Generelle Prophylaxe durch Laser-Iridotomie bei Verdacht auf primären Winkelverschluss erscheint nicht sinnvoll
GLAUCOMA Guangzhou – mechentel news – Weltweit sind 20 Millionen Menschen vom primären Engwinkelglaukom betroffen. Menschen, bei denen der Verdacht auf ein primäres Engwinkelglaukom besteht, haben ein höheres, aber nur schlecht quantifizierbares Risiko, ein Glaukom zu entwickeln. Die internationalen Autoren um Mingguang He aus dem State Key Laboratory of Ophthalmology am Zhongshan Ophthalmic Center der Sun Yat-Sen University in Guangzhou, China wollten die Wirksamkeit und Sicherheit der lasergestützten peripheren Iridotomie-Prophylaxe gegen das Engwinkelglaukom bei chinesischen Personen untersuchen, bei denen der Verdacht auf einen primären Winkelverschluss bestand. In die randomisierte kontrollierte Studie wurden am Zhongshan Ophthalmic Center, einer tertiären Spezialklinik in Guangzhou, China, 50 bis 70 Jahre alte Personen aufgenommen, bei denen Verdacht auf einen bilateralen primären Winkelverschluss bestand. Die Patienten erhielten eine lasergestützte periphere Iridotomie in einem zufällig ausgewählten Auge, das andere Auge blieb unbehandelt. Der primäre Endpunkt war die Inzidenz einer primären Engwinkelglaukom-Erkrankung als ein zusammengesetzter Endpunkt aus Erhöhung des Augeninnendrucks, peripheren anterioren Synechien oder einem akuten Winkelverschluss während der 72-monatigen Nachbeobachtung in einer Intention-to-Treat-Analyse zwischen den behandelten Augen und den kontralateralen Kontrollen. Die Studie ist im ISRCTN-Register unter der Nummer ISRCTN45213099 registriert. Von 11.991 untersuchten Personen wurden ab dem 19. Juni 2008 insgesamt 889 Personen randomisiert zugeordnet (889 behandelte und 889 unbehandelte Augen). Die Inzidenz des primären Endpunktes betrug 4,19 pro 1.000 Augenjahre bei behandelten Augen im Vergleich zu 7,97 pro 1.000 Augenjahre bei unbehandelten Augen (Hazard Ratio 0,53; 95% Konfidenzintervall 0,30 – 0,92; p = 0,024). Ein primäres Endpunkt-Ereignis trat bei 19 behandelten Augen und 36 unbehandelten Augen auf, somit unter Verwendung einer paarweisen Analyse mit einem statistisch signifikanten Unterschied (p = 0,0041). Während des Nachbeobachtungszeitraums wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse beobachtet. In der April-Ausgabe 2019 des LANCET fassen die Autoren zusammen, dass die Inzidenz eines Engwinkelglaukom-Ereignisses bei Personen, bei denen anhand eines populationsbasierten Screenings der Verdacht auf einen primären Winkelverschluss bestand, sehr gering war. Die periphere Laser-Iridotomie hatte eine bescheidene, wenn auch signifikante prophylaktische Wirkung. In Anbetracht der geringen Inzidenzrate von Ereignissen, die keine unmittelbare Gefahr für das Sehen darstellen, ist der Nutzen einer prophylaktischen peripheren Laser-Iridotomie begrenzt. Daher wird eine flächendeckende prophylaktische periphere Laser-Iridotomie bei Personen, bei denen ein Verdacht auf einen primären Winkelverschluss besteht, nicht empfohlen. (bs)
Autoren: He M, Jiang Y, Huang S, Chang DS, Munoz B, Aung T, Foster PJ, Friedman DS. Korrespondenz: Prof Mingguang He, State Key Laboratory of Ophthalmology, Clinical Research Center, Zhongshan Ophthalmic Center, Sun Yat-Sen University, Guangzhou 510060, China. E-Mail: mingguang_he@yahoo.com Studie: Laser peripheral iridotomy for the prevention of angle closure: a single-centre, randomised controlled trial. Quelle: Lancet. 2019 Apr 20;393(10181):1609-1618. doi: 10.1016/S0140-6736(18)32607-2. Epub 2019 Mar 14. Web: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)32607-2/fulltext