Inzidenz von Keimbahnmutationen in DNA-Reparaturgenen bei Männern mit metastasierendem Prostatakarzinom erhöht
Seattle – mechentel news – Vererbte Mutationen in DNA-Reparaturgenen wie BRCA2 sind mit einem erhöhten Risiko für letalen Prostatakrebs verbunden. Zwar ist die Prävalenz von Keimbahnmutationen in DNA-Reparaturgenen bei Männern mit lokalisiertem Prostatakarzinom, die hinsichtlich familiärer Disposition nicht vorselektiert sind, nicht ausreichend, um eine Routinetestung zu rechtfertigen; allerdings wurde die Häufigkeit solcher Mutationen bei Patienten mit metastasierendem Prostatakarzinom noch nicht bestimmt. Die Autoren um Colin C. Pritchard von der University of Washington in Seattle, USA, rekrutierten 692 Männer mit dokumentiertem metastasierenden Prostatakarzinom, unabhängig von ihrer Familienanamnese hinsichtlich Krebserkrankungen und ihres Alters bei Diagnosestellung. Die Keimbahn-DNA wurde isoliert und mittels Multiplex-Sequenzierungsassays wurden Mutationen in 20 DNA-Reparaturgenen bestimmt, die mit autosomal dominanten Prädispositionssyndromen für Krebs in Verbindung stehen. Insgesamt wurden 84 DNA-Reparaturgen-Mutationen der Keimbahn, von denen angenommen wurde, dass sie sich schädlich auswirken, bei 82 Männern (11,8 %) identifiziert; die Mutationen wurden in 16 Genen gefunden, einschließlich BRAC2 (37 Männer [5,3 %]), ATM (11 [1,6 %]), CHEK2 (10 [1,9 % von 534 Männern mit Daten dazu]), BRCA1 (6 [0,9 %]), RAD51D (3 [0,4 %]) und PALB2 (3 [0,4 %]). Die Mutationshäufigkeiten unterschieden sich nicht, je nachdem ob eine familiäre Vorgeschichte hinsichtlich Prostatakarzinom bestand oder entsprechend des Alters bei Diagnosestellung. Insgesamt überstieg die Häufigkeit von Keimbahnmutationen der DNA-Reparaturgene bei Männern mit metastasierendem Prostatakarzinom signifikant die Prävalenz von 4,6 % unter 499 Männern mit lokalisiertem Prostatakarzinom (p < 0,001), einschließlich Patienten mit einer Hochrisiko-Erkrankung sowie die Prävalenz von 2,7 % im Exome Aggregation Consortium, welches 53.105 Personen ohne eine bekannte Krebsdiagnose umfasst (p < 0,001). Die Autoren fassen in der elektronischen Vorabpublikation im Juli 2016 beim New England Journal of Medicine zusammen, dass sich in ihrer multizentrischen Studie bei Patienten mit metastasierendem Prostatakarzinom eine Inzidenz von Keimbahnmutationen in Genen, die DNA-Reparaturprozesse steuern, von 11,8 % ergab, ein Wert, der signifikant höher liegt als die Inzidenz unter Männern mit einem lokalisierten Prostatakarzinom. Dabei unterschied sich die Häufigkeit der Keimbahnmutationen von DNA-Reparaturgenen unter Patienten mit metastasierender Erkrankung nicht signifikant in Abhängigkeit vom Alter bei Diagnosestellung oder der Familienanamnese hinsichtlich Prostatakarzinom. (bs)
Autoren: Pritchard CC, Mateo J, Walsh MF, De Sarkar N, Abida W, Beltran H, Garofalo A, Gulati R, Carreira S, Eeles R, Elemento O, Rubin MA, Robinson D, Lonigro R, Hussain M, Chinnaiyan A, Vinson J, Filipenko J, Garraway L, Taplin ME, AlDubayan S, Han GC, Beightol M, Morrissey C, Nghiem B, Cheng HH, Montgomery B, Walsh T, Casadei S, Berger M, Zhang L, Zehir A, Vijai J, Scher HI, Sawyers C, Schultz N, Kantoff PW, Solit D, Robson M, Van Allen EM, Offit K, de Bono J, Nelson PS. Korrespondenz: Dr. Nelson at the Division of Human Biology, Fred Hutchinson Cancer Research Center, 1100 Fairview Ave., Mailstop D4-100, Seattle, WA 98109, USA. E-Mail: pnelson@fhcrc.org. Studie: Inherited DNA-Repair Gene Mutations in Men with Metastatic Prostate Cancer. Quelle: N Engl J Med. 2016 Jul 6. [Epub ahead of print] DOI: 10.1056/NEJMoa1603144. Web: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1603144#t=abstract.