Konservatives Management des Retinoblastoms – Ein Review des derzeitigen Wissensstandes und Ausblicke in die Zukunft
TUMOR Lausanne – mechentel news – Das Retinoblastom führt durch seine Metastasen zum Tod, wenn es nicht behandelt wird. Daher ist das primäre Ziel der Therapie das Überleben des Patienten, während der Erhalt des Auges, der Erhalt der Sehkraft und die Lebensqualität sekundäre Ziele sind. Historisch gesehen war die Enukleation der erste erfolgreiche therapeutische Ansatz zur Senkung der Mortalität, gefolgt von den ersten Versuchen das Auge mittels Strahlentherapie zu retten vor über 100 Jahren. Dies führte zur empirischen Abgrenzung eines Fensters für ein konservatives Management, das einem „Zustand innerhalb der Metastasierungsfrist“ unterworfen war, der niemals verletzt werden durfte. In den letzten zwei Jahrzehnten erlebte die konservative Behandlung des Retinoblastoms eine beeindruckende Beschleunigung der Verbesserungen, die zu zwei wesentlichen Paradigmenwechseln in der Therapiestrategie führte. Erstens ermöglichte die Einführung der systemischen Chemotherapie und der Fokusbehandlung Ende der neunziger Jahre den schrittweisen Verzicht auf die Strahlentherapie. Ungefähr 10 Jahre später ermöglichte das Aufkommen der Chemotherapie in situ mit der Implementierung neuer Wege der gezielten Arzneimittelabgabe, nämlich intraarterielle, intravitreale und jetzt intrakameraler Injektionen, eine signifikante Erhöhung der Augenerhaltungsrate, die endgültige Abschaffung der Strahlentherapie und die Verringerung der systemischen Chemotherapie. Das internationale Autorenteam um Francis L. Munier aus dem Jules-Gonin Eye Hospital, Fondation Asile des Aveugles der University of Lausanne in Lausanne, Schweiz, überprüfen das relevante Wissen, das geeignet ist, das konservative Management von Retinoblastomen in Übereinstimmung mit dem „Zustand innerhalb der Metastasierungsfrist“ zu verbessern. In der elektronischen Vorabpublikation im Juni 2019 beim Fachjournal PROG RETIN EYE RESEARCH stellen sie ihre Arbeit vor. Der Fokus liegt dabei insbesondere (i) darauf, wie sich neue Bildgebungsverfahren auf die Grenzen des konservativen Managements auswirken, (ii) auf der Entstehung einer Dissektion des Retinoblastoms, Wachstumsmuster und intraokulären Wegen der Tumorausdehnung, (iii) auf der Bewertung wichtiger therapeutischer Veränderungen und Trends, (iv) auf dem Vorschlag einer Klassifizierung des rezidivierenden Retinoblastoms, (v) auf der Prüfung therapierbarer/vermeidbarer krankheitsbedingter oder behandlungsbedingter Komplikationen und (vi) auf der Bewertung neuer therapeutischer Ziele und Konzepte sowie des Potenzials der Flüssigkeitsbiopsie. (bs)
Autoren: Munier FL, Beck-Popovic M, Chantada GL, Cobrinik D, Kivelä TT, Lohmann D, Maeder P, Moll AC, Carcaboso AM, Moulin A, Schaiquevich P, Bergin C, Dyson PJ, Houghton S, Puccinelli F, Vial Y, Gaillard MC, Stathopoulos C. Korrespondenz: Francis L. Munier, Head of Ocular Oncology, Pathology and Genetics, Department of Ophthalmology, University of Lausanne, Jules-Gonin Eye Hospital, Fondation Asile des Aveugles, Avenue de France 15, 1000, Lausanne 7, Vaud, Switzerland. E-Mail: francis.munier@fa2.ch Studie: Conservative management of retinoblastoma: Challenging orthodoxy without compromising the state of metastatic grace. „Alive, with good vision and no comorbidity“. Quelle: Prog Retin Eye Res. 2019 Jun 5. pii: S1350-9462(18)30073-9. doi: 10.1016/j.preteyeres.2019.05.005. [Epub ahead of print] Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1350946218300739