Charakteristika der Phänotypen unterschiedlicher Mutationen bei Retinitis pigmentosa
NEUROOPHTHA Zürich – mechentel news – An der Augenklinik des Universitätsspitals Zürich, Schweiz, verglichen Christina Gerth-Kahlert et al. die Variabilität des Phänotyps bei Retinitis pigmentosa-Patienten mit rezessiven und dominanten Mutationen im SNRNP200-Gen. In einer retrospektiven Studie wurden Patienten aus zwei nicht verwandten Familien bestimmt: Familie A, fünf Patienten im Alter von 36 bis 77 Jahren; Familie B, ein Patient im Alter von 9 Jahren und seine asymptomatischen Eltern und seine Schwester. Alle Patienten erhielten eine umfassende Augenuntersuchung mit einer detaillierten Beurteilung der Netzhautfunktion und der Morphologie. Die genetische Untersuchung wurde in Form einer vollständigen Exomsequenzierung (WES) bei dem Indexpatienten aus jeder Familie durchgeführt. Gene, von denen beschrieben ist, dass sie an Augenkrankheiten beteiligt sind (n > 450), wurden auf seltene Varianten untersucht und es wurde eine Segregationsanalyse durchgeführt. Eine bekannte heterozygote Missense-Variante (c.3260C>T, p.(Ser1087Leu)) im SNRNP200-Gen wurde im Index-Patienten der Familie A identifiziert, während eine neue homozygote Missense-Mutation (c.1634G>A, p.(Arg545His)) bei dem Indexpatienten der Familie B gefunden wurde. Über Nyktalopie und Photophobie wurden von 6/6 bzw. 2/6 Patienten berichtet. Der mit der dominanten Mutation assoziierte Phänotyp war durch einen variablen Krankheitsbeginn (frühe Kindheit bis zum sechsten Lebensjahrzehnt), Schweregrad der Krankheit (Sehschärfe von 20/20-20/200 im siebten bis achten Jahrzehnt) und einer fortgeschrittenen Stäbchen-Zapfen-Dysfunktion charakterisiert. Zu den Merkmalen der rezessiven Erkrankung gehörten ausgeprägte Fundusveränderungen in Form punktförmiger Hypopigmentierung zusammen mit einer Netzhautatrophie und einer schweren Stäbchen-Zapfen-Dysfunktion. Die Autoren kommen in die Juli-Ausgabe 2019 des Fachjournals INVESTIGATIVE OPHTHALMOLOGY & VISUAL SCIENCE zu dem Fazit, dass die Phänotypcharakteristika in autosomal dominanten und rezessiven SNRNP200-Mutationen unterschiedliche Merkmale zeigen, wobei eine frühzeitigere schwere Erkrankung im rezessiven Fall und eine variable Krankheitsexpression im dominanten Vererbungsmuster vorliegen. (bs)
Autoren: Gerth-Kahlert C, Koller S, Hanson JVM, Baehr L, Tiwari A, Kivrak-Pfiffner F, Bahr A, Berger W. Korrespondenz: Christina Gerth-Kahlert, Department of Ophthalmology, University Hospital Zurich, Frauenklinikstrasse 24, 8091 Zurich, Switzerland. E-Mail: christina.gerth-kahlert@usz.ch. Studie: Genotype-Phenotype Analysis of a Novel Recessive and a Recurrent Dominant SNRNP200 Variant Causing Retinitis Pigmentosa. Quelle: Invest Ophthalmol Vis Sci. 2019 Jul 1;60(8):2822-2835. doi: 10.1167/iovs.18-25643. Web: https://iovs.arvojournals.org/article.aspx?articleid=2737596