Review: Valaciclovir versus Aciclovir bei der Behandlung von Herpes Zoster Ophthalmicus
UVEITIS Mainz – mechentel news – Herpes Zoster Ophthalmicus beeinträchtigt sowohl das Auge als auch das Sehen und wird durch eine Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus in den Verzweigungen der ersten Division des Nervus trigeminus hervorgerufen. Eine aggressive Vorgehensweise gegen den akuten Herpes Zoster Ophthalmicus mit systemischer antiviraler Medikation wird als Standard-Erstlinien-Behandlung bei Herpes Zoster Ophthalmicus-Infektionen empfohlen. Sowohl Aciclovir als auch die Vorstufe Valaciclovir sind Medikationen, die für die systemische Behandlung von Herpes Zoster zugelassen sind. Obwohl bekannt ist, dass Valaciclovir eine verbesserte Bioverfügbarkeit und eine beständigere Plasmakonzentration aufweist, ist gegenwärtig nicht bekannt, ob dies zu besseren Behandlungsergebnissen und weniger okulären Komplikationen führt. Um die Effekte von Valaciclovir versus Aciclovir im systemischen antiviralen Einsatz gegen Herpes Zoster Ophthalmicus bei immunkompetenten Patienten zu bewerten, führten Alexander K. Schuster und Kollegen von der Abteilung für Ophthalmologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, Deutschland, eine systemische Datenbankrecherche durch. Die Forscher durchsuchten die elektronischen Datenbanken CENTRAL (welche das Cochrane Eyes and Vision Trials Register von 2016 Issue 5 enthält), Ovid MEDLINE, Ovid MEDLINE In-Process and Other Non-Indexed Citations, Ovid MEDLINE Daily, Ovid OLDMEDLINE (Januar 1946 bis Juni 2016), Embase (Januar 1980 bis Juni 2016), Web of Science Conference Proceedings Citation Index-Science (CPCI-S; Januar 1990 bis Juni 2016), BIOSIS Previews (Januar 1969 bis Juni 2016), die ISRCTN registry (www.isrctn.com/editAdvancedSearch), ClinicalTrials.gov (www.clinicaltrials.gov) und die World Health Organization (WHO) International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP; www.who.int/ictrp/search/en) auf Studien, ohne irgendwelche Einschränkungen hinsichtlich Datum oder Sprache (letzte Recherche am 13. Juni 2016). Es wurden sämtliche randomisierte Kontrollstudien betrachtet, die einen Vergleich der systemischen Wirkstoffe Valaciclovir und Aciclovir in der Behandlung von Herpes Zoster Ophthalmicus vornahmen. Zwei unabhängige Reviewer selektierten die Studien, bewerteten das Bias-Risiko und extrahierten und analysierten die Daten. Da nur eine Studie die Einschlusskriterien vollständig erfüllte, wurde keine Meta-Analyse durchgeführt. Die Forscher bewerteten den Aussagegehalt der ausgewählten Ergebnisse mittels des GRADE-Ansatzes. Bei dieser einzigen Studie handelte es sich um eine multizentrische, randomisierte Doppelblind-Studie aus Frankreich, in der 110 immunkompetente Patienten mit Herpes Zoster Ophthalmicus, welcher innerhalb von 72 Stunden nach den ersten Hautausschlägen diagnostiziert wurde, behandelt wurden. 56 Patienten wurden dabei der Valaciclovir- und 54 Patienten der Ciclovir-Gruppe zugewiesen. Über die Studie wurde nur unzureichend Bericht erstattet, sodass die Bewertung des Bias-Risikos für die meisten Bereiche als unklar angesehen werden musste. Über sechs Monate andauernde okuläre Läsionen bestanden bei 2/56 Patienten der Valaciclovir- beziehungsweise bei 1/54 Patienten der Aciclovir-Gruppe (Risikoquote [RR]: 1,93; 95 % Konfidenzintervall [CI]: 0,18 – 20,65; sehr geringe Aussagekraft). Ein dendritischer Ulkus trat bei 3/56 beziehungsweise 1/54 Patienten (Valaciclovir versus Aciclovir; RR: 2,89; 95 % CI: 0,31 – 26,96; sehr geringe Aussagekraft) und eine Uveitis bei 7/56 beziehungsweise 9/54 Patienten auf (RR: 0,96; 95 % CI: 0,36 – 2,57; sehr geringe Aussagekraft). In gleicher Weise bestand Unklarheit bezüglich der Auswirkungen beider Behandlungen auf den post-herpetischen Schmerz sowie die Nebenwirkungen (Erbrechen, Augenlid- oder Gesichtsödeme, gestreuter Zoster). Hinsichtlich der Bedenken über Ungenauigkeit (geringe Anzahl der Ereignisse und grosse Konfidenzintervalle) und Limitierungen der Studie, wurde der Aussagegehalt mittels des GRADE-Ansatzes als niedrig bis sehr niedrig für den Einsatz von Valaciclovir verglichen mit Aciclovir eingestuft. Dieser im November 2016 in der Fachzeitschrift Cochrane Database of Systematic Reviews erschienene Übersichtsartikel enthält lediglich Daten einer einzigen Studie, welche methodologische Limitierungen aufweist. Die Ergebnisse der Autoren lassen somit nur einen eingeschränkten relativen Nutzwert und ein unsicheres Gefahrenpotential von Valaciclovir versus Aciclovir im Einsatz gegen Herpes Zoster Ophthalmicus erkennen. Lediglich die weitverbreitete Anwendung beider Medikationen in der Behandlung des Herpes Zoster Ophthalmicus sei die Regel. Weitere gut konzipierte sowie methodisch hochwertige Studien sind notwendig. (ut)
Autoren: Schuster AK, Harder BC, Schlichtenbrede FC, Jarczok MN, Tesarz J. Korrespondenz: Alexander K Schuster, Department of Ophthalmology, University Medical Center Mainz, Langenbeckstr. 1, Mainz, 55131, Germany. Electronic address: alexander.k.schuster@gmx.de. Studie: Valacyclovir versus acyclovir for the treatment of herpes zoster ophthalmicus in immunocompetent patients. Quelle: Cochrane Database Syst Rev. 2016 Nov 14; 11:CD011503. Web: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD011503.pub2/abstract;jsessionid=05250BD9455D5BC5B9EBDBE46F90D967.f03t01