Sekundäranalyse der AREDS-Studie gibt Hinweise auf Zusammenhang zwischen Kalziumaufnahme und Progression der AMD
MEDICAL RETINA Bethesda – mechentel news – Frühere Studien zur Rolle diätetischem Kalzium bzw. als Nahrungsergänzungsmittel bei der altersbedingter Makuladegeneration (AMD) haben unterschiedliche Ergebnisse erbracht, die darauf hindeuten, dass sowohl eine zusätzliche Gabe als auch eine diätetisch verringerte Aufnahme schädlich sind. In der Division of Epidemiology and Clinical Applications am National Eye Institute der National Institutes of Health in Bethesda im Bundesstaat Maryland, USA, untersuchten Alanna K. Tisdale et al. in Kooperation mit der Age-Related Eye Disease Study Research Group die Beziehung zwischen einer eingeschränkten oder einer zusätzlichen Kalziumaufnahme und der Progression einer AMD. Die Studie bestand aus Sekundäranalysen von Teilnehmern, die an der AREDS-Studie (Age-Related Eye Disease Study) teilgenommen hatten. An der AREDS-Studie (1992-2001) nahmen Patienten aus universitären und ambulanten Retinazentren in den USA teil. Männer und Frauen mit unterschiedlichem Schweregrad der AMD wurden einbezogen. Die Datenanalyse für die hier vorgelegte Arbeit erfolgte von September 2015 bis Dezember 2018. Grundlage war die von den Patienten selbst berichtete diätetisch eingeschränkte oder ergänzende Aufnahme von Kalzium zu Studienbeginn. Hauptzielparameter war die Entwicklung einer späten AMD, einer geografischen Atrophie (zentral oder nicht zentral) oder einer neovaskulären AMD, die auf den zentral bewerteten Fundusfotografien, die zum Ausgangszeitpunkt und bei den jährlichen Untersuchungen erhoben wurden, nachgewiesen wurde. Insgesamt wurden 4.751 Teilnehmer eingeschlossen (mittleres Alter 69,4 Jahre); 4.543 (95,6%) waren weiss und 2.655 (55,9%) waren weiblich. Verglichen mit denen im niedrigsten Quintil hatten die Teilnehmer im höchsten Quintil der diätetischen Kalziumaufnahme ein geringeres Risiko für die Entwicklung einer späten AMD (Hazard Ratio [HR] 0,73), zentraler geografischer Atrophie (HR 0,64) und jeglicher geografischer Atrophie (HR 0,80). Die Teilnehmer im höchsten Tertil der zusätzlichen Kalziumaufnahme hatten ein geringeres Risiko für die Entwicklung einer neovaskulären AMD (HR 0,70) als diejenigen, die keine Kalziumzusätze einnahmen. Stratifiziert nach Geschlecht hatten Frauen im höchsten Quintil der diätetischen Kalziumaufnahme ein geringeres Risiko für die Entwicklung einer späten AMD (HR 0,73) als Frauen im niedrigsten Quintil. Frauen im höchsten Tertil der Kalziumergänzung hatten ein geringeres Risiko für ein Fortschreiten der neovaskulären AMD (HR 0,67) als Frauen, die keine Kalziumergänzung einnahmen. Ähnliche Ergebnisse wurden bei Männern für die diätetische Kalziumaufnahme gefunden. Zu wenige Männer nahmen Kalziumpräparate als Nahrungsergänzung, um dazu Analysen durchführen zu können. Die Autoren halten in der elektronischen Vorabpublikation im März 2019 beim JAMA OPHTHALMOLOGY fest, dass in dieser Sekundäranalyse bei AREDS-Teilnehmern höhere Mengen an Kalzium im Rahmen einer Diät oder durch zusätzliche Kalziumaufnahme mit einer geringeren Häufigkeit des Fortschreitens der späten AMD in Verbindung gebracht werden konnte. Die Ergebnisse könnten auf nicht berücksichtigte Störfaktoren oder Zufälle zurückzuführen sein und sollten als Ausgangspunkt für Hypothesen dienen, die zusätzliche Untersuchungen erfordern. (bs)
Autoren: Tisdale AK, Agrón E, Sunshine SB, Clemons TE, Ferris FL 3rd, Chew EY; Age-Related Eye Disease Study Research Group. Korrespondenz: Alanna K. Tisdale, Division of Epidemiology and Clinical Applications, National Eye Institute, National Institutes of Health, Bethesda, Maryland, USA. Studie: Association of Dietary and Supplementary Calcium Intake With Age-Related Macular Degeneration: Age-Related Eye Disease Study Report 39. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2019 Mar 21. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2019.0292. [Epub ahead of print] Web: https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2728258