Outcome nach Salvage-Operation bei Versagen der fokalen Therapie schlechter als nach primärer radikaler Prostatektomie
PROSTATE Paris – mechentel news – Am Institut Mutualiste Montsouris der Université Paris-Descartes in Frankreich untersuchten Igor Nunes-Silva et al. die Auswirkungen der fokalen Therapie auf die perioperativen, onkologischen und funktionellen Ergebnisse bei Patienten, die eine roboter-gestützte radikale Salvage-Prostektomie erhalten hatten im Vergleich zu Patienten, die einer primären roboter-gestützten radikalen Prostatektomie unterzogen worden waren. Die fokale Therapie wurde bei Patienten durchgeführt, die einen Gleason Score 3 + 3 oder 3 + 4, ein klinisches Stadium cT2a oder weniger, ein prostataspezifisches Antigen im Serum von 15 ng/ml oder weniger, eine unilaterale positive Biopsie, eine maximale Länge eines jeden positiven Kerns von weniger als 10 mm und eine Lebenserwartung von über 10 Jahre aufwiesen. Die fokale Therapie war definiert als gezielte Entfernung der indizierenden Veränderung zuzüglich eines Sicherheitsabstandes von 1 cm im gesunden ipsilateralen Prostataparenchym. Die Salvage-Gruppe umfasste 22 Männer, die eine Salvage-Prostatektomie mit Therapieversagen nach fokaler Therapie. Anhand einer 1 : 2 Auswahl von 44 aus 2.750 Patienten, die mittels primärer Prostatektomie therapiert wurden, wurde die primäre Gruppe wurde aus gematchten Paaren gebildet. Die primären und sekundären Endpunkte waren die Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich des funktionellen beziehungsweise des onkologischen Outcomes. Die Komplikationsraten waren vergleichbar (p > 0,05). Auch die Wahrscheinlichkeit, keine Vorlagen benutzen zu müssen, war zwischen den Gruppen nach ein und nach zwei Jahren ähnlich (p = 0,8). Zur Wiederherstellung der erektilen Funktion kam es nach der roboter-gestützten radikalen Salvage-Prostatektomie signifikant seltener (p = 0,008), zudem ergab sich eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit des kumulativen biochemischen rezidivfreien Überlebens im Vergleich zur primären robotergestützten radikalen Prostatektomie (56,3 % gegenüber 92,4 % nach 2 Jahren, p = 0,001). Die Salvage-Prostatektomie zeigte ein signifikant erhöhtes Risiko für ein biochemisches Rezidiv (HR 4,8; 95 % KI 1,67 – 13,76; p = 0,004). Die Limitationen dieser Studie umfassten nach Ansicht der Autoren den retrospektiven Charakter, das Fehlen einer Randomisierung und die kurze Nachbeobachtungszeit. In der elektronischen Vorabpublikation im Mai 2017 beim Journal of Urology fassen sie zusammen: eine robotergestützte radikale Salvage-Prostatektomie nach Versagen der fokalen Therapie ist mit akzeptablen Komplikationsraten möglich. Allerdings sollten Patienten, die einer primären Fokustherapie zugewiesen werden, über eine schlechtere Prognose in Bezug auf die Beherrschung des Tumors und niedrigere Raten einer erektilen Erholung im Falle einer zukünftigen Salvage-Operation informiert werden. (bs)
Autoren: Nunes-Silva I, Barret E, Srougi V, Baghdadi M, Capogrosso P, Garcia-Barreras S, Kanso S, Tourinho-Barbosa R, Carneiro A, Sanchez-Salas R, Rozet F, Galiano M, Cathelineau X. Korrespondenz: Institut Mutualiste Montsouris, 42 Blvd. Jourdan, 75014, Paris, France. E-Mail: eric.barret@imm.fr Studie: Effect of Prior Focal Therapy on Perioperative, Oncologic and Functional Outcomes of Salvage Robotic Assisted Radical Prostatectomy. Quelle: J Urol. 2017 May 25. pii: S0022-5347(17)74439-4. doi: 10.1016/j.juro.2017.05.071. [Epub ahead of print] Web: http://www.jurology.com/article/S0022-5347(17)74439-4/abstract
Kommentar Matched-pair Analyse aus der Montsouris-Klinik Paris von 44 mehrheitlich low risk- und wirklich unifokal (u.a. 50 % Cryo, 32 % HIFU) behandelten Prostatakarzinomen mit darauffolgender Salvage-Prostatektomie wegen Therapieversagens vs. primärer Prostatektomie mit 1 Jahr follow-up. Funktionell kein Unterschied bezüglich Komplikationsrate und Urin-Kontinenz, was ein Hinweis dafür ist, dass die Salvage-Prostatektomie nach fokaler Therapie sehr wohl und ungleich besser als nach Radiotherapie machbar ist. Obwohl die Autoren die Präparation bei den fokal vorbehandelten Patienten nicht schwieriger bzw. mühsamer empfanden, wurden die Nervbündel weniger geschont, was sich in einer schlechteren Potenz widerspiegelt. Onkologisch ist aber Vorsicht geboten: Bezüglich biochemischem Relapse zeigt die Salvage-Gruppe eine signifikant höhere Rate und kürzere Dauer bis zum Rezidiv! Die Zeit bis zur Feststellung des Therapie-Versagens und damit zur Salvage-Prostatektomie betrug median 24 Monate, was die Frage aufkommen lässt, ob das Follow-up und die gängige Definition der Failure adäquat sind. Zusammengefasst: Fokale Therapie als sichere und nebenwirkungsarme Option des low risk PCa – die Rechnung kommt dann im eventuellen Salvage-Setting!