Meta-Analyse zu Atropin bei kindlicher Myopie: Wirksamkeit nicht, Nebenwirkungen aber durchaus dosisabhängig
[(TOP)] PEDIATRICS & STRABISM Chengdu – mechentel news – Es besteht noch eine gewisse Unsicherheit über den klinischen Wert und die Dosierung von Atropin zur Behandlung der Myopie bei Kindern. Qianwen Gong et al. aus dem Department of Optometry and Visual Science am West China Hospital der Sichuan University in Chengdu, China, stellten Wirksamkeit und Nebenwirkungen verschiedener Dosierungen von Atropin in der Myopie-Behandlung von Kindern einander gegenüber. Die Daten wurden aus PubMed, EMBASE und dem Cochrane Central Register of Controlled Trials vom Anbeginn bis zum 30. April 2016 gewonnen. Die Referenzlisten veröffentlichter Reviews sowie clinicaltrials.gov wurden nach weiteren relevanten Studien durchsucht. Die Schlüssel-Suchbegriffe umfassten Myopie, refraktive Fehler und Atropin. Nur Studien in englischer Sprache wurden aufgenommen. Für die Analyse ausgewählt wurden randomisierte klinische Studien und Kohortenstudien, die Patienten mit Myopie im Alter von unter 18 Jahren aufgenommen hatten, welche Atropin in mindestens einem Behandlungsarm erhalten hatten und die über den jährlichen Anteil einer Progression der Myopie und über Nebenwirkungen der Atropintherapie berichteten. Zwei Reviewer extrahierten unabhängig voneinander die Daten. Die Heterogenität wurde statistisch durch Q-, H- und I2-Statistik quantifiziert und die Metaanalyse wurde unter Verwendung des Zufallseffekte-Modells durchgeführt. Die Bias-Kriterien der Cochrane Collaboration 6 sowie die Newcastle-Ottawa Scale wurden angewendet, um das Biasrisiko abzuschätzen. Der primäre Zielparameter war der Unterschied in der Wirksamkeit und das Auftreten von Nebenwirkungen bei verschiedenen Dosierungen von Atropin gegenüber Kontrollbedingungen. Die sekundären Zielparameter beinhalteten die Unterschiede in den Nebenwirkungen zwischen asiatischen und weissen Patienten. Insgesamt wurden neunzehn einzelne Studien mit 3.137 einzelnen Kindern in die Analyse aufgenommen. Die gewichteten mittleren Unterschiede zwischen den Atropin- und Kontrollgruppen bei der Myopie-Progression betrugen 0,50 Dioptrien (D) pro Jahr für niedrig dosiertes Atropin, 0,57 D pro Jahr für mittel dosiertes Atropin und 0,62 D pro Jahr für hochdosiertes Atropin (p < 0,001), was zu einer hohen Effektgrösse führte (Cohens d 0,97, 1,76 beziehungsweise 1,94). Alle Dosen von Atropin waren daher in Bezug auf die Progression der Myopie gleichermassen vorteilhaft (p = 0,15). Hochdosiertes Atropin war mit häufigeren nachteiligen Effekten assoziiert, wie die 43,1-prozentige Inzidenz von Photophobie im Vergleich zu 6,3 % bei niedrig dosiertem Atropin und 17,8 % bei einer mittleren Dosierung (p = 0,03). Darüber hinaus wurden Unterschiede in der Inzidenz von unerwünschten Effekten zwischen asiatischen und weissen Patienten nicht festgestellt (p = 0,37 für Photophobie). Die Autoren halten in der Juni-Ausgabe 2017 des JAMA Ophthalmology fest, dass diese Meta-Analyse darauf hindeute, dass die Wirksamkeit von Atropin innerhalb des geschilderten Bereichs dosisunabhängig ist, während die nachteiligen Wirkungen dosisabhängig sind. (bs)
Autoren: Gong Q, Janowski M, Luo M, Wei H, Chen B, Yang G, Liu L. Korrespondenz: Department of Optometry and Visual Science, West China Hospital/West China School of Medicine, Sichuan University, Chengdu, China. Studie: Efficacy and Adverse Effects of Atropine in Childhood Myopia: A Meta-analysis. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2017 Jun 1;135(6):624-630. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2017.1091. Web: http://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2627274