Schnellere Entfernung von Steinfragmenten im Schweinemodell durch neue bioadhäsive Komponenten
STONE TREATMENT Freiburg – mechentel news – Eine Forschungsgruppe aus Deutschland um Dominik S. Schoeb aus der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg hat in ihrer Konzeptstudie die Anwendung eines neuen chemischen Systems zur Bindung kleinster Steinfragmente während der endourologischen Sanierung bei Urolithiasis vorgestellt. Bislang ist die Behandlung kleinster residueller Fragmente technisch schwierig. Viele Chirurgen nehmen die Verklumpungseigenschaften von Blut zu Hilfe und applizieren wenige Milliliter Eigenblut des Patienten auf einen Konkrementhaufen. Nach Koagulation des Blutes kann der gesamte Steinhaufen in toto entfernt werden. Dieser experimentelle Ansatz hat den Nachteil, die Operationsdauer zu verlängern und zudem wird die Sicht aufgrund des Blutes eingeschränkt. Nun hat die Forschungsgruppe ihren auf Polysacchariden basierenden Zwei-Komponenten-Klebstoff vorgestellt, der all diese Nachteile nicht haben soll. Sie verglichen in einem ex vivo Schweinemodell die Effektivität mit Eigenblut. Für die Studie war ein erfahrener Operateur geladen, der alle Steinentfernungen vornahm. Es zeigte sich in allen Fällen eine 100%ige Steinsanierung, egal ob der Klebstoff oder Blut verwendet wurde. Vorteilig zeigte sich das Polysaccharid hinsichtlich der Anzahl an Bergungsversuchen und der insgesamten Operationszeit. Diese belief sich auf durchschnittlich 10,36 Minuten, während die Blut-Gruppe 26,12 Minuten brauchte. Die Autoren beschreiben in der Juni-Ausgabe 2017 des Journal of Endourology dass in der Kontrollgruppe, in welcher nur konventionelle Fasszangen ohne Klebstoff oder Blut verwendet wurde, eine Steinsanierung in nur 60% erreicht wurde.
Autoren: Schoeb DS, Schoenthaler M, Schlager D, Petzold R, Richter K, Grunwald I, Wetterauer U, Miernik A, Hein S. Korrespondenz: Dominik S. Schoeb, MD, Department of Urology, Medical Center, University of Freiburg, Hugstetterstr 55, D-79106 Freiburg, Germany. E-Mail: dominik.stefan.schoeb@uniklinik-freiburg.de Studie: New for Old-Coagulum Lithotomy vs a Novel Bioadhesive for Complete Removal of Stone Fragments in a Comparative Study in an Ex Vivo Porcine Model. Quelle: J Endourol. 2017 Jun;31(6):611-616. doi: 10.1089/end.2017.0125. Web: http://online.liebertpub.com/doi/10.1089/end.2017.0125
Kommentar
Ein interessanter Ansatz, der in Spezialfällen wohl die Operationszeit signifikant verkürzen könnte. Vor allem bei grosser Steinlast mit kleinsten Fragmenten scheint der Klebstoff von Nutzen zu sein, da die frustranen Bergungsversuche eingeschränkt werden können und somit auch die Operationszeit im Vergleich zur Blut-Gruppe deutlich verkürzt werden sollte. Zudem ist ein essentieller Punkt in der Steinbehandlung die gute Sicht. Durch Blut kann diese stark eingeschränkt werden. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich dieser Klebstoff in gross angelegten randomisierten Studien schlagen wird. Bis dahin bleibt das Mittel der Wahl die Eigenblut-Verabreichung, welche zudem aus der Kostensicht heraus betrachtet auch in Zukunft unschlagbar bleiben wird.