Prionen und Prionenerkrankungen: Einblicke durch das Auge
NEUROOPHTHA Cleveland – mechentel news – Prionenerkrankungen sind ausnahmslos tödliche neurodegenerative Erkrankungen, die aufgrund ihrer Übertragbarkeit viel Beachtung gefunden haben. Die sporadische Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (sCJD) ist mit einer Inzidenz von 1 auf 1 Million die häufigste menschliche Prionenkrankheit. Vererbte Prionenstörungen sind relativ selten und mit Mutationen im Prion-Protein-Gen verbunden. Bisher wurden mehr als 50 verschiedene Punktmutationen, Deletionen und Insertionen identifiziert. Die meisten sind autosomal dominant und vollständig penetrant. Prionenerkrankungen treten auch bei Tieren auf und sind aufgrund der potenziellen Übertragung auf den Menschen von grosser Bedeutung. Das grundsätzliche pathogene Ereignis, welches allen Prionenstörungen zugrunde liegt, ist eine Änderung der Anpassung des Prionenproteins (PrPC) von einer hauptsächlich α-helikalen zu einer β-Faltblatt-strukturellen Isoform, PrP-Scrapie (PrPSc). Die Akkumulation von PrPSc im Gehirnparenchym ist die Hauptursache für die neuronale Degeneration. Der Mechanismus, durch den PrPSc übertragen wird, sich ausbreitet und neurodegenerative Veränderungen verursacht, wurde im Laufe der Jahre erforscht, was zu verschiedenen Hypothesen führte. Es werden auch Anstrengungen unternommen, um spezifische und sensitive diagnostische Tests für sCJD- und Tierprionenstörungen zu identifizieren, bislang allerdings mit begrenztem Erfolg. Das Auge ist für diese Untersuchungen geeignet, da es verschiedene anatomische und physiologische Merkmale mit dem Gehirn gemeinsam hat und während des Fortschreitens der Krankheit in vivo beobachtet werden kann. Die Netzhaut, die als Erweiterung des Zentralnervensystems angesehen wird, ist bei Prionenstörungen ausgeprägt beteiligt. Dementsprechend haben sich die optische Kohärenztomographie und das Elektroretinogramm als vielversprechende prä-mortem-Diagnosetests für Prionenstörungen bei Menschen und Tieren erwiesen. Ein umfassendes Verständnis der Physiologie bei der Anpassung des Prionenproteins und der Pathobiologie der Prionenprotein-Scrapie im Auge ist für die Entwicklung spezifischer und sensitiver Tests von wesentlicher Bedeutung. Das Autorenteam um Neena Singh aus der Abteilung für Pathologie der School of Medicine an der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, fasst in der Oktober-Ausgabe 2020 der Fachzeitschrift EXPERIMENTAL EYE RESEARCH die jüngsten Fortschritte in der Augenphysiologie und -pathologie bei Prionenstörungen zusammen, und zwar unter besonderer Berücksichtigung des Auges als anatomisch zugänglicher Lokalisation zur Diagnose, Überwachung des Krankheitsverlaufs und zum Testen therapeutischer Optionen.(bs)
Autoren: Singh N, Chaudhary S, Ashok A, Lindner E. Korrespondenz: Neena Singh, Departments of Pathology, School of Medicine, Case Western Reserve University, Cleveland, OH, 44106, USA. E-Mail: neena.singh@case.edu Studie: Prions and prion diseases: Insights from the eye. Quelle: Exp Eye Res. 2020 Oct;199:108200. doi: 10.1016/j.exer.2020.108200. Epub 2020 Aug 25. PMID: 32858007. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0014483520304589