Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Meta-Studie zu Alpha-Blockern bei Patienten mit neurogener Blasenfunktionsstörung

NEUROUROLOGY Zürich – mechentel news – In einer Meta-Analyse untersuchten Marc P. Schneider aus der Universitätsklinik Balgrist der Universität Zürich, Schweiz, und internationale Kollegen insgesamt 7.015 Abstracts zum Thema der Alpha-Blocker-Therapie bei Patienten mit neurogener Blasenfunktionsstörung (neurogenic lower urinary tract dysfunction NLUTD) bei Multipler Sklerose (MS). Schließlich konnten drei Studien identifiziert werden, die insgesamt 50 Patienten einschlossen (52% Männer, 40% Frauen und 8%, bei denen kein Geschlecht angegeben wurde). Eine Studie war dabei randomisiert, Placebo-kontrolliert und einfach verblindet durchgeführt worden (9 Männer versus 9 Männer), während die beiden anderen Studien prospektive Kohortenstudien waren (erste Studie mit 4 Patienten ohne Geschlechtsangabe, zweite Studie mit 28 Patienten, dabei 20 Frauen und 8 Männer). Die verwendeten Therapiemethoden waren dabei wie folgt: Studie 1 aus dem Jahr 1995 verabreichte Placebo versus Indoramin (2×20 mg); die zweite Studie aus dem Jahr 1978 verabreichte in einer ersten Phase Phentolamin (10 mg i.v., single shot) und in der zweiten Phase Phenoxybenzamin (2×10 mg); die dritte und modernste Studie aus 2004 verwendete Tamsulosin 0,4 mg. Es zeigte sich, dass die Therapie mit Alpha-Blockern bei 50%-96% der Patienten erfolgreich war (laut Definition im Sinne einer Verbesserung der Flussrate); entsprechend wurde ein relatives Risiko von 3,89 (95% Konfidenzintervall 2,7 – 7,0) für eine erfolgreiche Alpha-Blocker Therapie bei MS Patienten mit NLUTD berechnet. In der Veröffentlichung in der August-Ausgabe 2019 des Fachjounals NEUROUROLOGY AND URODYNAMICS zeigte sich für Tamsulosin die höchste Erfolgsrate (Relatives Risiko 4,50 (95% KI 2,2 – 9,2). (cw/bs)

Autoren: Schneider MP, Tornic J, Sýkora R, Abo Youssef N, Mordasini L, Krhut J, Chartier-Kastler E, Davies M, Gajewski J, Schurch B, Bachmann LM, Kessler TM. Korrespondenz: Prof Thomas M. Kessler MD, Department of Neuro‐Urology, Balgrist University Hospital, University of Zürich, Forchstrasse 340 8008 Zürich, Switzerland. E-Mail: tkessler@gmx.ch Studie: Alpha-blockers for treating neurogenic lower urinary tract dysfunction in patients with multiple sclerosis: A systematic review and meta-analysis. A report from the Neuro-Urology Promotion Committee of the International Continence Society (ICS). Quelle: Neurourol Urodyn. 2019 Aug;38(6):1482-1491. doi: 10.1002/nau.24039. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/nau.24039

Kommentar

Diese Studie konnte demonstrieren, dass Alphablocker für MS Patienten mit NLUTD ein vielversprechendes Therapieverfahren sein können. Die Evidenz aus den genannten Studien ist dabei jedoch unzureichend und veraltet, insbesondere da aus genannten Studienpräparaten heutzutage auch nur mehr Tamsulosin frei verfügbar ist. Eine Interpretation der Daten im Sinne einer umfassenden Meta-Analyse ist bei nur 50 Patienten aus drei Studien schwierig. Die Autoren weisen daher ebenso darauf hin, dass dieses Themengebiet in einem korrekt aufgebauten, prospektiven und modernen Studiensetting näher untersucht werden sollte.

Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital