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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Meta-Analyse: Thromboseprophylaxe bei nicht-onkologischen Eingriffen

 

Helsinki – mechentel news – Im Vergleich zu anderen chirurgischen Disziplinen fehlte der Urologie bis jetzt ein Regelwerk bezüglich Thromboseprophylaxe in urologischer Nicht-Tumor-Chirurgie. Die internationalen Autoren um Kari A. O. Tikkinen aus den Departments of Urology and Public Health der University of Helsinki und des Helsinki University Hospital, Finnland, filterten für diese aufwändige Studie Beobachtungsstudien, um daraus das Risiko für venöse Thrombembolien im Kontrast zu den Blutungsrisiken zu vergleichen, die eine Re-Intervention innert 4 Wochen notwendig machten. Insgesamt wurden 11 geeignete Studien gefunden, die über Nicht-Tumor-Chirurgie berichteten. Die Studien hatten allesamt ein uneinheitliches Konzept für die verabreichte Prophylaxe. Die mediane Dauer der Prophylaxe bei der Nierentransplantation belief sich beispielsweise auf 12,3 Tage (IQR 3,1 – 55). Bei der perkutanen Nephrolitholapaxie, offener rekonstruktiver Chirurgie im Beckenbereich oder offener Prolapschirurgie betrug die Prophylaxe im Median nur einen Tag (IQR 0 – 1,3). Dies macht deutlich, dass die Notwendigkeit besteht, ein einheitliches Prophylaxekonzept, aufgebaut auf den jeweiligen Thrombose-/Blutungsrisiken vorzustellen. Die Autoren haben in ihrer Studie einen dreistufigen Risiko-Kalkulator (abhängig von Patientenfaktoren) vorgeschlagen. Stufe 1 (low risk): keine Risikofaktoren; Stufe 2 (medium risk, max. eines der folgenden): Alter über 75, BMI ≥ 35 kg/m2, Thromboseereignisse bei einem nahen Verwandten; Stufe 3 (high risk): bereits stattgehabte Thrombosen und/oder 2 oder mehr Risikofaktoren aus Stufe 2. Anhand dessen erläutern die Autoren spezifische Empfehlungen für jeweilige urologische Verfahren und der Notwendigkeit für Prophylaxe. Eine Prozedur mit grossem Blutungsrisiko stellt beispielsweise die transurethrale Resektion der Prostata dar, hier sollte die Notwendigkeit der Prophylaxe genau hinterfragt werden. Bei der Nierentransplantation ist eine Thromboseprophylaxe eher angezeigt, da das Blutungsrisiko niedriger ist als das Thromboserisiko. Die Autoren vertreten in der Februar-Ausgabe 2018 des Fachjournals European Urology die Ansicht, dass die allgemeine Prophylaxedauer, falls notwendig, bei allen urologischen Eingriffen 4 Wochen betragen sollte.

Autoren: Tikkinen KAO, Craigie S, Agarwal A, Siemieniuk RAC, Cartwright R, Violette PD, Novara G, Naspro R, Agbassi C, Ali B, Imam M, Ismaila N, Kam D, Gould MK, Sandset PM, Guyatt GH. Korrespondenz: Kari A.O. Tikkinen, Department of Urology, University of Helsinki and Helsinki University Hospital, Haartmaninkatu 4, Helsinki 00029, Finland. E-Mail: kari.tikkinen@gmail.com Studie: Procedure-specific Risks of Thrombosis and Bleeding in Urological Non-cancer Surgery: Systematic Review and Meta-analysis. Quelle: Eur Urol. 2018 Feb;73(2):236-241. doi: 10.1016/j.eururo.2017.02.025. Web: http://www.europeanurology.com/article/S0302-2838(17)30114-8/abstract

Kommentar

Die Autoren liefern einen ersten Ansatz für eine Vereinheitlichung der urologischen Thromboembolieprophylaxe. Teilweise ist die Evidenzlage nicht ausreichend, aber es stellt eine hilfreiche Stütze für tägliche klinische Entscheidungen dar. Eine Printversion der EAU-Guideline- Tabelle kann unter https://t.co/UqYN6x0CKl bezogen werden.