Apalutamid in der Therapie von metastasierendem, kastrationsempfindlichem Prostatakrebs
METASTATIC PROSTATE CANCER Vancouver – mechentel news –
Die zweite, wichtige Studie zur Therapie des hormonsensitiven metastasierten Prostatakarzinoms aus dem NEJM (TITAN-Studie). Diese randomisierte Phase 3 Studie wurde doppelt verblindet ausgeführt. In der Gruppe 1 wurde Apalutamid in Kombination mit einer Androgendeprivation verabreicht und in der Gruppe 2 statt Apalutamid ein Placebo eingesetzt. Patienten, die zuvor eine Therapie für das lokalisierte Prostatakarzinom und/oder eine Docetaxel-Therapien erhalten haben durften eingeschlossen werden. Kim N. Chi und sein Team aus dem BC Cancer and Vancouver Prostate Centre in Vancouver, Canada, haben hier das Gesamtüberleben und das radiographisch progressionsfreie Überleben untersucht. 525 Patienten umfasste die Gruppe 1 und 527 Patienten die Gruppe 2. 16,4% der Patienten wurden zuvor in der Phase des lokalisierten Prostatakarzinoms mittels radikaler Prostatektomie oder externer Bestrahlung behandelt. 10,7 erhielten vorangehend eine Docetaxel-Therapie. Das Kollektiv wurde in der Art der Metastasierung in „low-“ und „high volume“ unterschieden. 62,7% der Patienten hatten eine high-volume Situation, definiert analog CHAARTED: (Vizerale Metastasen und mindestens eine Knochenmetastase oder mindestens vier Knochenmetastasen mit wenigstens einer ausserhalb des Achsenskelettes) und 37,7% low-volume (allgemeine Knochenmetastasierung ohne Erfüllung der high-volume Kriterien). Das radiographisch progressionsfreie Überleben lag nach 24 Monaten bei 68,2% in Gruppe 1 und 47,5% in Gruppe 2 (HR 0,48; p<0.001). Ebenso war das Gesamtüberleben in der Gruppe 1 verlängert (82,4% versus 73%; HR 0,67, p<0.005). Die Autoren konnten in ihrer Studie, die im Original in der Fachzeitschrift THE NEW ENGLANAND JOURNAL OF MEDICINE erschien, keine relevante Unterschiede im Nebenwirkungsprofil zwischen Gruppe 1 und 2 feststellen. (cw/um)
Autoren: Chi KN1, Agarwal N1, Bjartell A1, Chung BH1, Pereira de Santana Gomes AJ1, Given R1, Juárez Soto Á1, Merseburger AS1, Özgüroğlu M1, Uemura H1, Ye D1, Deprince K1, Naini V1, Li J1, Cheng S1, Yu MK1, Zhang K1, Larsen JS1, McCarthy S1, Chowdhury S1; TITAN Investigators, Korrespondenz: From BC Cancer and Vancouver Prostate Centre, Vancouver, Canada (K.N.C.); Huntsman Cancer Institute, University of Utah, Salt Lake City (N.A.); Skåne University Hospital, Lund University, Malmö, Sweden (A.B.); Yonsei University College of Medicine and Gangnam Severance Hospital, Seoul, South Korea (B.H.C.); Liga Norte Riograndense Contra o Câncer, Natal, Brazil (A.J.P.S.G.); Urology of Virginia, Eastern Virginia Medical School, Norfolk (R.G.); Hospital Universitario de Jerez de la Frontera, Cadiz, Spain (A.J.S.); University Hospital Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany (A.S.M.); Istanbul University-Cerrahpaşa, Cerrahpaşa School of Medicine, Istanbul, Turkey (M.O.); Kindai University Hospital Faculty of Medicine, Osaka, Japan (H.U.); Fudan University Shanghai Cancer Center, Shanghai, China (D.Y.); Janssen Research and Development, Beerse, Belgium (K.D.); Janssen Research and Development, San Diego (V.N., J.L., K.Z.), and Janssen Research and Development, Los Angeles (M.K.Y., J.S.L.) – both in California; Janssen Research and Development, Raritan, NJ (S. Cheng, S.M.); and Guy’s, King’s, and St. Thomas‘ Hospitals and the Sarah Cannon Research Institute, London (S. Chowdhury)., Studie: Apalutamide for Metastatic, Castration-Sensitive Prostate Cancer. Quelle: N Engl J Med. 2019 Jul 4;381(1):13-24. doi: 10.1056/NEJMoa1903307. Epub 2019 May 31. , Web: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1903307
Kommentar ENZAMET/TITAN-Studie – Beide Studien haben das Einsatzspektrum dieser neuen Generation der Androgenrezeptorenblocker in Richtung des hormon-sensitiven metastasierten Prostatakarzinoms erweitert. Sowohl low- und high- volume metastasierte Konstellationen wurden eingeschlossen und vorab Subgruppenanalysen vorgenommen – somit wurde die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich relevante Unterschiede auch in den Subgruppen abbilden würden. Darüber hinaus waren alle Gleason Scores repräsentiert und besonders durch die Daten aus TITAN werden auch lokal vortherapierte Patienten (durch radikale Prostatektomie oder externer Bestrahlung) abgedeckt. Beide Substanzen konnten einen Vorteil für das Gesamtüberleben und das progressionsfreie Überleben darstellen. In der TITAN Studie zeigte sich bezüglich der Nebenwirkungen kein Unterschied gegenüber Placebo. Somit erweitert sich das Therapiespektrum für Patienten mit de novo metastasiertem, hormonsensitivem Prostatakarzinom neben den bereits etablierten Wirkstoffen Abiraterone und Docetaxel nun auch um die Wirkstoffe Enzalutamid und Apalutamid; insbesondere bei vorbehandelten Patienten scheinen diese Wirkstoffe in Zukunft relevant zu werden. (cw)
Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital