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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Deutliche Unterschiede in den Drusenpapillen bei Patienten mit versus ohne Gesichtsfeldausfällen

 

NEUROOPHTHA London & Zürich – mechentel news – Bei kalkartigen Ablagerungen am Sehnervenkopf spricht der Fachmann von einer Drusenpapille. Infolge der Abdrückung von Nervenfasern des Nervus opticus kommt es zur Wucherung von degeneriertem Nervenfasergewebe. Mittels Spektral-Domänen optischer Kohärenztomografie (SD-OCT) mit verbesserter Tiefenbildgebung (enhanced depth imaging, EDI) als anerkanntes sensitives Messverfahren können solche Drusenpapillen diagnostiziert werden. Die Beziehung zwischen OCT-Charakteristika und Sehverlust wurde noch nicht ausreichend belegt. Die von Gishlaine L. Traber et al. vom Moorfields Eye Hospital in London, United Kingdom und von der Abteilung für Ophthalmologie des Universitätskrankenhauses der Universität von Zürich, Schweiz, vorgelegte deskriptive Studie vergleicht mittels EDI-SD-OCT ermittelte morphologische Merkmale von Drusen an Augen mit oder ohne Gesichtsfeldausfällen. In diese Studie einbezogen wurden Patienten mit diagnostizierten Drusenpapillen und EDI-SD-OCT-Aufnahmen des Sehnervenkopfes, die den neuro-ophthalmologischen Service am Moorfields Eye Hospital zwischen Januar 2013 und Oktober 2014 in Anspruch nahmen. Die Wissenschaftler verglichen die Augen mit und ohne Sehfelddefekte in Bezug auf die retinale Nervenfaserschichtdicke (RNFL), die Drusenmorphologie, Grösse und Ausdehnung sowie Sichtbarkeit der Drusenpapillen mittels Funduskopie, Ultraschall und Fundus-Autofluoreszenz. Endpunkte der Studie sind die Unterschiede in den OCT-Charakteristika von Drusenpapillen bei Patienten mit oder ohne Gesichtsfeldausfällen. Insgesamt wurden 69 Augen mit Drusenpapillen von 38 Patienten in diese Studie inkludiert. 33 Augen wiesen ein normales Gesichtsfeld mit einer durchschnittlichen mittleren Abweichung (mean deviation, MD) von -0,96 ± 1,2 dB und einer Muster-Standardabweichung (pattern standard deviation, PSD) von 1,6 ± 0,3 dB auf (Gruppe I), wohingegen die MD bei den 36 Augen mit Gesichtsfelddefekten bei -13,7 ± 10,4 dB und die PSD bei 7,2 ± 3,6 dB lag (Gruppe II). Die mittlere globale RNFL betrug bei der letztgenannten Gruppe 62,0 ± 20,9 µm und 99,0 ± 12,9 µm bei der Gruppe I, in welcher peripapilläre Drusen variabler Grösse der vorherrschende Drusentyp war. Hingegen wiesen die meisten Augen der Gruppe II konfluente (p < 0,02) und grosse (> 500 µm; p < 0,003) Drusen auf, wobei jene Drusen allerdings besser bei der Funduskopie (p = 0,001), Ultraschall (p = 0,013) und Autofluoreszenz (p = 0,002) sichtbar waren. Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen wiesen in der Clusteranalyse eine statistische Signifikanz auf. Die RNFL-Abnahme und die Autofluoreszenz liessen eine relative Verschonung des temporalen Sektors erkennen. 64 % der Patienten mit einem Gesichtsfeldausfall in einem Auge, wiesen ebenfalls einen Gesichtsfelddefekt im Partnerauge auf. In der im Januar 2017 in der Fachzeitschrift Ophthalmology erschienen Studie fassten die Autoren zusammen, dass sich sowohl die Drusengrösse als auch der Drusentyp, wie morphologische Charakteristika mittels OCT offenbarten, bei Patienten mit und ohne Gesichtsfelddefekten deutlich unterscheiden. Konfluente, grosse und autofluoreszente Drusen wurden häufiger bei Patienten mit Gesichtsfeldausfällen gefunden. Diese Erkenntnisse könnten bei der Klärung der bis heute offenen Frage, wie Drusen am Sehverlust beteiligt sind, behilflich sein. (ut)

Autoren: Traber GL, Weber KP, Sabah M, Keane PA, Plant GT. Korrespondenz: Ghislaine L. Traber, MD, FEBO, Department of Ophthalmology, University Hospital Zurich, Frauenklinikstrasse 24, CH-8091 Zurich, Switzerland. Electronic address: ghislaine.traber@usz.ch. Studie: Enhanced Depth Imaging Optical Coherence Tomography of Optic Nerve Head Drusen: A Comparison of Cases with and without Visual Field Loss. Quelle: Ophthalmology. 2017 Jan; 124(1):66-73. doi: 10.1016/j.ophtha.2016.09.022. Epub 2016 Nov 3. Web: http://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(16)31366-5/abstract