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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Cochrane Review zum Vergleich PPV vs. Sklera eindellendes Verfahren zeigt niedrige bis sehr niedrige Qualität der Evidenz

 

SURGICAL RETINA Split – mechentel news – Rhegmatogene Netzhautablösung (RRD) bedeutet die Trennung der neurosensorischen Netzhaut vom darunterliegenden Pigmentepithel der Netzhaut. Ursache sind Netzhautrisse, durch die Flüssigkeit aus der Glaskörperhöhle in den subretinalen Raum gelangt. Die Pars-Plana-Vitrektomie (PPV), die Sklera eindellende Verfahren und die pneumatische Retinopexie sind drei anerkannte Behandlungsstrategien, deren Wirksamkeit nach wie vor umstritten ist. Die pneumatische Retinopexie wird in einem separaten Cochrane-Review betrachtet. Das primäre Ziel des Reviews von Ljubo Znaor et al. aus dem Department of Ophthalmology des University Hospitals Centre Split in Split, Kroatien war es, die Wirksamkeit von PPV im Vergleich zu Sklera eindellenden Verfahren bei der Behandlung von einfacher RRD zu beurteilen. Diese war definiert als primäre RRD jeglichen Ausmasses mit bis zu zwei Uhrstunden umfassenden Unterbrechungen unabhängig von ihrer anterioren oder posterioren Lokalisation. Einbezogen wurden Patienten mit (Phakie) oder ohne (Aphakie) natürliche Linse oder mit einer künstlichen Linse (Pseudophakie). Ein sekundäres Ziel war die Bewertung etwaiger Daten zur Ökonomie und zur Lebensqualität. Durchsucht wurde CENTRAL, welches das Cochrane Eyes and Vision Trials Register enthält, MEDLINE, Embase, LILACS, das ISRCTN-Register, ClinicalTrials.gov und das WHO ICTRP. Das Datum der Suche war der 5. Dezember 2018. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), in denen PPV und Sklera eindellende Verfahren mit mindestens drei Monaten Follow-up verglichen wurden. Dabei wurde nach der Cochrane-Standardmethode vorgegangen. Zwei Review-Autoren extrahierten unabhängig voneinander die Daten und Studienmerkmale aus den Arbeiten, die nach dem ersten Screening als passend identifiziert worden waren. Die Folgenden Outcome-Parameter wurden berücksichtigt: primäre Netzhautwiederanlage, postoperative Sehschärfe, endgültiger anatomischer Erfolg, Wiederauftreten der Netzhautablösung, Anzahl der erforderlichen Eingriffe, um einen finalen anatomischen Erfolg zu erzielen, Lebensqualität und Nebenwirkungen. Die Evidenzsicherheit wurde nach GRADE bewertet. Das Review umfasste
10 RCTs (1307 Augen von 1307 Teilnehmern) aus Europa, Indien, dem Iran, Japan und Mexiko, die PPV- und Sklera eindellende Verfahren zur RRD-Therapie verglichen. In zwei dieser 10 Studien wurde PPV in Kombination mit Sklera eindellendem Verfahren mit Sklera eindellendem Verfahren allein verglichen (54 Teilnehmer). Alle Studien wiesen ein hohes oder unklares Risiko für Bias in mindestens einem Gebiet auf. Fünf Studien wurden aus nichtkommerziellen Quellen finanziert, während in den anderen fünf Studien keine Finanzierungsquelle angegeben war. Der Anteil der Teilnehmer, die mindestens 3 Monate nach der Operation eine Netzhautwiederanlage erreichten, unterschied sich kaum oder gar nicht zwischen denjenigen in der PPV-Gruppe und denjenigen in der Gruppe Sklera eindellender Verfahren (Risikoverhältnis (RR) 1,07; 95% Konfidenzintervalle (KI): 0,98 bis 1,16; 9 RCTs; 1261 Teilnehmer; niedrige Qualität der Evidenz). Ungefähr 67 von 100 mit Sklera eindellendem Verfahren behandelten Personen zeigten eine Netzhautwiederanlage innerhalb von 3 bis 12 Monaten. Die Behandlung durch PPV kann bezogen auf 100 behandelte Personen zu 4 mehr Personen mit Netzhautwiederanlage führen (95% KI: 2 weniger bis 11 mehr). Es ergab sich kein Hinweis auf einen signifikanten Unterschied in der postoperativen Sehschärfe zwischen den Teilnehmern beider Gruppen (mittlerer Unterschied (MD) 0,00 logMAR; 95% KI: -0,09 bis 0,10; 6 RCTs; 1138 Teilnehmer; niedrige Qualität der Evidenz). Ebenso unterschied sich der endgültige anatomischen Erfolg zwischen den Teilnehmern der beiden Gruppen kaum oder gar nicht (RR 1,01; 95% KI: 0,99 bis 1,04; 9 RCTs; 1235 Teilnehmer; niedrige Qualität der Evidenz). 