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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Therapie des muskelinvasiven Urothelkarzinom der Harnblase mittels combinierter Chemotherapie und definitiver transurethrale Resektion

ONCOLOGY/UROTHELIAL Ca OF THE BLADDER New York – mechentel news – Im Zusammenhang mit der vorangegangenen Studie auf Seite 10, stellen wir eine weitere Studie über die Behandlungsmöglichkeit eines muskelinvasiven Urothelkarzinoms der Harnblase mittels definitiver transurethraler Resektion in Kombination mit einer Chemotherapie vor. Die Forschungsgruppe um François Audenet aus dem Department of Urology am Institute for Healthcare Delivery Science der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York, USA hat hierfür einen Einblick in die National Cancer Database mit über 525.000 Patienten geworfen. Daraus wurden 1538 Patienten identifiziert, die eine solche Therapie für cT2-T4aN0M0 Urothelkarzinome der Harnblase erhielten. In den Vergleich dazu stellten sie 17,866 Patienten, die eine radikale Zystektomie mit oder ohne perioperative Chemotherapie erhielten. Es zeigte sich, dass die Variante mit transurethraler Resektion/Chemotherapie häufiger bei älteren Patienten, Patienten mit früheren Tumorerkrankungen und höheren cT Stadien durchgeführt wurde. Dabei wurde diese Option auch häufiger ein nicht-universitären Spitälern und jenen mit wenig Zystektomie-Erfahrung gewählt. Die Forscher stellen in ihrer im November 2018 erschienen Studie fest, dass die Zwei-Jahres/Fünf-Jahres Überlebensrate bei der TUR-B/Chemotherapie Variante bei 49% und 32,9% lag. Wurden nur cT2 Stadien betrachtet, lagen die Überlebensraten bei 52,6% (2 Jahre) und 36,2% (5 Jahre). Im Vergleich mit der radikalen Zystektomie war das Overall Survival bei der TUR-B/Chemotherapie-Variante signifikant geringer (median 23.9 Monate, 95% CI 21.4-30,2 vs 48.1, 95% CI 46,3-50,2, p< 0,001), so das Fazit im Fachjournal THE JOURNAL OF UROLOGY. (cw/um)

Autoren: Audenet F1, Waingankar N1, Ferket BS2, Niglio SA3, Marqueen KE2, Sfakianos JP1, Galsky MD4., Korrespondenz: 1 Department of Urology, Institute for Healthcare Delivery Science, Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, New York., 2 Department of Population Health Science and Policy, Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, New York., 3 Division of Hematology/Oncology, Department of Medicine, Tisch Cancer Institute, Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, New York., 4 Division of Hematology/Oncology, Department of Medicine, Tisch Cancer Institute, Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, New York. Electronic address: matthew.galsky@mssm.edu., Studie: Effectiveness of Transurethral Resection plus Systemic Chemotherapy as Definitive Treatment for Muscle Invasive Bladder Cancer in Population Level Data., Quelle: J Urol. 2018 Nov;200(5):996-1004. doi: 10.1016/j.juro.2018.06.001. Epub 2018 Jun 4., Web: https://www.jurology.com/doi/10.1016/j.juro.2018.06.001

Kommentar Die Forschungsgruppe um Dr. Mazza versucht in ihrer Kohorte den Erfolg eines unkonventionellen Wegs in der Therapie eines muskelinvasiven Urothelkarzinoms der Harnblase zu untermauern; ein Konzept das bereits seit den 90er Jahren besteht, aber bislang durch zu kleine Studienkohorten nicht endgültig erforscht wurde. Tatsächlich scheint sehr häufig ein klinisches Ansprechen nach platinbasierter NAC sowie nach suffizienter TUR-B aufzutreten. Diese Daten werden untermauert durch den Fakt dass etwa 40% aller Patienten nach einer radikalen Zystektomie mit neoadjuvanter Chemotherapie ein pT0 Stadium in der finalen Histologie zeigen. Da die radikale Zystektomie ein Eingriff mit hoher Morbidität ist, scheint dieser „konservative“ Weg eventuell geeignet für eine Subgruppe von Patienten mit Ko-Morbiditäten. Wie jedoch auch in der Studie von Dr. Audenet gezeigt wird, bleibt die grosse Frage, welcher Patient tatsächlich der optimale Kandidat für diese Strategie wäre. Schlussendlich ist das Overall-Survival bei Patienten, die eine radikalen Zystektomie erhielten signifikant höher. Somit bleibt momentan zu hoffen dass zukünftige Biomarker einen Schritt in Richtung Frühdiagnostik eines Urothelkarzinoms liefern werden, denn dann wird dieses Konzept dieser Studie möglicherweise für den klinischen Alltag relevanter. (cw)

Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital