Beim fortgeschrittenen Prostata-Ca erscheint zusätzliche Docetaxel-Therapie zum Start der langfristigen Hormonbehandlung sinnvoll
Coventry – mechentel news – Seit den 1940iger Jahren ist die langfristige Hormonbehandlung die Standardtherapie beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom gewesen. STAMPEDE ist eine randomisierte kontrollierte Studie mit einem mehrarmigen, mehrstufigen Plattform-Design. Sie rekrutiert Männer mit lokal fortgeschrittenem, metastasierenden oder rezidivierenden Hochrisiko-Prostatakarzinom, die als First-Line-Therapie mit einer langfristigen Hormonbehandlung beginnen. Die Autoren um Nicolas D. James aus der Warwick Medical School der University of Warwick in Coventry, UK, berichten über Ergebnisse zum primären Endziel Überleben für die drei Vergleiche der Studie: Zusatz von Zoledronsäure, Docetaxel oder ihrer Kombination zur Standardtherapie gegenüber der Standardtherapie allein. Die Standardtherapie bestand aus einer mindestens zweijährigen Hormontherapie, Strahlentherapie wurde bei Patienten im Stadium N0M0 bis zum November 2011 empfohlen, ab dann war sie obligatorisch; Strahlentherapie war optional für Patienten mit Lymphknoten-positiver nicht-metastasierender Erkrankung (N+M0). Eine stratifizierte Randomisierung via Minimierungsverfahren wies die Patienten 2:1:1:1 dem Standardverfahren (standard of care only, SOC-only; Kontrollgruppe), der Standardtherapie plus Zoledronsäure (SOC + ZA), der Standardtherapie plus Docetaxel (SOC + Doc) oder der Standardtherapie mit sowohl Zoledronsäure als auch Docetaxel (SOC + ZA + Doc) zu. Zoledronsäure (4 mg) wurde sechsmal in 3-wöchigen Abständen verabreicht, anschliessend alle 4 Wochen für insgesamt 2 Jahre und Docetaxel (75 mg/m) in sechs Zyklen alle 3 Wochen zusammen mit 10 mg Prednisolon täglich. Die Therapiezuordnung war nicht verblindet. Das primäre Endziel war das Gesamtüberleben. Die paarweisen Vergleiche der Studien- mit der Kontrollgruppe hatten eine 90-prozentige Teststärke bei 2,5 % einseitigem α der Hazard Ratio (HR) 0,75, was ungefähr 400 Todesfälle im Kontrollarm erforderte. Die statistischen Analysen wurden mittels Standardverfahren des Log-Rank-Tests für Time-to-event-Daten, Hazard Ratios (HRs) und 95 % Konfidenzintervallen aus bereinigten Modellen nach Cox abgeleitet. Diese Studie ist bei ClinicalTrials.gov (NCT00268476) und ControlledTrials.com (ISRCTN78818544) registriert. Zwischen dem 5. Oktober 2005 und dem 31. März 2013 wurden 2.962 Männer randomisiert den vier Gruppen zugeordnet. Das mittlere Alter lag bei 65 Jahren (IQR 60 – 71). 1817 (61 %) der Patienten hatten eine Erkrankung im Stadium M+, 448 (15 %) waren dem Stadium N+/X M0 zuzuordnen und 697 (24 %) waren im Stadium N0M0. 165 (6 %) der Patienten waren vorher mit Lokaltherapie behandelt worden und der mittlere Wert des Prostata-spezifischen Antigens betrug 65 ng/ml (IQR 23 – 184). Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 43 Monate (IQB 30 – 60). Es gab 414 Todesfälle in der Kontrollgruppe (347 [84 %] durch Prostatakarzinom). Das mittlere Gesamtüberleben lag bei 71 Monaten (IQR 32 – nicht erreicht) in der SOC-only-Gruppe, bei nicht erreicht (32 – nicht erreicht) für SOC + ZA (HR 0,94, 95 % KI 0,79 – 1,11; p = 0,450), bei 81 Monaten (41 – nicht erreicht) für SOC + Doc (0,78; 0,66 – 0,93; p = 0,006) und bei 76 Monate (39 – nicht erreicht) für SOC + ZA + Doc (0,82; 0,69 – 0,97; p = 0,022). Es ergaben sich (für jede der Behandlungen) keine Anzeichen für eine Heterogenität des Behandlungseffektes zwischen vordefinierten Untergruppen. Unerwünschte Ereignisse Grad 3 bis 5 wurden von 399 (32 %) der Patienten berichtet, die nur SOC erhielten, von 197 (32 %) der Patienten der SOC + ZA Gruppe, von 288 (52 %) derjenigen, die SOC + Doc erhielten und von 269 (52 %) der kombinierten Gruppe SOC + ZA + Doc. Die Autoren fassen in der März-Ausgabe 2016 des medizinischen Fachjournals Lancet zusammen, dass sich für die Anwendung von Zoledronsäure keine Evidenz hinsichtlich einer Verbesserung des Überlebens zeigte und sie daher für diese Patientenpopulation nicht standardmässig eingesetzt werden sollte. Unter einer Docetaxel-Chemotherapie zum Zeitpunkt des Beginns einer langfristigen Hormontherapie lies sich eine Verbesserung des Überlebens nachweisen, verbunden mit einem Anstieg der Nebenwirkung. Eine Docetaxel-Therapie sollte daher nach Ansicht der Autoren bei entsprechend belastbaren Patienten Teil der Standardbehandlung werden und mit Start der langfristigen Hormontherapie beginnen. (bs)
Autoren: James ND, Sydes MR, Clarke NW, Mason MD, Dearnaley DP, Spears MR, Ritchie AW, Parker CC, Russell JM, Attard G, de Bono J, Cross W, Jones RJ, Thalmann G, Amos C, Matheson D, Millman R, Alzouebi M, Beesley S, Birtle AJ, Brock S, Cathomas R, Chakraborti P, Chowdhury S, Cook A, Elliott T, Gale J, Gibbs S, Graham JD, Hetherington J, Hughes R, Laing R, McKinna F, McLaren DB, O’Sullivan JM, Parikh O, Peedell C, Protheroe A, Robinson AJ, Srihari N, Srinivasan R, Staffurth J, Sundar S, Tolan S, Tsang D, Wagstaff J, Parmar MK; STAMPEDE investigators. Korrespondenz: Mr Matthew R Sydes, MRC Clinical Trials Unit at UCL, London WC2B 6NH, UK. E-Mail: m.sydes@ucl.ac.uk. Studie: Addition of docetaxel, zoledronic acid, or both to first-line long-term hormone therapy in prostate cancer (STAMPEDE): survival results from an adaptive, multiarm, multistage, platform randomised controlled trial. Quelle: Lancet. 2016 Mar 19;387(10024):1163-77. doi: 10.1016/S0140-6736(15)01037-5. Web: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(15)01037-5/abstract.