94 von 100 Personen in der Kontrollgruppe (Sklera eindellende Verfahren) erreichten einen finalen anatomischen Erfolg verglichen mit 96 von 100 Personen in der PPV-Gruppe. In der PPV-Gruppe wurde bei weniger Teilnehmern über eine erneute Netzhautablösung berichtet als in der Gruppe mit Sklera eindellendem Verfahren (RR 0,75; 95% KI: 0,59 bis 0,96; 9 RCTs; 1320 Teilnehmer; niedrige Qualität der Evidenz). Ungefähr 28 von 100 Personen, die mit Sklera eindellendem Verfahren behandelt wurden, wiesen eine Netzhautablösung über 3 bis 36 Monate auf. Bezogen auf 100 Personen kann die Therapie mittels PPV zu 7 Patienten weniger mit Netzhautablösung führen (95% KI: 1 bis 11 weniger). Die mit PPV behandelten Teilnehmer benötigten im Durchschnitt weniger Eingriffe, um einen endgültigen anatomischen Erfolg zu erzielen, aber dieser Unterschied war gering und die Daten waren verzerrt (MD -0,20; 95% KI: -0,34 bis -0,06; 2 RCTs; 682 Teilnehmer; sehr niedrige Qualität der Evidenz). Die sehr niedrige Qualität der Evidenz hinsichtlich der Lebensqualität legt nahe, dass mehr Personen in der PPV-Gruppe im Vergleich zur Gruppe Sklera eindellender Verfahren „mit dem Sehvermögen zufrieden“ sind (RR 6,22; 95% KI: 0,88 bis 44,09; 1 RCT; 32 Teilnehmer). Alle eingeschlossenen Studien berichteten über Nebenwirkungen, es war jedoch nicht immer klar, ob sie als Anzahl der Teilnehmer oder der Ereignisse gemeldet wurden. Eine Kataraktentwicklung oder -progression trat in der PPV-Gruppe häufiger auf (RR 1,71; 95% KI: 1,45 bis 2,01), die Ablösung der Choroidea wurde häufiger in der Gruppe mit Sklera eindellenden Verfahren beobachtet (RR 0,19; 95% KI: 0,06 bis 0,65) und es gab neue/iatrogene Netzhautrisse wurden lediglich in der PPV-Gruppe beobachtet (RR 8,21; 95% KI: 1,91 bis 35,21). Die Schätzungen der relativen Häufigkeit anderer unerwünschter Wirkungen, einschliesslich postoperativer proliferativer Vitreoretinopathie, postoperativer Erhöhung des Augeninnendrucks, Entwicklung eines zystoiden Makulaödems, epiretinale Gliose und Strabismus, waren ungenau. Die Evidenz hinsichtlich der Nebenwirkungen war von niedriger Qualität. Die Autoren fassen im März 2019 in der COCHRANE DATABASE OF SYSTEMATIC REVIEWS zusammen, dass Hinweise mit geringer oder sehr geringer Qualität der Evidenz dafür bestehen, dass es hinsichtlich der primären Erfolgsrate, des Visusgewinns und des endgültigen anatomischen Erfolgs bei der Behandlung der primären RRD keinen oder nur einen geringen Unterschied zwischen PPV und Sklera eindellendem Verfahren gibt. Qualitativ niedrige Evidenz deutet darauf hin, dass es in der PPV-Gruppe möglicherweise zu weniger erneuten Netzhautablösungen kommt. Einige unerwünschte Ereignisse, wie das Fortschreiten der Katarakt und neue iatrogene Netzhautrisse traten in der PPV-Gruppe häufiger auf, während andere häufiger in der Gruppe mit Sklera eindellendem Verfahren auftraten, z. B. eine Ablösung der Choroidea. (bs)

Autoren: Znaor L, Medic A, Binder S, Vucinovic A, Marin Lovric J, Puljak L. Korrespondenz: Ljubo Znaor, Department of Ophthalmology, University Hospital Centre Split, Spinciceva 1, Split, Croatia, 21000. E-Mail: ljuboznaor@gmail.com Studie: Pars plana vitrectomy versus scleral buckling for repairing simple rhegmatogenous retinal detachments. Quelle: Cochrane Database Syst Rev. 2019 Mar 8;3:CD009562. doi: 10.1002/14651858.CD009562.pub2. Web: https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD009562.pub2/full