Wiederholte Prostatabiopsien beeinflussen nicht die Wiederherstellung der erektilen Funktion
PROSTATE CANCER Bern – mechentel news – Eine wachsende Zahl von Patienten wiederholt die Biopsie vor der Behandlung von Prostatakrebs. Dies kann mehrere Gründe haben, z. B. als Teil eines aktiven Überwachungsprotokolls. Allerdings gibt es zu diesem Zeitpunkt nur wenige Ergebnisse über die Auswirkungen einer erneuten Prostatabiopsie auf die Wiederherstellung der erektilen Funktion und Kontinenz nach einer radikalen Prostatektomie. Um diese Frage zu beantworten, werteten die Autoren um Marc A. Furrer von der Abteilung für Urologie an der Universität Bern Daten von 1015 Patienten aus, die in ihrem Zentrum mit radikaler Prostatektomie behandelt wurden. Ein Viertel der Patienten erhielt zwei oder mehr Biopsien vor der Prostatektomie. Die Forscher fanden heraus, dass die Patienten mit mehr als einer Prostatabiopsie drei Monate nach der radikalen Prostatektomie eine schlechtere Kontinenzerholung aufwiesen, als diejenigen, die nur eine Biopsie erhielten. Allerdings fanden sie auch heraus, dass die Kontinenzraten nach längerer Erholung (6, 12 und 24 Monate nach der Prostatektomie) sowie die erektilen Funktionsraten (3, 6, 12 und 24 Monate nach der Prostatektomie) vergleichbar waren, ohne signifikante Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsgruppen. Einige Einschränkungen können die Ergebnisse dieser im März 2018 im Journal The Prostate publizierten Studie beeinflussen, zum Beispiel der retrospektive Charakter der Studie. (mm/ut)
Autoren: Furrer MA, Vilaseca A, Corradi RB, Boxler S, Thalmann GN, Nguyen DP. Korrespondenz: Daniel P. Nguyen, MD, Department of Urology, University Hospital Bern, CH‐3010 Bern, Switzerland. E-Mail: danielphatnguyen@hotmail.com. Studie: Repeat prostate biopsies prior to radical prostatectomy do not impact erectile function recovery and mid- to long-term continence. Quelle: Prostate. 2018 Jun;78(8):631-636. doi: 10.1002/pros.23509. Epub 2018 Mar 14. www: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/pros.23509
KOMMENTAR
Die Autoren dieser interessanten Studie zeigen, dass eine wiederholte Anzahl von Prostatabiopsien kein Risiko für die Patienten darstellt, die mit einer radikalen Prostatektomie behandelt werden, um die langfristige Kontinenz oder die Wiederherstellung der Erektionsfunktion zu beeinträchtigen. Diese Daten unterstützen daher den aktuellen Trend zur aktiven Überwachung und verzögerten lokalen Behandlung bei Patienten mit geringem Risiko und könnten dazu beitragen, den Patienten zu vermitteln, dass diese Strategie keinen Einfluss auf die funktionellen Ergebnisse nach einer radikalen Prostatektomie zu haben scheint. Die Auswirkungen des verzögerten chirurgischen Eingriffs wurden von den Autoren jedoch nicht untersucht und ein Fortschreiten der Erkrankung kann dazu führen, dass ein nervenschonender Eingriff nicht (mehr) möglich ist. (mm)
Dr. med. Dr. rer. nat. Marco Moschini, Assistenzarzt Klinik für Urologie, Kantonsspital Luzern
Abbildungen: MM AM 4 Swiss rep Pbx.doc