Gesundheitssystems, kann eine Verschiebung der Operation sogar durchaus sinnvoll erscheinen. Nichtsdestotrotz sollten diese Daten aus der „National Cancer Database“ dahingehend interpretiert werden, dass keinerlei Follow-Up Daten dieser Patienten vorliegen. Somit könnten sich längerfristig in Einzelfällen doch Unterschiede zeigen, die insbesondere für Patienten mit Hochrisiko-Konstellationen nachteilig werden könnten. (cw)
Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital