Höhere gesamte und supplementierte Vitamin C-Aufnahme korreliert mit höherem Nierensteinrisiko bei Männern – nicht bei Frauen
OBERE HARNWEGE Rom/Boston – mechentel news – Vergangene Studien zu Vitamin C als Risikofaktor für Nierensteine wurden vor allem mit Männern durchgeführt und lieferten entweder unterschiedliche Ergebnisse für supplementäres und diätetisches Vitamin C oder untersuchten diätetisches Vitamin C gar nicht. Das Autorenteam um Pietro M. Ferraro, tätig an der Nephrologischen Abteilung des Columbus-Gemelli University Hospitals der Catholic University of the Sacred Heart in Rom, Italien, sowie in der Channing Division of Network Medicine der Harvard Medical School in Boston, USA, legte dazu eine prospektive Kohortenstudie vor. 156.735 Frauen der Nurses‘ Health Study (NHS) I und II und 40.536 Männer der Health Professionals Follow-up-Studie (HPFS) wurden einbezogen. Erhoben wurde die gesamte, die diätetische und die supplementäre Vitamin C-Aufnahme, bereinigt um Alter, Body-Mass-Index, Thiazid-Anwendung und Ernährungsfaktoren. Endpunkt war das Auftreten von Nierensteinen. Während des mittleren Beobachtungszeitraums von 11,3 bis 11,7 Jahren wurden 6.245 Fälle von Nephrolithiasis ermittelt. Nach multivariater Bereinigung war die Gesamtaufnahme von Vitamin C in Milligramm (< 90 [Referenz], 90 – 249, 250 – 499, 500 – 599 und ≥ 1000 mg/Tag) bei Frauen zwar nicht signifikant mit dem Risiko für Nierensteine verbunden, korrelierte hingegen bei Männern dosisabhängig (Hazard Ratios von 1,00 [Referenz], 1,19 [95 % Konfidenzintervall 0,99 – 1,46], 1,15 [95 % KI 0,93 – 1,42], 1,29 [95 % KI 1,04 – 1,60] und 1,43 [95 % 1,79]; p = 0,005). Die mittlere Gesamtaufnahme von Vitamin C in der Kategorie 500 bis 900 mg/Tag lag bei ~ 700 mg/Tag. Die Aufnahme von supplementärem Vitamin C (keine Anwendung [Referenz], < 500, 500-999 und ≥ 1.000 mg/Tag) war bei Frauen nicht signifikant mit dem Risiko für Nierensteine assoziiert, war dies hingegen bei Männern (HR 1,19 [95 % KI 1,01 – 1,40] bei ≥ 1000 mg/Tag, p = 0,001). Für die rein diätetische Vitamin C-Zufuhr konnte keine Korrelation mit Nierensteinen bei Männern oder Frauen gefunden werden, wobei nur wenige Teilnehmer eine ernährungsbedingte Aufnahme von > 700 mg/Tag aufwiesen. Unter den gegebenen Einschränkungen (die Nährstoffzufuhr wurde aus Fragebögen zur Häufigkeit verwendeter Lebensmittel gewonnen; Daten zur chemischen Zusammensetzung der Steine fehlten in allen Fällen) kommen die Autoren in der März-Ausgabe 2016 des American Journal of Kidney Disease zu dem Schluss: Die gesamte und die supplementäre Aufnahme von Vitamin C war bei Männern signifikant mit einem höheren Risiko für das Auftreten von Nierensteinen verbunden, nicht jedoch bei Frauen. (bs)
Autoren: Ferraro PM, Curhan GC, Gambaro G, Taylor EN. Korrespondenz: Pietro Manuel Ferraro, MD, MSc, Division of Nephrology–Renal Program, Department of Medical Sciences, Columbus-Gemelli University Hospital, Catholic University of the Sacred Heart, 00168, Rome, Italy. E-Mail: manuel.ferraro@channing.harvard.edu. Studie: Total, Dietary, and Supplemental Vitamin C Intake and Risk of Incident Kidney Stones. Quelle: Am J Kidney Dis. 2016 Mar;67(3):400-7. doi: 10.1053/j.ajkd.2015.09.005. Web: http://www.ajkd.org/article/S0272-6386(15)01163-4/abstract
Kommentar:
Die supplementäre Einnahme von Vitamin C wurde in der Vergangenheit mit der Bildung von Oxalatsteinen in Verbindung gebracht, da Vitamin C die Oxalat-Ausscheidung im Urin erhöhen soll. In den 1980ern wurde gezeigt, dass Vitamin C im Urin instabil ist (1); mit seinem Zerfall, der pH-abhängig zu sein scheint, erhöhte sich die Oxalatkonzentration im Urin. Am höchsten war die Konversion von Vitamin C zu Oxalat bei pH 7, am tiefsten bei pH 5. Warum Männer allerdings ein höheres Steinrisiko in der vorliegenden Studie durch Vitamin C-Einnahme hatten als Frauen (Salz und Fleischeinnahme, Bewegung, Einnahme von Zitrusfrüchten oder einfach eine unterschiedliche Trinkmenge pro Tag?), bleibt indes unklar.
(1) Chalmers AH, Cowley DM, McWhinney BC. 1985. Stability of ascorbate in urine: relevance to analyses for ascorbate and oxalate. Clin Chem 31:1703-1705.